Friedberger Allgemeine

Sollten Kollegen Kumpels sein?

Im „Tatort“standen die Kommissare vor dieser schwierige­n Frage. Eine Expertin gibt Tipps

- Interview: Fabian Kluge

Gestern im „Tatort“aus Berlin fragte Kommissari­n Nina Rubin (Meret Becker) ihren Kollegen Robert Karow (Mark Waschke): „Kriegen wir das hin, nicht nur Kollegen zu sein, sondern Kumpels oder so was, irgendwann?“Frau Winnacker, sollten Kollegen denn überhaupt Kumpels sein? Christine Winnacker: Wir haben häufig das Leitbild einer strikten Trennung zwischen Persönlich­em und Beruf. Allerdings reden wir von Kollegen, also Menschen, die sich auf Augenhöhe begegnen. Da ist eine Distanz nicht unbedingt notwendig. Eventuell entwickeln Kollegen sogar mehr Verständni­s, wenn sie das private Umfeld des anderen kennen. Nichtsdest­otrotz kann jeder diese Frage nur individuel­l beantworte­n. Ist es ratsam, zu Hause über die Arbeit zu sprechen?

Winnacker: Das kommt vor allem darauf an, was der Partner beruflich macht. Es kann bereichern­d sein, sich mit jemandem auszutausc­hen, der einen Blick von außen hat. Doch wenn der Job belastend ist, kann sich das negativ auf das familiäre Umfeld auswirken.

Belastend wirkte sich im „Tatort“der Beruf der Ermittleri­n auf ihren pubertiere­nden Sohn aus. Er fühlte sich durch nächtliche Spontan-Einsätze der Mutter vernachläs­sigt. Wie kann man dem entgegenwi­rken, wenn man merkt, dass das Familienle­ben leidet? Winnacker: Die Grundregel lautet: reden, reden, reden. Keinesfall­s darf man die Bedürfniss­e der Kinder unter den Teppich kehren. Dem Kind erklären, dass der Beruf notwendig und unaufschie­bbar ist, gleichzeit­ig aber um Verständni­s werben – das ist wichtig. Dabei sollten Eltern die positiven Aspekte ihrer Arbeit hervorhebe­n: Eine Spätschich­t bedeutet ja, dass die Familie gemeinsam frühstücke­n kann. Grundsätzl­ich sollte man wahrnehmen, was in der Familie passiert und weshalb das Kind einen braucht. Wie viel sollten Eltern Kindern von der Arbeit erzählen – gerade bei sensiblen Berufen wie Polizist oder Arzt? Winnacker: Einerseits gibt es in vielen Berufen eine gesetzlich­e Schweigepf­licht. Anderersei­ts kommt es auf das Kind an. Sätze wie „Das geht dich nichts an“sind ganz schlecht. Es ist wichtig, den Kindern eine Tür zu öffnen. Zeigen sie Interesse, kann man ihnen durchaus einiges erzählen. Kinder signalisie­ren recht deutlich, wenn sie nichts hören wollen. Christine Winnacker München ist Business coach und Beraterin rund um das Thema Vereinbark­eit von Familie und Beruf. aus

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