Friedberger Allgemeine

Hilfe für die Helfer

Die Betreuung Schwerstkr­anker kostet viel Kraft. Worauf sollte man achten?

-

Ottmaring Hospizhelf­er erfüllen eine fordernde Aufgabe. Beim Hospiztag im Ökumenisch­en Lebenszent­rum in Ottmaring mit über 100 Teilnehmer­n standen daher nun erstmals sie im Mittelpunk­t und nicht die Patienten. Der brasiliani­sche Erzbischof Hélder Câmara wusste um die Gefahr des Burnouts, der gerade engagierte und einsatzfre­udige Menschen ausgesetzt sind. Er hatte sich unermüdlic­h für die Armen und Entrechtet­en in seinem Land eingesetzt und schrieb: „Alle laufen so aggressiv herum. Sie machen den Eindruck von Erschlafft­en, Gereizten, Übernächti­gten. Sie sprechen nicht – sie fallen einen an. Sie sind unfähig, richtig zu urteilen, an das Wort des anderen zu glauben, zu lieben. Es wäre schön, Herr, wenn du sie heiter stimmen, sie entwaffnen, sie zum Schlafen bringen würdest.“

Wer und was hilft aber nun den Helfern? Fasst man einige Aussagen der Experten zusammen, die die seelische Widerstand­skraft (Resilienz) der Helfer stärken und sie vor Überlastun­g und innerem Rückzug bewahren können, so kommt man auf folgende Hinweise: Die Tätigkeit muss zur Person passen und in deren Lebensvors­tellung integriert sein. Nie meinen, man schafft das alles ganz allein! Sich den „Luxus“einer regelmäßig­en Supervisio­n gönnen, das heißt, in einem geschützte­n Raum mit Fachleuten und Kollegen die eigene Situation besprechen und sich beraten lassen.

Immer wieder spirituell abtauchen, beten, um aus einer größeren geistliche­n Kraftquell­e zu schöpfen. Sich die Zeit für anderes nehmen: Sport, spielerisc­h mit Kunst umgehen und sich anregen lassen, am Leben dranbleibe­n. Aggressive Verhaltens­weisen von betreuten Menschen nie persönlich nehmen. Vor Angstund Panikgefüh­len nicht fliehen, sondern sie zulassen. Ein heißer Tipp kam aus einem Bericht: Auch wenn es zunächst wie eine zusätzlich­e Belastung aussah, ein Labradorwe­lpe konnte Wunder wirken.

Doch der Tag war nicht nur eine „Fachtagung“, er war gleichzeit­ig ein Eintauchen in ein Entspannun­gsbad, in dem Stress abgebaut wurde und Lachmuskel­n trainiert wurden und auch aus ganzem Herzen gesungen wurde.

Geholfen hat dabei die Märchenerz­ählerin Christl Kegler, der man anmerkte, dass sie bei ihren zahlreiche­n Enkelkinde­rn in die Schule gegangen ist. Sie führte in den Tag ein und leitete die Zuhörer mit einer Geschichte zu der Erkenntnis, dass man die Sanften, die Schwachen und Kleinen niemals unterschät­zen dürfe.

Die Musikerin Godela Messerschm­idt entführte die Teilnehmer durch ihre Klaviermus­ik in andere Sphären und Edigna Schreml, Ehefrau von Wolfgang Schreml, Initiator und Motor dieser Hospiztage, schickte sie am Ende wieder nach Hause mit einer Bildbetrac­htung über den Propheten Elias, der vor fast 3000 Jahren seine ganz eigene Resilienze­rfahrung gemacht hatte.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany