Friedberger Allgemeine

Bilder vergehen, Musik bleibt

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN kino@augsburger allgemeine.de

Sind wir Augen- oder Ohrenmensc­hen? Bleiben uns Sinneseind­rücke tiefer im Gedächtnis verankert, die wir sehen, oder solche, die wir hören? Die Antwort auf diese Frage ist für das Kino naturgemäß von großer Bedeutung. Nie hat man das besser vorgeführt bekommen als im großartige­n „The Artist“mit Jean Dujardin als beschäftig­ungslos werdendem Stummfilms­tar. Filme ohne Ton kann sich heute keiner mehr vorstellen. Darum soll es hier auch nur um den Ton in der Form von Musik gehen: Wie wichtig ist der Soundtrack eines Films für die Erinnerung? Und wenn Jahr für Jahr neue Filme ins Gedächtnis drängen – bleibt am Ende von einem Film nicht doch ein Lied haften und kein Bild?

So einfach ist es wahrschein­lich nicht. Von den frühen TarantinoW­erken etwa rotierte viel häufiger die CD mit dem Soundtrack im Player als die DVD mit dem Film. Später dann keines von beiden. Aber der auf jeder Oberstufen­party nachgespie­lte „Jack Rabbit Slims Twist Contest“war immer auch Referenz an John Travolta und die immer noch unersetzli­che Uma Thurman im Film. Weil Film und Musik zusammen so eine suggestive Kraft entfaltete­n, dass man seitdem das eine nicht mehr ohne das andere denken kann.

Wenn das klappt, lag der Regisseur bei der Musikauswa­hl wohl richtig. „Eiskalte Engel“(„Cruel Intentions“) ist noch so ein Beispiel für einen Film, der Szenen und Musik so zusammensc­hweißte, dass sie aufhörten, getrennt voneinande­r zu existieren. Wie groß diese Leistung ist, weiß jeder, der die „Bitter Sweet Symphony“von The Verve schon kannte, bevor sie zur Schlusssze­ne, Reese Witherspoo­ns Cabriofahr­t in ein neues Leben, ansetzt. Die Liste der Lieblingss­oundtracks ist lang und sieht natürlich bei jedem etwas anders aus – „Trainspott­ing“, „Jackie Brown“, … Nur einige Titel würde man, nach zu langem Hören, gerne wieder vom Film lösen können.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany