Was tut sich in der Aichacher Band-Szene?
Seit vergangenem Jahr gibt es die IG Rock Aichach nicht mehr, die 25 Jahre lang Musiker in und um Aichach mit Instrumenten und Auftritten unterstützte. Die Bandszene entwickelt sich dennoch weiter. Drei aktuelle Beispiele
Aichach Friedberg Seit 2017 ist die Interessengemeinschaft (IG) Rock Aichach Geschichte. 25 Jahre hatte der Verein die junge Musikszene in und um die Stadt gefördert, Konzerte wie die Uferlos-Open-Airs, das Kultalla-Festival oder die „Move it“-Faschingskonzerte organisiert und sich um Probenräume gekümmert. Trotz mehrerer Anläufe fanden sich zuletzt nicht genug Mitstreiter und Kandidaten für den Vorstand. Die Proberäume gibt es noch. Doch wie entwickelt sich die Bandszene in Aichach aktuell?
Als sich beispielsweise Adulescens 2009 formierten, waren die fünf Musiker zwischen 15 und 16 Jahren alt. Maximilian Wallner erinnert sich: „In der Zeit, wo wir angefangen haben, war die IG Rock in einer Umbruchphase.“Das UferlosFestival sei aber eine entscheidende Gelegenheit gewesen, auf einer größeren Bühne zu stehen, betont er.
Über das Festival sagt Michael Edler von der Band Paincake: „Es war weit über den Landkreis hinweg bekannt.“Irgendwann aber stießen die IG-Rock-Konzerte auf immer weniger Zuspruch. Zum Open Air am Sisi-Schloss im Aichacher Stadtteil Unterwittelsbach kamen 2014 nur noch rund 150 Leute. Ein Jahr zuvor waren es 600 gewesen. Das sei ein Verlustgeschäft gewesen und habe die IG Rock in die Krise gebracht, sagt Edler.
Diese gipfelte darin, dass sich 2014 kein neuer Vorstand fand. „Aus jeder Band hat sich dann einer bereit erklärt, der sich zur Vorstandswahl aufstellen ließ“, erzählt Edler. Er und sein jetziger Bandkollege Kevin Conen wurden Ende des Jahres als Vorsitzende gewählt. Ein Jahr später gründeten sie die Band Paincake. Die Postpunkgruppe profitierte vor allem von der Möglichkeit, Instrumente von der IG Rock auszuleihen und Musikvideos in einer Halle am Aichacher San-Depot zu drehen.
Zwei Jahre waren die beiden im Vorstand. 2015 organisierten sie Auftritte für drei Bands auf dem Aichacher Stadtfest. Edler sagt: „Es hat Spaß gemacht, Bands zu buchen. Vor zwei Jahren hatten wir zehn Bands auf zwei Bühnen.“Das habe für viele neue Mitglieder gesorgt. Es gab aber auch Nachteile: „Als Band konnte man nicht mehr kreativ denken, wenn man eine Woche lang ein Stadtfest geplant hat“, bedauert er. „Hätten wir das effektiv weiterbetrieben, hätten wir die IG Rock wieder aufleben lassen können.“Paincake sei immer größer geworden. Die IG Rock wurde 2017 aufgelöst.
Florian Heitmeir, ehemaliger Schriftführer der IG, sagt: „Das Problem der IG Rock ist nicht, dass die Idee nicht mehr relevant ist, sondern, dass es zu wenige Leute mit zu wenig Engagement gibt.“Er war in seiner Schulzeit beigetreten. Ein da- maliger Bandkollege machte ihn auf Proberäume der IG Rock aufmerksam. Die Band Opricum hatte viele Auftritte in der Region. „Nach drei Konzerten in Aichach kommt aber keiner mehr“, sagt Heitmeir. So trat die Band in Augsburg, München und Schrobenhausen auf.
Auch an Bandcontests nahm sie teil. Maximilian Wallner von Adulescens hält solche Wettbewerbe für attraktiv: „So ein Format könnte die Aichacher Bandszene reaktivieren.“2011 profitierte Adulescens von einem Contest in Augsburg. „Viele Veranstalter kamen danach auf uns zu.“Innerhalb eines Jahres spielte die Band 25 Konzerte. Wallner bedauert das Aus der IG Rock: „Sie war ein Vermittler, um aus den Proberäumen herauszukommen.“Sie bleiben trotz der Auflösung erhalten, wie Michael Edler erklärt. „Wir vermieten die ehemaligen Räume der IG Rock über unsere Musikagentur an die Bands unter.“Zwischen Bands und Konzertveranstaltern gibt es aber kein Bindeglied mehr.
Auch Erol Duman, Inhaber des Restaurants Orient-Express in Aichach und Veranstalter des OpenErol-Festivals, bedauert das Ende der IG Rock. Dennoch reißt sein Kontakt zu den Bands nicht ab: „Ich kenne viele Musiker persönlich. Viele lerne ich in Gaststätten oder auf Geburtstagsfeiern kennen.“Auf andere werde er durch Empfehlungen aufmerksam. Aktuell spreche er verschiedene Bands an, danach stehe die Planung an, wer wann spielt. Am Pfingstwochenende findet das Open-Erol statt. Paincake und Adulescens waren dort bereits zu Gast.
Inzwischen sind die beiden Bands gewachsen und über die Landkreisgrenzen hinweg bekannt. Beide treten mittlerweile bundesweit auf. Paincake ist gerade auf ihrer ersten Deutschlandtour. Michael Edler freute sich vor dem Start, war aber auch nervös: „Wir haben noch nie so viele Konzerte am Stück gespielt.“Befürchtungen, die Stimme zu verlieren, bestätigten sich jedoch nicht. „Von Anfang an hab’ ich versucht, nicht zu übertreiben und nicht rumzuschreien“, erzählte er am Wochenende nach vier Auftritten.
Auch für Florian Heitmeir aus Sulzbach geht es nach dem Aus der IG Rock weiter: „Aktuell habe ich zwei musikalische Standbeine“, sagt der Lehramtsstudent für Musik. Seine Band sei noch in der Findungsphase. Ihren Stil beschreibt er als Pop-Grunge. Zudem betreibt er ein Soloprojekt.