Ein Schulleiter, der mit Wehmut geht
Aichach Die humorige Tour wählte Thomas Dietrich von der Schülermitverwaltung, um seinem Schulleiter Gerhard Haunschild den Eintritt in den Ruhestand zu erleichtern: „Wo immer einer Abschied nimmt, gibt’s einen, der die Reden hält. Er sucht die schönen Worte aus und reiht sie aneinander, damit am Ende jeder sagt: ,Nein, wirklich! So was kann der!’“Die „schönen Worte“wurden in den Reden der vielen Ehrengäste in der Folge keineswegs nur „aneinandergereiht“.
Haunschild habe in seiner fast 15-jährigen Schulleiterkarriere Schulgeschichte geschrieben, sagte der stellvertretende Landrat Man fred Losinger. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit im Juli 2003 sorgte die Einführung des G8 für erhebliche Turbulenzen. Die umfangreichen Um- und Anbaumaßnahmen des Gymnasiums mit ihren Auswirkungen auf den Schulbetrieb habe der Schulleiter mit großem Einsatz und viel Verhandlungsgeschick gemeistert. Ein zusätzlicher Kraftakt sei der Aufbau des Meringer Gymnasiums gewesen, der von 2012 bis 2015 eine enorme personelle Belastung für die Schulleitung und das Kollegium in Aichach gewesen sei. Der Meringer Schulleiter Josef Maisch bescheinigte Haunschild „eine hervorragende Aufbauarbeit, von der wir heute noch profitieren“.
Bürgermeister Klaus Habermann bemühte die Seemannssprache und sah in Haunschild den verdienten Schulchef, der „das Flaggschiff DHG auch bei stürmischem Seegang sicher führte“. Angela Mutter, Mitarbeiterin des Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in Schwaben, sagte, das Anforderungsprofil eines Schulleiters komme dem eines Spitzenmanagers oder Zehnkämpfers gleich, der sein berufliches Leben mit Ausdauer, Kraft, Geschicklichkeit, Beharrlichkeit und Selbstvertrauen angehe. „Es ist Ihnen gelungen, eine angstfreie Leistungsumgebung zu schaffen“, umschrieb Elternbeiratsvorsitzender Michael Feucht Haunschilds größtes Verdienst. Anton Niedermayr lobte dessen Initiative bei der Gründung des DHG-Fördervereins. Mit Verweisen auf Michael Endes Roman „Momo“stellte Michael Lang vom Personalrat seine launige Laudatio ganz unter das Motto „Zeit“. Der Schulleiter, der für seine „endlosen Arbeitstage“bekannt gewesen sei, habe sein Freizeitkonto arg ins Minus manövriert. Das sollte der Ruhestand ausgleichen, denn: „Jetzt gehört die Zeit Ihnen.“Renate Schöffer als künftige Schulleiterin rückte ihren Noch-Vorgänger in die Nähe des römischen Politikers und Philosophen Cicero, der revolutionäre Ideen mit Beharrlichkeit gefördert habe. Haunschilds Einsatz, seine Umsicht beim Umsetzen neuer Strukturen und sein Verantwortungsbewusstsein hinsichtlich der Schulfamilie hätten Akzente gesetzt.
Haunschild weiß, was er vermissen wird: Die Schüler per Handschlag zu begrüßen, ihre Persönlichkeiten wahrzunehmen, ihre Entwicklung zu verfolgen. So erfülle ihn eine gewisse Wehmut, am Ende einer 40-jährigen Berufskarriere innehalten zu müssen, die ihn in jeder Beziehung viel Kraft gekostet und ihm gleichermaßen viel Freude bereitet habe. Entspannt sieht Haunschild seinem neuen Lebensabschnitt entgegen: „Ich bin gespannt, wie’s wird“.