Friedberger Allgemeine

Max sieht sich zurück in der Spur

Der FCA-Profi spricht vor dem Heimspiel gegen Stuttgart über Erwartungs­haltung, Transferge­rüchte und die Nationalma­nnschaft. Wie der 24-Jährige mit seiner Situation umgeht

- VON JOHANNES GRAF Daily Mail

In den sozialen Netzwerken wirkt Philipp Max äußerst engagiert. So teilt er via Instagram wiederholt mit, wie glücklich ihn seine Freundin Annabell mache. Darüber hinaus hat sich der 24-jährige Fußballpro­fi des FC Augsburg in den vergangene­n Wochen Zurückhalt­ung verordnet. Er gesteht, der Wirbel in der Wintertran­sferperiod­e sei nicht spurlos an ihm vorübergeg­angen. „Für mich war das eine neue Situation“, sagt Max. Eines betont er aber: Für ihn selbst habe sich nie die Frage gestellt, ob er den FCA im Winter verlassen soll.

Philipp Max hat eine außerorden­tliche Vorrunde in der Bundesliga gezeigt. In der Defensive verteidigt­e er meist solide, nicht aber außergewöh­nlich, vor allem wegen seiner Qualitäten als Vorlagenge­ber rückte er in den Fokus. Zehn Tore bereitete er in der Hinrunde vor – für einen nominellen Abwehrspie­ler der Spitzenwer­t in Europa.

Max hatte auf sich aufmerksam gemacht. Etliche Top-Klubs in europäisch­en Spitzenlig­en, unter anderem in Spanien und England, sollen sich mit ihm als Verstärkun­g ihres Kaders beschäftig­t haben. Die

berichtete, im Heimspiel

„Natürlich ehrt das einen, wenn große Namen fallen.“Philipp Max über Wechselger­üchte im Winter

gegen Freiburg hätten Scouts von Manchester City, Helfer von Startraine­r Pep Guardiola also, auf der Augsburger Tribüne gesessen.

Der Linksverte­idiger bemühte sich, das Interesse an seinen Diensten und Fähigkeite­n möglichst nicht an sich heranzulas­sen. Ausschließ­lich aufs Sportliche wollte er sich konzentrie­ren. Gänzlich gelungen ist ihm dies nicht. Das bestätigt der Profi nach der Trainingse­inheit am Mittwoch. „Natürlich ehrt das einen, wenn große Namen fallen“, sagt Max über die Wechselger­üchte im Winter. Er gewährt Einblicke in sein Seelenlebe­n, mit einem Lächeln ergänzt er, er sei auch nur ein Mensch. Heißt: Mit Liverpool oder Manchester in Verbindung gebracht zu werden hat ihn grübeln lassen. Inzwischen sieht er einen weiteren Schritt seiner Entwicklun­g darin, gewisse Themen an sich abprallen zu lassen.

Max ist sich bewusst, welche Chancen sich ihm in der Rückrunde bieten. 2016 in Rio hat er mit der deutschen Olympia-Auswahl Silber gewonnen, er gilt als junger, deutscher Spieler mit Entwicklun­gspotenzia­l. Im Sommer will Deutschlan­d den Weltmeiste­rtitel verteidige­n, im März testet das DFB-Team Spanien und Brasilien, danach benennt Löw den vorläufige­n WMKader.

Bislang bevorzugte­n Bundestrai­ner Joachim Löw sowie seine Assistente­n Thomas Schneider und Marcus Sorg andere Spieler auf der linken Abwehrseit­e. Der Kölner Jonas Hector ist gesetzt, ihn ersetzte in der Nationalma­nnschaft zuletzt der Berliner Marvin Plattenhar­dt. Ein weiterer Hector-Vertreter, der Leipziger Marcel Halstenber­g, fällt wegen eines Kreuzbandr­isses für mehrere Monate aus.

Augsburgs Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter und Trainer Manuel Baum machten sich wiederholt dafür stark, Max in die Nationalel­f zu berufen. Anfang Januar erzählte Baum davon, dass Löws Co-Trainer häufig in Augsburg wären und sich Spiele anschauen würden. „Ich weiß, dass sie über ihn nachdenken und ihn beobachten“, so Baum.

Max will sich in der Rückrunde weiterhin anbieten, will „eine Option sein“, wie er es nennt. Und er will sich nicht zu viel Druck machen. Denn: Wie in den Medien über ihn berichtet wurde, wie er in den höchsten Tönen gelobt wurde, das hat seine eigene Erwartungs­haltung zu Beginn der Rückrunde beeinfluss­t. Folge: Er wollte besondere Leistungen zeigen. Doch er bewirkte das Gegenteil, war unzufriede­n mit sich. Max zog seine Lehren, sieht sich nun zurück in der Spur. Er fasst zusammen: „Ich habe mir nicht mehr so viele Gedanken gemacht und wieder mehr zu meinem Spiel gefunden.“Bestätigen will er diesen Eindruck in der Begegnung mit dem VfB Stuttgart (Sonntag, 15.30 Uhr). Max trifft womöglich auf seiner Abgegen wehrseite in einem direkten Duell auf seinen Freund und ehemaligen Mitspieler Erik Thommy. Am Dienstag waren die beiden Kumpels noch gemeinsam in Augsburg essen, tauschten sich über Privates und Berufliche­s aus und vereinbart­en den Trikottaus­ch nach dem Sonntagssp­iel.

Thommy schloss sich im Winter dem VfB Stuttgart an, ging den Schritt zu einem anderen Verein. Ob Max seinen Vertrag bis 2022 erfüllt, scheint angesichts seiner Leistungse­xplosion fraglich. Letztlich dürften Geld und die Höhe der Ablösesumm­e entscheide­nde Faktoren sein. Max erzählt, er tausche sich mit Berater, Familie und Freundin über vieles aus, auch seine sportliche Zukunft nach der Saison. Er sagt aber auch: „Das ist noch ganz weit weg.“

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Mit dem Rad fahren die FCA Profis von der Arena zum Trainingsp­latz, am Sonntag im Heimspiel gegen Stuttgart wird Philipp Max wieder laufend seinem Beruf nachgehen.
Foto: Ulrich Wagner Mit dem Rad fahren die FCA Profis von der Arena zum Trainingsp­latz, am Sonntag im Heimspiel gegen Stuttgart wird Philipp Max wieder laufend seinem Beruf nachgehen.

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