„Bild“Störung
Das Boulevardblatt soll gefälschten E-Mails an Juso-Chef Kühnert aufgesessen sein
Augsburg Das Satiremagazin Titanic steckt nach eigenen Angaben hinter E-Mails, die für eine Titelgeschichte über den Juso-Chef Kevin Kühnert von Bild genutzt wurden. Das Boulevardblatt berichtete am vergangenen Freitag auf der Titelseite von einer „neuen Schmutzkampagne bei der SPD“. Ein Russe namens „Juri“habe Kühnert angeboten, den JusoAufstand gegen die geplante Große Koalition zu unterstützen – mit Social Bots, also gefälschten Profilen in sozialen Netzwerken, die massenhaft Informationen verbreiten. Der Beweis dafür sei ein „unfassbarer E-Mail-Wechsel“, schrieb die Zeitung. Dem Blatt seien die Mails anonym zugespielt worden. Nun aber behauptet Titanic, diese Mails seien eine Fälschung, eine Satire.
„Eine anonyme Mail, zwei, drei Anrufe – und Bild druckt alles, was ihnen in die Agenda passt“, schreibt
Titanic-Redakteur Moritz Hürtgen. Bereits am Freitag berichtete Bild im letzten Absatz des Artikels, dass es keine Belege für die Echtheit der E-Mails gebe. Nach Veröffentlichung des Artikels stellten die Jusos klar: „Bei den angeblichen Mails von Kevin Kühnert handelt es sich um Fälschungen – und zwar um ziemlich plumpe.“Nun sagt ein Sprecher des Axel-Springer-Verlags, die Mails seien lediglich „journalistisch eingeordnet“worden.
Bild-Chef Julian Reichelt kommentiert die Angelegenheit auf Twitter so: „Natürlich darf Satire so etwas, aber sie versucht sich hier zu profilieren, indem sie journalistische Arbeit bewusst zu diskreditieren versucht.“Kühnert selbst scheint sich über den möglichen Coup des Satiremagazins zu freuen. Sein Statement auf Twitter: „Einfach genießen.“Bild sieht sich zurzeit vielen Vorwürfen ausgesetzt, gezielt eine Kampagne gegen die SPD zu betreiben. Vor der Berichterstattung über die angeblichen Angebote aus Russland hatte das Boulevardblatt einen Hund als SPD-Mitglied angemeldet, um Zweifel am Ablauf der Mitgliederbefragung zur Großen Koalition zu untermauern.