Friedberger Allgemeine

Sanieren oder abreißen?

Wann ein Neubau wirklich die bessere Lösung ist

- VON MARTIN SAMBALE rat@augsburger allgemeine.de

Alte Häuser haben Charme, aber auch gravierend­e Nachteile. Der Wohnkomfor­t entspricht nicht mehr heutigen Ansprüchen, die Zimmer und Fenster sind klein und in den Räumen wird es nie richtig warm – obwohl der Energiever­brauch erschrecke­nd hoch ist. Wer ein älteres Haus erbt oder kauft, steht mitunter vor der Frage: Soll ich das Gebäude aufwendig sanieren oder gleich abreißen und ein neues Haus auf dem Grund errichten?

Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Erst nach einem sorgfältig­en Abwägen aller Argumente kann die bestmöglic­he Entscheidu­ng getroffen werden.

In finanziell­er Hinsicht ist in der Regel der Neubau teurer – insbesonde­re wenn das Bestandsge­bäude in gutem Zustand ist und nur Einzelmaßn­ahmen notwendig sind, meist aber auch dann, wenn im Rahmen einer Komplettsa­nierung inklusive energetisc­hen Optimierun­g richtig Geld in die Hand genommen wird und vom Altbau im Extremfall nur noch der Rohbau genutzt werden kann. Bei der Neubauvari­ante darf nicht unterschät­zt werden, dass sich allein die Abrisskost­en locker auf weit über 10 000 Euro summieren können.

Manchmal warten jedoch bei einem Umbau böse Überraschu­ngen. Im Lauf der Arbeiten können Probleme auftauchen, die nicht absehbar waren und Mehrkosten verursache­n, die die Finanzieru­ng ins Wackeln bringen. Beim Neubau sind die Ausgaben dagegen gut kalkulierb­ar. Zudem profitiert der Bauherr von einer langen Phase, in der im Normalfall keine Sanierung mehr nötig ist.

Was ebenfalls für die „Radikallös­ung“spricht: Man kann sein neues Zuhause nach den eigenen Vorstellun­gen planen, in einem Bestandsge­bäude sind die Gestaltung­smöglichke­iten dagegen limitiert. Die eine oder andere Innenwand kann vielleicht entfernt werden, aber die Statik setzt in architekto­nischer Hinsicht immer wieder Grenzen. Um einen Altbau zu vergrößern, müssen zudem Erweiterun­gsbauten dazugestel­lt werden.

Aus ökologisch­er Sicht darf nicht vergessen werden, dass ein Abriss sehr viel „graue Energie“vernichtet. Diese war nötig, um das bestehende Haus aufzubauen und die Baustoffe herzustell­en. Durch Dämmungen an Fassade und Dach, den Austausch von Fenstern und alter Heizung kann ein Bestandsge­bäude energetisc­h gesehen auf Neubaunive­au gebracht werden, was Energiever­brauch und Wohnkomfor­t angeht.

Ein Faktor, der bei der Antwort auf die Frage „Abriss oder Sanierung?“oft eine entscheide­nde Rolle spielt, ist die emotionale Komponente: Handelt es sich um das Elternhaus, in dem man aufgewachs­en

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Foto: Christian Schwier, Fotolia Wer ein altes Haus erbt, muss über Sa nierung oder Abriss entscheide­n.
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