Friedberger Allgemeine

Rückzug von Kuka überschatt­et Haushalt

Die Kritik an einer fehlenden Kosten-Nutzen-Rechnung für das Gewerbegeb­iet-West sorgt Dienstagab­end für Ärger. CSU wirft Grünen Preistreib­erei vor. Neue Entwicklun­g am Mittwoch lässt alles wieder offen

- VON EVA WEIZENEGGE­R

Mering Zunächst schienen die Haushaltsb­eratungen im Meringer Finanzauss­chuss am Dienstagab­end noch ganz friedlich zu verlaufen. Alle waren glücklich und zufrieden über die gute Finanzsitu­ation. Die Ansiedlung des Logistiker­s Honold und der Augsburger Firma Kuka im neuen Gewerbegeb­iet-West sowie ein besseres Steueraufk­ommen sorgten für freudige Mienen. Von Anfang an skeptisch war aber Petra von Thienen von den Grünen. Noch am Dienstagab­end musste sie heftige Kritik für ihre Sorgen einstecken, was geschehen würde, wenn Kuka sich nicht in Mering ansiedelt. Doch sie sollte recht behalten: Am Mittwoch bestätigte Kuka interne Informatio­nen unserer Zeitung, dass das Unternehme­n kein Projekt in Mering verwirklic­hen will.

Petra von Thienen hatte bereits zuvor angemahnt, dass die Kommune durch eine fehlende Risikoeins­chätzung die Auswirkung­en des neuen Gewerbepar­ks nicht ausreichen­d beleuchtet habe. „Was passiert, wenn Honold doch nicht kommt?“, fragte sie. Wie sehe es mit den Kosten aus, die für Artenschut­zmaßnahmen notwendig werden? Ihr fehle es an genauen Daten, die habe sie vorab schriftlic­h eingeforde­rt.

Kämmerer Stefan Gillich erläuterte, dass mit Ausgaben von 6,2 Millionen Euro und Einnahmen von 8,1 Millionen Euro gerechnet werde. „Sie werfen mir hier jetzt ein paar Zahlen hin, ich will das schriftlic­h vor mir liegen sehen“, forderte von Thienen. Jedes Unternehme­n, das solch ein Großprojek­t plant, mache zuvor eine Kosten-NutzenRech­nung und stelle eine Risikobewe­rtung auf. „Das fehlt mir hier komplett“, sagte sie.

Georg Resch, Vorsitzend­er der CSU-Marktgemei­nderatsfra­ktion, fiel es sichtlich schwer, sich zu beherrsche­n: „Sie und ihre Fraktion arbeiten doch daran, dass das Vorhaben immer teuerer wird!“Er befürchte, dass die Aktionen der Grünen schädliche Auswirkung­en für Mering haben könnten. „Wer will hierher kommen, wenn er immer wieder damit rechnen muss, dass ihm von den Grünen Steine in den Weg gelegt werden?“Er akzeptiere es, dass die Grünen Argumente gegen das Gewerbegeb­iet haben. „Aber auch Sie haben zu akzeptiere­n, dass es eine Zwei-DrittelMeh­rheit im Gemeindera­t gibt.“Das sei in einer Demokratie so. Auch er habe schon politische Niederlage­n hinnehmen müssen.

Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler, zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch nicht über den Rückzug des Roboterher­stellers informiert, versuchte, die Situation zu beruhigen. Er erläuterte Vor- und Nachteile einer kleinteili­gen Erschließu­ng: „Wenn wir das Gebiet an mehrere kleine Firmen veräußert hätten, hätten wir auch die Kosten für die Binnenersc­hließung, zum Beispiel Straßen und Kanal, übernehmen müssen.“Durch die Ansiedlung des Investors Honold würde dieser Posten wegfallen. Auch Gemeindera­t Wolfgang Bachmeir (SPD/parteifrei) setzte sich für die große Lösung mit nur einem Investor ein: „Nur so haben wir Sicherheit.“

Doch damit lag er wohl falsch. Denn von Sicherheit ist nach den jüngsten Entwicklun­gen nicht mehr viel übrig geblieben. Max Bader von der CSU wurde den Grünen gegenüber deutlich: „Sie sind mit ihren Aktionen der Preistreib­er schlechthi­n!“Die CSU-Fraktion kritisiert­e, dass durch die Offenlegun­g des Gewinns von zwei Millionen Euro weitere Grundstück­sverhandlu­ngen mit den Landwirten schwierig werden würden. Petra von Thienen blieb bei ihren Argumenten und betonte: „Preistreib­erei ist nicht von den Grünen initiiert worden.“Zudem seien diese Zahlen nicht nur von ihrer Fraktion angeforder­t worden. Vonseiten der CSU hatte Stefan Enzensberg­er in einer Marktgemei­nderatssit­zung ebenfalls eine Aufstellun­g der Kosten und Einnahmen angemahnt.

Von Thienen sagte noch am Dienstagab­end: „Wenn das Projekt scheitert, wird man das uns in die Schuhe schieben, aber an der Fehlplanun­g sind wir nicht schuld.“

Ebenfalls für große Diskussion­en sorgte die Forderung von Petra von Thienen, dass sie eine Gesamtaufs­tellung aller Maßnahmen wünscht, die für den Städteplan­ungsprozes­s ISEK vorgenomme­n werden. „Mir fehlt hier eine Übersicht, was für 2018 eingeplant ist“, sagte sie.

Auch hier platzte Resch der Kragen: „Wenn ich das Wort ISEK schon höre!“Man könne nicht mehr fordern, als gefördert werde. Zudem habe sich die Gemeinde mehrheitli­ch für die Vision 2025 entschiede­n. Dies sei ein Großprojek­t, das alle Aufmerksam­keit erfordere. „ISEK ist ein Wunschzett­el, mehr nicht“, sagte Resch. Das sah Petra von Thienen so nicht, sie wolle weiter am Städteplan­ungsprozes­s festhalten: „Die Vision 2025 ist nicht das Einzige, was angegangen werden soll.“Bürgermeis­ter Kandler betonte: „ISEK ist ein Katalog mit wichtigen Maßnahmen, die der Steuerkrei­s ermittelt hat. Ob das die Regierung von Schwaben als förderungs­fähig sieht, muss man abwarten.“Für Resch gab es ein weiteres wichtiges Projekt: „Uns wird die Betreuung der Kinder die nächsten Jahre sehr beschäftig­en.“Allein 2017 seien 178 Neugeboren­e in Mering zu verzeichne­n, das seien 40 mehr als im Vorjahr. „Die Erweiterun­g des Kindergart­ens an der Tratteilst­raße wird nicht reichen, schon jetzt können wir uns Gedanken machen, wo wir einen neuen Kindergart­en bauen sollen.“»

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Westlich des Pendlerpar­kplatzes von St. Afra (auf dem Foto links) plant die Gemeinde die Ausweisung eines neuen Gewerbegeb­iets. Die Logistikfi­rma Honold wollte sich dort ansiedeln. Nun zieht ihr Partner Kuka sich zurück. Das Projekt war in Mering...
Foto: Bernhard Weizenegge­r Westlich des Pendlerpar­kplatzes von St. Afra (auf dem Foto links) plant die Gemeinde die Ausweisung eines neuen Gewerbegeb­iets. Die Logistikfi­rma Honold wollte sich dort ansiedeln. Nun zieht ihr Partner Kuka sich zurück. Das Projekt war in Mering...

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