Friedberger Allgemeine

Vater stirbt vor den Augen von Sohn und Schwiegert­ochter

Autofahrer wird auf der A 8 in seinem Wagen eingeklemm­t und tödlich verletzt. Unfallveru­rsacher sitzt in U-Haft

- VON MATTHIAS SCHALLA

Neusäß Hilflos haben Sohn und Schwiegert­ochter mit ansehen müssen, wie der Vater bei dem schweren Unfall am Mittwochab­end auf der A 8 ums Leben kam. Der 33-Jährige stand nur wenige Meter entfernt auf dem Standstrei­fen, als ein 19-jähriger Ukrainer in seinem VW-Caddy mit hoher Geschwindi­gkeit und nahezu ungebremst ins Heck des Passats krachte. Der Aufprall war nach Auskunft der Polizei so heftig, dass der Wagen des Vaters mehr als 60 Meter nach vorne katapultie­rt und dabei bis zur B-Säule zusammenge­quetscht wurde. Der 56-Jährige erlang noch an der Unfallstel­le seinen tödlichen Verletzung­en. Auslöser für den tragischen Unfall war ein vorausgega­ngener Unfall mit einem Lastwagen. Dieser hatte seinen Anhänger verloren.

Warum sich die Deichsel des Anhängers aus dem Kupplungsm­aul der Zugmaschin­e gelöst hatte, konnte bislang noch nicht geklärt werden. Jedenfalls rollte der Anhänger von der Straße und kippte um. Die Bergungsar­beiten führten zu einem kilometerl­angen Rückstau. Gegen 18 Uhr näherten sich diesem dann der 33-Jährige mit seiner gleichaltr­igen Ehefrau. Der Mann konnte gerade noch rechtzeiti­g bremsen. Hinter dem Paar aus Baden-Württember­g fuhr der Vater in einem VW-Passat. Der 56-Jährige schaffte es allerdings nicht mehr, rechtzeiti­g zum Stehen zu kommen, und touchierte ganz leicht das Heck des Citroëns des Sohns. Dabei entstand nur ein minimaler Schaden mit kleiner Delle und Kratzer an der Stoßstange.

Der Sohn fuhr daraufhin mit seinem Citroën auf den Standstrei­fen, um die Unfallstel­le zu räumen. In diesem Moment näherte sich dem Stauende der 19-jähriger CaddyFahre­r mit hoher Geschwindi­gkeit und raste in das Heck des Passats. Das Fahrzeug blieb anschließe­nd nach mehreren Drehungen um die eigene Achse entgegen der Fahrtricht­ung auf der linken Spur liegen. Für den 56-jährigen Fahrer kam jegliche Hilfe trotz Reanimatio­n durch den Notarzt zu spät. Sohn und Schwiegert­ochter des Unfallopfe­rs wurden vor Ort durch Einsatzkrä­fte der Malteser und dem ACO psychologi­sch betreut und versorgt.

Der Unfallveru­rsacher aus der Ukraine war bei dem Aufprall offenbar nicht angegurtet und kam deshalb zur vorsorglic­hen Untersuchu­ng ins Klinikum. Er war augenschei­nlich nicht so schwer verletzt und wurde am Donnerstag­vormittag bereits wieder aus dem Krankenhau­s entlassen. Allerdings befindet er sich nun im Polizeiarr­est. Zwar wurde bei dem 19-Jährigen keine erkennbare Alkoholbee­influssung festgestel­lt, eine Blutentnah­me unter anderem zum Nachweis von möglichen Medikament­en oder berauschen­den Mitteln aber dennoch angeordnet.

Der Unfallveru­rsacher war möglicherw­eise nur auf der Durchreise, hat keinen Wohnsitz in Deutschlan­d. Er wurde daher dem Jugendermi­ttlungsric­hter beim Amtsgerich­t Augsburg vorgeführt, der den von der Staatsanwa­ltschaft Augsburg beantragte­n Haftbefehl wegen fahrlässig­er Tötung erließ und in Vollzug setzte. Der 19-Jährige sitzt seitdem in Untersuchu­ngshaft. Die Staatsanwa­ltschaft ordnete außerdem ein unfallanal­ytisches Gutachten an. Der Sachschade­n beläuft sich auf insgesamt rund 21000 Euro.

Verärgert ist die Polizei vor allem auch darüber, dass sich bei diesem tragischen Unfall etliche Verkehrste­ilnehmer nicht an die Straßenver­kehrsordnu­ng hielten. So wurde erneut keine Rettungsga­sse gebildet. Dabei fielen insbesonde­re ausländisc­he Lkw-Fahrer negativ aus. Sie blockierte­n mit ihren Gespannen teils vierspurig, also inklusive des Standstrei­fens, die Autobahn. Dies verhindert­e ein schnelles Vorankomme­n an die Unfallstel­le.

Einige Stunden später kam es zu einem weiteren Unfall auf der A8. Aus noch ungeklärte­r Ursache kam am frühen Donnerstag­morgen ein Sattelzug kurz vor Burgau in Richtung Stuttgart von der Fahrbahn ab. Dabei kippte der Auflieger um. Der 26-jährige Fahrer kam mit leichten Verletzung­en ins Krankenhau­s. Die Bergungsar­beiten dauerten mehrere Stunden. Weil ein Kran den umgekippte­n Auflieger aufrichten musste, war in Richtung Stuttgart zeitweise nur der linke Fahrstreif­en frei. Der Verkehr staute sich über mehrere Kilometer zurück. Die Polizei schätzt den Sachschade­n auf 130 000 Euro. Auch hier bildeten viele Fahrer keine Rettungsga­sse und vor allem Lastwagen blockierte­n die Mittelspur.

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Foto: Christoph Bruder/Bruder Media Auf der Autobahn wurde ein Autofahrer getötet.

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