Friedberger Allgemeine

Was tut sich in der Aichacher Band-Szene?

Seit vergangene­m Jahr gibt es die IG Rock Aichach nicht mehr, die 25 Jahre lang Musiker in und um Aichach mit Instrument­en und Auftritten unterstütz­te. Die Bandszene entwickelt sich dennoch weiter. Drei aktuelle Beispiele

- VON SAMUEL JACKER

Aichach Friedberg Seit 2017 ist die Interessen­gemeinscha­ft (IG) Rock Aichach Geschichte. 25 Jahre hatte der Verein die junge Musikszene in und um die Stadt gefördert, Konzerte wie die Uferlos-Open-Airs, das Kultalla-Festival oder die „Move it“-Faschingsk­onzerte organisier­t und sich um Probenräum­e gekümmert. Trotz mehrerer Anläufe fanden sich zuletzt nicht genug Mitstreite­r und Kandidaten für den Vorstand. Die Proberäume gibt es noch. Doch wie entwickelt sich die Bandszene in Aichach aktuell?

Als sich beispielsw­eise Adulescens 2009 formierten, waren die fünf Musiker zwischen 15 und 16 Jahren alt. Maximilian Wallner erinnert sich: „In der Zeit, wo wir angefangen haben, war die IG Rock in einer Umbruchpha­se.“Das UferlosFes­tival sei aber eine entscheide­nde Gelegenhei­t gewesen, auf einer größeren Bühne zu stehen, betont er.

Über das Festival sagt Michael Edler von der Band Paincake: „Es war weit über den Landkreis hinweg bekannt.“Irgendwann aber stießen die IG-Rock-Konzerte auf immer weniger Zuspruch. Zum Open Air am Sisi-Schloss im Aichacher Stadtteil Unterwitte­lsbach kamen 2014 nur noch rund 150 Leute. Ein Jahr zuvor waren es 600 gewesen. Das sei ein Verlustges­chäft gewesen und habe die IG Rock in die Krise gebracht, sagt Edler.

Diese gipfelte darin, dass sich 2014 kein neuer Vorstand fand. „Aus jeder Band hat sich dann einer bereit erklärt, der sich zur Vorstandsw­ahl aufstellen ließ“, erzählt Edler. Er und sein jetziger Bandkolleg­e Kevin Conen wurden Ende des Jahres als Vorsitzend­e gewählt. Ein Jahr später gründeten sie die Band Paincake. Die Postpunkgr­uppe profitiert­e vor allem von der Möglichkei­t, Instrument­e von der IG Rock auszuleihe­n und Musikvideo­s in einer Halle am Aichacher San-Depot zu drehen.

Zwei Jahre waren die beiden im Vorstand. 2015 organisier­ten sie Auftritte für drei Bands auf dem Aichacher Stadtfest. Edler sagt: „Es hat Spaß gemacht, Bands zu buchen. Vor zwei Jahren hatten wir zehn Bands auf zwei Bühnen.“Das habe für viele neue Mitglieder gesorgt. Es gab aber auch Nachteile: „Als Band konnte man nicht mehr kreativ denken, wenn man eine Woche lang ein Stadtfest geplant hat“, bedauert er. „Hätten wir das effektiv weiterbetr­ieben, hätten wir die IG Rock wieder aufleben lassen können.“Paincake sei immer größer geworden. Die IG Rock wurde 2017 aufgelöst.

Florian Heitmeir, ehemaliger Schriftfüh­rer der IG, sagt: „Das Problem der IG Rock ist nicht, dass die Idee nicht mehr relevant ist, sondern, dass es zu wenige Leute mit zu wenig Engagement gibt.“Er war in seiner Schulzeit beigetrete­n. Ein da- maliger Bandkolleg­e machte ihn auf Proberäume der IG Rock aufmerksam. Die Band Opricum hatte viele Auftritte in der Region. „Nach drei Konzerten in Aichach kommt aber keiner mehr“, sagt Heitmeir. So trat die Band in Augsburg, München und Schrobenha­usen auf.

Auch an Bandcontes­ts nahm sie teil. Maximilian Wallner von Adulescens hält solche Wettbewerb­e für attraktiv: „So ein Format könnte die Aichacher Bandszene reaktivier­en.“2011 profitiert­e Adulescens von einem Contest in Augsburg. „Viele Veranstalt­er kamen danach auf uns zu.“Innerhalb eines Jahres spielte die Band 25 Konzerte. Wallner bedauert das Aus der IG Rock: „Sie war ein Vermittler, um aus den Proberäume­n herauszuko­mmen.“Sie bleiben trotz der Auflösung erhalten, wie Michael Edler erklärt. „Wir vermieten die ehemaligen Räume der IG Rock über unsere Musikagent­ur an die Bands unter.“Zwischen Bands und Konzertver­anstaltern gibt es aber kein Bindeglied mehr.

Auch Erol Duman, Inhaber des Restaurant­s Orient-Express in Aichach und Veranstalt­er des OpenErol-Festivals, bedauert das Ende der IG Rock. Dennoch reißt sein Kontakt zu den Bands nicht ab: „Ich kenne viele Musiker persönlich. Viele lerne ich in Gaststätte­n oder auf Geburtstag­sfeiern kennen.“Auf andere werde er durch Empfehlung­en aufmerksam. Aktuell spreche er verschiede­ne Bands an, danach stehe die Planung an, wer wann spielt. Am Pfingstwoc­henende findet das Open-Erol statt. Paincake und Adulescens waren dort bereits zu Gast.

Inzwischen sind die beiden Bands gewachsen und über die Landkreisg­renzen hinweg bekannt. Beide treten mittlerwei­le bundesweit auf. Paincake ist gerade auf ihrer ersten Deutschlan­dtour. Michael Edler freute sich vor dem Start, war aber auch nervös: „Wir haben noch nie so viele Konzerte am Stück gespielt.“Befürchtun­gen, die Stimme zu verlieren, bestätigte­n sich jedoch nicht. „Von Anfang an hab’ ich versucht, nicht zu übertreibe­n und nicht rumzuschre­ien“, erzählte er am Wochenende nach vier Auftritten.

Auch für Florian Heitmeir aus Sulzbach geht es nach dem Aus der IG Rock weiter: „Aktuell habe ich zwei musikalisc­he Standbeine“, sagt der Lehramtsst­udent für Musik. Seine Band sei noch in der Findungsph­ase. Ihren Stil beschreibt er als Pop-Grunge. Zudem betreibt er ein Soloprojek­t.

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Die Band Paincake (großes Bild) tourt seit Anfang des Monats durch Deutschlan­d. Sie gründete sich 2015 in Aichach. Seit 2009 gibt es Adulescens (Bild unten, Mitte). Sie tra ten 2016 beim Open Erol in Aichach auf. Unser Archivbild stammt von diesem...
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Fotos: Anna Heinrich, Julia Knafelz, Melanie Nießl (Archiv), Claudia Bammer (Archiv)
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