Diese Frauen wollen Mut machen
Der Empfang im Rathaus zeigt Lebensgeschichten zwischen Beharrlichkeit, Courage und Verfolgung. Ein Schicksal macht sprachlos
Was verbindet die Kauffrau und alleinerziehende Mutter Jasmin Heinz, die Physikerin Roya Hassan Abadi und die Wirtschaftsreferentin Eva Weber? Außer, dass sie eben als Frauen auf die Welt kamen? Auf dem Podium des Jahresempfangs der Stadt zum Internationalen Frauentag berichten die drei von ihren Biografien, die jedoch weniger vom Geschlecht als von ihrer sozialen Herkunft geprägt zu sein scheinen.
Weber wuchs – so sagt sie selbst behütet in einer bayerischen Politikerfamilie auf. Sie hatte alle Chancen, studierte Jura in Bayern, wurde Beamtin in Augsburg und mit nur 34 Jahren – ermutigt durch Oberbürgermeister Kurt Gribl – Wirtschaftsreferentin. Mut, erzählt sie, sei in ihrem Leben bisher nicht wirklich gefordert gewesen.
Anders Jasmin Heinz. Sie hatte Verkäuferin gelernt. Mit dem Vater ihrer heute zwölf und 16 Jahre alten Kinder klappte es nicht. Lange war sie arbeits- und mittellos. Eltern und Freunde halfen den dreien über die Runden. Eine Rückkehr in den Arbeitsmarkt schien unmöglich, zu weit klaffen Betreuungs- und Arbeitszeiten im Einzelhandel auseinander. Eine Beraterin vom Arbeitsamt wurde zur Mutmacherin. Mit einer 30-Stunden-Woche konnte Heinz bei der
einsteigen und eine kaufmännische Ausbildung in Teilzeit absolvieren. Direkt von Armut bedroht ist sie dank der Unterstützung die Verwandtschaft nicht gewesen. „Zum Glück. Andere alleinerziehende Frauen haben es da schwerer. Und jetzt kann ich uns drei endlich ganz gut selbst durchbringen“, erzählt Jasmin Heinz. Und nebenbei den Ausbildungskredit abzahlen. Schon das öffentliche Berichten über diesen Kampf gegen den Abstieg: mutig.
Roya Hassan Abadi hingegen war ganz unten. Ihre Erzählung macht letztlich auch Moderatorin Jutta Prediger (BR) sprachlos. Die junge Frau studierte im Iran Physik, arbeitete als Lehrerin und ließ sich von ihrem Bruder, der in Augsburg lebt, Bücher für ihre Schülerinnen schicken. 2008 besuchte sie den Bruder. Während dieses Aufenthalts flog in Iran ihr Bücherschmuggel auf, und die islamische Republik erließ einen Haftbefehl wegen Gotteslästerung. Sie kämpfte sich in Augsburg durch Asyl- und andere Verfahren, erreichte, dass ihr iranidurch sches Physikdiplom als Bachelor anerkannt wurde und schloss ein Masterstudium ab. Geld hatte sie nie, seinerzeit erhielten Asylbewerber neben 70 Euro Taschengeld noch ausschließlich Lebensmittelpakete. „Ich wollte nicht, dass mein Sohn mich jemals so am Boden sieht, das war mein Antrieb“, sagt Roya Hassan Abadi heute. Seit zehn Jahren hat sie ihr Kind nicht gesehen.
Auf dem Podium saß auch Unternehmensberaterin Simone Schönfeld. Sie ist mit Monitoring-Projekten ihrer Firma Crossconsult seit acht Jahren unter anderem in Augsburg tätig. „Männer wollen heute mehr Freizeit, Frauen mehr Führungspositionen. Eigentlich haben sich die Interessen beider Geschlechter in den letzten 20 Jahren angenähert“, sagt sie.
Mit Blick auf deutsche Verhältnisse betont Gleichstellungsbeauftragte und Veranstalterin des Empfangs, Barbara Emrich: „Die rechtliche Gleichstellung haben wir zwar erreicht, aber noch lange keine gesellschaftliche Gleichberechtigung.“