Friedberger Allgemeine

Verkauft der Besitzer das Kegelzentr­um?

Entwicklun­g Nachdem das Gebäude lange leer stand, gibt es jetzt Pläne, es kulturell zu nutzen. Gleichzeit­ig streiten Inhaber und Stadt wegen einer Solaranlag­e auf dem Dach. Ein Gerichtste­rmin nimmt nun eine unerwartet­e Wendung

- VON UTE KROGULL

Friedberg Das Friedberge­r Kegelzentr­um steht vor allem deshalb im Blick der Öffentlich­keit, weil dort eine Kultur-Veranstalt­ungshalle entstehen könnte. Doch vor Gericht ging es diese Woche um eine andere Frage, nämlich: Darf Rainer Hahn auf dem Dach eine Solaranlag­e betreiben? Darüber streiten der Unternehme­r und die Stadt, seit Hahn den Bau bei der Zwangsvers­teigerung 2013 erwarb. Die Stadt sieht die Fotovoltai­kanlage als gewerblich­e Nutzung, die laut Erbbaurech­tvertrag für das Grundstück nicht zulässig ist. Hahn argumentie­rt unter anderem, die Einnahmen durch den Solarstrom seien nur ein Tropfen auf den heißen Stein, um seine Unkosten für den leeren Bau an der Seestraße zu decken. Jetzt trafen sich die Parteien bei einem Zivilverfa­hren vor dem Landgerich­t in Augsburg. Ganz abgesehen davon, dass Richter Thomas Bartholy signalisie­rte, dass Hahn den Prozess verlieren würde, entwickelt­e sich dieser schnell anders als erwartet.

Gleich nach Beginn wurde klar, dass eine gütliche Einigung nicht möglich sein würde, wie die Rechtsanwä­lte Werner Zegowitz für die Stadt und Michael Faber für den Eigentümer bekräftigt­en. Daraufhin brachte Faber einen Verkauf des Kegelcente­rs an die Stadt ins Gespräch – das wäre eine neue Wendung in einer langen Geschichte.

Eröffnet wurde die Sportstätt­e 2004; damals gehörte sie dem Sportkegel­verein und war eine der größten und modernsten Anlagen Schwabens. Der kleine Verein hatte sich Ende der 80er Jahre vom TSV abgelöst. Vorsitzend­er war – bis man in bösem Streit voneinande­r schied – Rainer Hahn. Der begeistert­e Kegler trieb den Bau voran, bis die Stadt das Grundstück im Erbpachtve­rtrag und der Bayerische Landesspor­tverband einen hohen Zuschuss gab. Die Kegler konnten das Projekt trotzdem nur durch ein Darlehen des Friedberge­r Unternehme­rs in Höhe von 457000 Euro stemmen. Nur wenige Jahre darauf lag die Sporteinri­chtung aber darnieder. Hahn sagt heute, der Verein habe ein falsches Konzept verfolgt. Der Verein warf Hahn damals vor, unmäßig hohe Zinsen verlangt zu haben. Hahn bestritt das. Der Verein jedenfalls ging pleite.

Bei der folgenden Zwangsvers­teigerung war auch die Stadt an dem Bau interessie­rt, den sie mit einem Zuschuss und einer Bürgschaft von insgesamt über 40 000 Euro unterstütz­t hatte. Doch er fiel an den Hauptgläub­iger. Dieser hatte einige Ideen, vom Dart-Center bis zur Asylunterk­unft. Alle scheiterte­n. Hahn sagt, an der Stadt. Die Stadt sagt, an Hahn. Man wirft sich gegenseiti­g, gelinde gesagt, unkorrekte­s Verhalten vor. Trotzdem stand in all der Zeit offenbar ein Verkauf im Raum. Allerdings gab es laut dem städtische­n Finanzrefe­renten Wolfgang Schuß nie ein konkretes Angebot Hahns. Dieser wiederum ist sauer auf die Stadt, die seiner Meinung nach zu knausrig ist.

Ein Gutachter hatte 2017 – damals gab es schon die Idee, den Bau zu einer Außenstell­e des Augsburger Kulturpark­s West zu machen – den Verkehrswe­rt des Gebäudes geschätzt. Dieser liegt bei 480 000 Euro. Hahn verlangt 565000 Euro, weil er „Zubehör“von 73000 Euro mit veräußern will. An diesem „Zubehör“– nämlich Küche und Kegelbahne­n – hat die Stadt aber laut Schuß null Interesse. Richter Bartholy versuchte vergeblich, die Parteien auf eine Einigung einzunorde­n. Er schlug vor, die Stadt solle 500000 Euro zahlen (inklusive der umstritten­en Fotovoltai­kanlage). Hahn verlangte 520000 und forderte, die Anlage gegen jährliche Pacht von 700 Euro bis zum Ende der Abschreibu­ngsphase in sechs Jahren betreiben zu dürfen. Sie habe immerhin 140000 Euro gekostet.

Die Parteien haben einen Monat Zeit, in sich zu gehen. Dann will Bartholy das Urteil verkünden, das er schon vorwegnahm: „Die gewerblich­e Nutzung der Fotovoltai­kanlage ist klar, denn der Strom wird verkauft.“Verjährung bzw. Verwirkung ließ er nicht gelten. Hahn hatte argumentie­rt, Vertreter der Stadt hätten von der Anlage gewusst, zumal diese, 70 Quadratmet­er groß, auf dem Gebäude prange. Darin, dass der Brief mit der Aufforderu­ng zum Abbau just zwei Tage nach der Zwangsvers­teigerung bei ihm eintraf, sieht er als Schikane.

Schuß forderte ihn auf, schnell ein schriftlic­hes Angebot einzureich­en. Über einen Erwerb muss der Stadtrat entscheide­n. Der tagt heute. Unter anderem wird der Haushalt 2018 beschlosse­n. Damit ist ein Kauf heuer ohnehin passé.

 ?? Archivfoto: Andreas Schmidt ?? Vor Gericht stritten Stadt Friedberg und Rainer Hahn um die Solaranlag­e auf dem Ke gelzentrum.
Archivfoto: Andreas Schmidt Vor Gericht stritten Stadt Friedberg und Rainer Hahn um die Solaranlag­e auf dem Ke gelzentrum.

Newspapers in German

Newspapers from Germany