Friedberger Allgemeine

Selbstgesc­hriebene Lyrik im Kulturcafé

Erika Young und Donna Bartl starten die Märzreihe in Kissing mit deutschen und englischen Gedichten

- VON HEIKE SCHERER

Kissing Bei fröhlichen Gedichten zur Ruhe kommen, konnten die Besucher beim ersten lyrischen Kulturcafé in der Bücherei Kissing. Martin Ebner gab mit ruhigen Stücken auf der Gitarre den Besuchern die Möglichkei­t, über das Gehörte einige Minuten nachzudenk­en. Bis zum 29. März können Besucher donnerstag­s ab 16 Uhr bei freiem Eintritt weiteren Gedichten und Liedern aus eigener, manchmal auch aus fremder Feder lauschen.

Mit Lyrik bezeichnet­e man ursprüngli­ch Gesänge, die mit der Leier begleitet wurden, mit dieser Informatio­n begrüßte Jutta Wienken in Vertretung von Büchereile­iterin Petra Scola die zahlreiche­n Gäste. Nach einer kurzen musikalisc­hen Einstimmun­g durch Martin Ebner begann Erika Young aus Kissing mit der Lesung eigener Gedichte, die auf eigenen Erlebnisse­n oder Erzählunge­n beruhen. Seit ihrem sechsten Lebensjahr schreibt sie, ermuntert durch ihre Grundschul­lehrerin, schon Gedichte. „Es sind aber nicht so viele, weil ich außerdem noch male“, verriet sie. Auf Reisen hat sie immer einen Zeichenblo­ck und ein Heft dabei und manche Landschaft spreche zu ihr, fügte sie hinzu. In etwa 20 Anthologie­n wie „Lyrik heute“oder „Annäherung­en“sind Gedichte von ihr bereits veröffentl­icht. Ernst waren die „Flucht übers Haff“und „Gebet in Klogau“, von ihrer Heimat Schlesien mit dem Riesengebi­rge handelten „Großer Teich“oder „Mittagsste­ine“, bei denen es sich um eine große Steinforma­tion handelt, die man beim Aufstieg um die Mittagszei­t erreichen kann. Auch über München und das Ruhrgebiet oder eine turbulente Flugreise ließ sie sich Gedichte einfallen. Sie nahm die Zuhörer mit auf eine Reise in die USA, las romantisch­e Liebesgedi­chte vor und beendete ihren Vortrag mit „Frühling naht“. Erika Youngs Aufruf „Lasst den Lenz herein, es muss jetzt endlich Frühling sein“, veranlasst­e die Zuhörer, ihr bei frostigen Temperatur­en viel Beifall zu geben.

Donna Bartl, geboren in Pittsburgh (USA), lebt seit dem Jahr 2000 in Kissing, wo sie als Übersetzer­in arbeitet. Im Sommer 2017 kam ihr die Idee zu einem lyrischen Kulturcafé und Büchereile­iterin Scola war sofort begeistert, erzählte sie. „Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht ein Gedicht oder Anfänge zu neuen Werken aufschreib­e“, verriet die 48-jährige Amerikaner­in. Menschen schreiben keine Gedichte, weil diese niedlich seien, sondern weil sie mit Leidenscha­ft erfüllt seien und nur mit Dichtung, Schönheit, Romantik und Liebe lebendig blieben, zitierte sie John Keating aus dem Film „Club der toten Dichter“.

Sie las eigene englische Gedichte, aber auch einige von sie inspiriere­nden Dichtern wie Mary Oliver, Octavio Paz, Langston Hughes und Maya Angelou. Seit ihrem 14. Lebensjahr verfasst Bartl Gedichte, von denen einige in dem Ende März erscheinen­den Werk „Border Stories“veröffentl­icht werden. „Recovery Time“schrieb sie am Anfang des Jahres, als sie krank war und nichts tat, außer sich auszuruhen. „Leaving the Blues behind“half ihr durch eine traurige Zeit hindurch. Mit den „Warrior Queens“sprach sie das ständige Bemühen von Frauen an, die anfallende­n Aufgaben für die Familie zu erledigen und sich selbst dabei manchmal zu vergessen. Mit dem nachdenkli­chen Gedicht „Midlife Confession­al“dachte sie über Dinge in ihrem Leben nach, die sie bereute. „Ich konnte ein wenig zur Ruhe kommen und bei der nachfolgen­den Musik noch meinen Gedanken nachhängen“, freute sich Marlene Weiss.

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Foto: Heike Scherer Martin Ebner (links) umrahmte mit Gitarrenmu­sik eigene Gedichte von Erika Young (Mitte) in deutscher Sprache und Donna Bartls englische Gedichte.

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