Die FOS ist ein Sanierungsfall
Die Kriminalität auf dem zentralen Platz nimmt zu, deshalb soll es bald eine Videoüberwachung geben. Der Anteil der Flüchtlinge an den Tatverdächtigen ist relativ hoch. Sie sind aber nicht allein für den Anstieg verantwortlich
Das eiskalte Winterwetter im Februar sorgte für etwas Ruhe. Am Königsplatz hatte die Polizei zuletzt weniger Einsätze. Viele, die sich sonst regelmäßig hier aufhalten, hatten wohl keine Lust, draußen zu sitzen und zu frieren. Bei der Polizei rechnet man damit, dass es mit den steigenden Temperaturen auch wieder mehr Ärger gibt. Im vergangenen Frühjahr hatten sich am Kö zeitweise die Einsätze gehäuft. Der Grund waren oft Streiterein in der Süchtigenszene und unter jungen Migranten. Weil die Zahl der Straftaten stark gestiegen ist, soll an dem Platz noch dieses Jahr eine Videoüberwachung installiert werden.
Doch wer ist verantwortlich für die Zunahme der Straftaten? Hängt die gestiegene Kriminalität auch mit dem starken Zuzug von Flüchtlingen Ende 2015 zusammen?
Eine eindeutige Antwort darauf ist schwer zu finden. Das zeigen die Zahlen der Polizei. Im Präsidium wurde die Lage auf dem Kö und auf anderen Plätzen analysiert. Der Königsplatz ist mit Abstand am stärksten mit Kriminalität belastet. Bei der Analyse, wer dort Straftaten begeht, wird es allerdings schon komplizierter. Tatsächlich ist der Ausländeranteil bei den am Kö ermittelten Tatverdächtigen relativ hoch – und er ist in den vergangenen Jahren auch gestiegen. Aber nicht so deutlich, wie man es vermuten könnte.
Die Polizei hat jeweils die Zahlen für den Zeitraum von Januar bis ein- September verglichen. Im Jahr 2015, vor der Flüchtlingskrise, hatten 38,6 Prozent der am Kö ermittelten Tatverdächtigen keinen deutschen Pass. Im selben Zeitraum 2017 lag der Ausländeranteil bei 43,7 Prozent. Eine Steigerung um fünf Prozentpunkte.
Betrachtet man nur den Anteil der Asylbewerber und Flüchtlinge, ergibt sich eine um einiges deutlichere Zunahme. Im Jahr 2015 waren 13,3 Prozent der Tatverdächtigen Flüchtlinge, im Jahr 2017 waren es dann 27,6 Prozent. Noch etwas grö- ßer ist der Anteil der Flüchtlinge bei den Rohheitsdelikten – unter diesem Begriff werden Raubüberfälle, Körperverletzungen, Bedrohungen und Nötigungen zusammengefasst. 2017 lag der Anteil der Flüchtlinge hier bei 30 Prozent. Damit war etwa jeder dritte Verdächtige ein Flüchtling. Zwei Jahre zuvor war der Flüchtlingsanteil bei den Rohheitsdelikten noch wesentlich geringer, er lag damals bei 16,7 Prozent.
Polizisten, die häufiger auf dem Königsplatz im Einsatz sind, bestätigen, dass es gerade im vergangeschließlich nen Frühjahr und Sommer immer wieder Probleme mit Gruppen von jüngeren Migranten gab. Viele hätten sich wohl auch aus Langeweile am Kö aufgehalten. Streit habe es überwiegend untereinander gegeben. Unbeteiligte Passanten seien meist nicht betroffen gewesen. Auffällig war aus Sicht der Polizei auch, dass die Jugendlichen teils nur wenig Respekt gegenüber den Beamten zeigten. Die Polizei reagierte darauf, in dem sie ihre Präsenz deutlich verstärkte. Es gab auch wiederholt Kontrollaktionen. Die Präsenz zeigte Wirkung: Nach Einschätzung der Polizei ist die Situation im Lauf des Sommers besser geworden.
Helmut Jesske, der Geschäftsführer des Stadtjugendrings, bestätigt, dass auch Flüchtlinge die Plätze verstärkt nutzen. Bei der Vielzahl von Gruppen, die in der Stadt unterwegs seien, könne man Probleme aber nie an einer bestimmten Klientel festmachen. Die Streetworker hätten auch zu jungen Flüchtlingen einen guten Kontakt. Generell gelte: Die Personen, die sich am Kö aufhalten, seien die problematischere Klientel als jene, die sich vor dem Rathaus oder am Elias-Holl-Platz trifft.
Wichtig ist: Die Zahlen zeigen einen Trend, aber es bleiben Unsicherheiten. Bei Taten, die nicht geklärt werden, bleibt es unklar, wer der Täter gewesen sein soll und welchen Hintergrund er hat. Die Polizei führt zudem nur eine Statistik über die Verdächtigen. Wer am Ende vom Gericht verurteilt oder freigesprochen wird, ist nicht bekannt. Bei Drogendelikten kommt noch etwas hinzu. Hier werden die meisten Taten durch Kontrollen aufgedeckt. Es wirkt sich damit direkt auf die Statistik aus, welche Gruppen verstärkt kontrolliert werden. Einfach formuliert: Der kleine Händler auf der Straße wird eher erwischt als der wohlhabende Kokain-Konsument.
Eines zeigen die Zahlen ebenfalls: Für den Anstieg der Kriminalität sind längst nicht nur Ausländer oder Flüchtlinge verantwortlich. Auch bei Verdächtigen mit deutschem Pass ist der Anstieg ganz deutlich.