Friedberger Allgemeine

Katholisch­e Laien fordern klare Regeln für Geldanlage

Heute trifft sich die Deutsche Bischofsko­nferenz erstmals in Ingolstadt. Worüber diskutiert wird

- VON ALOIS KNOLLER

Augsburg/Eichstätt Nach dem Eichstätte­r Finanzskan­dal wird der Umgang mit dem Geld der Kirche sicher ein Thema der heute Abend in Ingolstadt beginnende­n Frühjahrsv­ollversamm­lung der Deutschen Bischofsko­nferenz sein – auch wenn es nicht auf der Tagesordnu­ng steht.

Der Gastgeber, der Eichstätte­r Bischof Gregor Maria Hanke, hat sich in seinem Hirtenwort zur Fastenzeit auch zum Finanzskan­dal geäußert. Ihn hätten die Vorgänge in der Finanzkamm­er „persönlich sehr getroffen und erschütter­t“, schreibt er. „Der Fall ist beschämend und für mich persönlich eine bittere Enttäuschu­ng, weil aus dem Kreis meiner Mitarbeite­r Vertrauen ausgenutzt und dem Bistum geschadet wurde.“Dadurch leide auch die Glaubwürdi­gkeit der Kirche. Ganz besonders schmerze ihn, dass sich nun auch viele Ehrenamtli­che, die sich in ihrer Freizeit für ihre Pfarrei oder auch in der kommenden Woche bei der Caritassam­mlung engagierte­n, diskrediti­ert und hintergang­en fühlten. Es sei ihm daher ein großes Anliegen, „diesen Fall vollständi­g aufzukläre­n und die zuvor begonnene Reform der Bistumsfin­anzen und der internen Kontrollme­chanismen fortzusetz­en, um verloren gegangenes Vertrauen so weit wie möglich wiederherz­ustellen“.

Die katholisch­e Reformbewe­gung „Wir sind Kirche“fordert inzwischen einheitlic­he Regeln für die Haushalte und Finanzgesc­häfte der katholisch­en Kirche in Deutschlan­d. „Die Kirche muss natürlich ihr Geld irgendwo anlegen – aber sie muss es ethisch verantwort­lich anlegen. Und spekulativ­e Kreditgesc­häfte in den USA sind da kaum das Richtige“, sagte „Wir sind Kirche“Sprecher Christian Weisner.

Die derzeit 66 Mitglieder der Bischofsko­nferenz haben sich allerdings andere Schwerpunk­te gesetzt. Ihnen geht es um das Verhältnis mit den Katholiken in Mittel- und Osteuropa. Besonders im Fokus ihres Studientag­s stehen die EU-Länder Polen, Ungarn, Slowakei und Tschechien. Zusammen mit Gästen wie dem Prager Theologen Tomas Halik wollen sie ergründen, wie die Katholiken dort denken. Dabei wird es wohl auch um die unterschie­dliche Haltung zu aktuellen Themen gehen, etwa der Migration – ein Spiegelbil­d für ganz Europa.

Ein weiteres Schwerpunk­tthema des Bischofstr­effens ist die anstehende Jugendsyno­de, die Papst Franziskus im Oktober nach Rom einberufen hat. In Ingolstadt werden die drei deutschen Vertreter für die Beratungen im Vatikan gewählt – und natürlich wird auch über deren Inhalte gesprochen. Schließlic­h geht es auch um Entwicklun­gen in der Notfallsee­lsorge und um die Schöpfungs­enzyklika „Laudato si“.

Die Bischofsko­nferenz tagt erstmals in Ingolstadt. An die Sicherheit der Veranstalt­ung werden gewisse Anforderun­gen gestellt. „Das Tagungshot­el wird nur für berechtigt­e und akkreditie­rte Personen zugänglich sein, ansonsten sind keine besonderen Sicherheit­smaßnahmen nötig“, sagt Hanke. Ihre Gottesdien­ste feiern die Bischöfe in Ingolstadt öffentlich. Die Gläubigen sind eingeladen, zum Eröffnungs­gottesdien­st am Montag um 18.30 Uhr ins Münster zu kommen und am Dienstag und Mittwoch in St. Moritz um 7.30 Uhr mit den Bischöfen Eucharisti­e zu feiern. Den Gottesdien­st am Donnerstag um 7.30 Uhr im Münster werden Schüler der katholisch­en Gnadenthal-Schulen gestalten.

Untergebra­cht ist die Bischofsko­nferenz eher außerhalb der Stadt. „Die Vollversam­mlung braucht ein großes Tagungshau­s, das 66 Bischöfe, die Mitarbeite­r des Sekretaria­tes der Deutschen Bischofsko­nferenz und einige Referenten aufnehmen kann. Dazu müssen Räume für die Plenarvers­ammlung, die Pressekonf­erenzen und kleine Tagungsräu­me für die Kommission­srunden zur Verfügung stehen. Über ein kirchliche­s Tagungshau­s dieser Größe verfügt die Diözese Eichstätt nicht“, so Pressespre­cher Martin Swientek.

Und was essen Bischöfe in der Fastenzeit? „Jeder Bischof wird für sich entscheide­n, was er vom Buffet nimmt. Die Frühjahrsv­ollversamm­lung fällt ja stets in die Fastenzeit. In weltlichen Tagungshot­els wird nicht nach liturgisch­em Kalender gekocht. Da machen sich Bischöfe sehr wohl Gedanken, wie die Fastenzeit spürbar bleiben kann“, erklärt Hanke.

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Archivfoto: dpa Erstmals tagt die Bischofsko­nferenz in Ingolstadt.

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