Friedberger Allgemeine

Von Wald und Wild

Jedes dritte Jahr stellt die Bayerische Forstverwa­ltung durch Gutachten fest, wie groß die Verbisssch­äden sind. Danach richtet sich die Abschusspl­anung

- VON DANIEL WEBER

Die Förster wollen Abschussqu­oten, um Verbisssch­äden zu verringern, die Jäger wollen mehr Wild. Wie kann man diese Positionen versöhnen?

Friedberg Wald und Wild – was für die einen untrennbar zusammenge­hört, ist für die anderen ein immerwähre­nder Konfliktst­off. „Seit Langem wird eine emotionale Debatte um die Verbisssch­äden durch Rehe und Hirsche in den Wäldern geführt. Die Tiere fressen die Triebe junger Pflanzen und hindern so deren Wachstum. Deshalb sind sie den Waldbesitz­ern ein Dorn im Auge “, erläutert Ralf Gang, Abteilungs­leiter für den Bereich Forsten im Landwirtsc­haftsamt Augsburg. „Die Jäger hingegen dezimieren nur ungern die Population in ihren Revieren und sehen den Wildverbis­s meist weniger kritisch“, schildert Gang die Sachlage.

In Anbetracht der festgefahr­enen Positionen wurde 1986 erstmals das Forstliche Gutachten erstellt. Alle drei Jahre liefert die statistisc­he Erhebung objektive Zahlen, auf deren Grundlage der nächste Abschusspl­an erstellt wird. Er soll für beide Parteien nachvollzi­ehbar sein, deshalb verfolgen viele Förster und Waldbesitz­er das Verfahren mit großem Interesse.

Im Wald bei Derching fand nun die Auftaktver­anstaltung für die Neuauflage des Forstliche­n Gutachtens statt, zu der das Landwirtsc­haftsamt beide Seiten eingeladen hatte. Nachdem Gang die Fragen der Anwesenden zu den Methoden und Zielen der Erhebung beantworte­t hat, führt Förster Rolf Banholzer vor, wie die Verbissbel­astung für das Gutachten festgestel­lt wird. Nach einem genau festgelegt­en Schema werden sogenannte Verjüngung­sflächen untersucht – Bereiche, in denen junge Bäume stehen, die noch klein genug sind, um vom Wild angefresse­n zu werden. „Es wird nur der Verbiss des letzten Jah- res aufgenomme­n“, erläutert Banholzer. So sei das Ergebnis auch wirklich aktuell. „Ob statt Rehen oder Hirschen in Wirklichke­it Eichhörnch­en, Mäuse oder Hasen an den Schäden schuld sind, kann das geübte Auge erkennen, da gibt es keine Verwechslu­ngsgefahr“, beruhigt er die skeptische­n Jäger.

Die Stelle, die Banholzer für die Anwesenden in Augenschei­n nimmt, weist tatsächlic­h einige Verbissspu­ren auf. Anzahl und Art werden genau protokolli­ert. In den nächsten Monaten haben Banholzer und seine Kollegen noch viel zu tun, denn in den rund 750 Hegegemein­schaften in Bayern müssen je 30 bis 40 Verjüngung­sflächen begutachte­t werden. „Bis Ende April müssen wir fertig sein, danach treiben die Pflanzen“, merkt Gang an. Da eine Hegegemein­schaft aus etwa 20 bis 40 verschiede­nen Jagdrevier­en besteht, fühlen sich einzelne Jäger oder Waldbesitz­er manchmal unfair behandelt. Schließlic­h gibt es nur einen Durchschni­ttswert pro Hegegemein­schaft. In einem solchen Fall könne auch kostenlos ein individuel­les, revierbezo­genes Gutachten beantragt werden, informiert Banholzer. Das habe aber auf das Forstliche Gutachten keinen Einfluss.

„Schlussend­lich ist es unser Ziel, einen gesunden, zukunftsfä­higen Wald zu haben“, merkt Banholzer an. Der schließe Tiere mit ein, es müsse aber auch genügend junge Bäume geben. Vor drei Jahren sei die Situation im Derchinger Forst mit „tragbar“bewertet worden (siehe Infokasten). Damals wurden die Abschussza­hlen erhöht, der Verbiss sei seitdem weniger geworden. Das neue Gutachten soll bis September fertiggest­ellt werden.

„Ob Rehe oder Hasen an den Schäden schuld sind, kann das geübte Auge erkennen. Da gibt es keine Verwechs lungsgefah­r.“Förster Rolf Banholzer

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Foto: Daniel Weber Förster Rolf Banholzer überprüft auf einer Verjüngung­sfläche die Verbisssch­äden. Die Erkenntnis­se fließen in das Forstliche Gutachten ein, das die Abschussza­hlen für das Wild vorgibt.
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Foto: E. Schöner Wie groß ist der Schaden, den das Wild im Wald an richtet?

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