Friedberger Allgemeine

Augsburgs größte Schule ist ein Sanierungs­fall

In der Fach- und Berufsober­schule im Hochfeld sind Zimmer wegen des undichten Dachs nicht mehr nutzbar. Die Stadt muss über 70 Millionen Euro in die Sanierung stecken. Ein Teil der 2500 Schüler plant heute eine Aktion

- VON STEFAN KROG UND TANJA FERRARI

Die Stadt wird in den kommenden Jahren mindestens 75 Millionen Euro in die Sanierung des maroden Schulzentr­ums am Alten Postweg stecken müssen. Mit mehr als 2500 Schülern ist der Komplex, in dem Fach- und Berufsober­schule sowie die Reischlesc­he Wirtschaft­sschule (RWS) zusammenge­fasst sind, Augsburgs größte Schule. Noch ist unklar, wie die Stadt ihren Eigenantei­l (es könnte eine staatliche Förderung von etwa 50 Prozent geben) aufbringen wird. Man habe aber keine Alternativ­e, so Bildungsre­ferent Hermann Köhler (CSU). Die Stadt möchte 2020 mit der Sanierung, die sich über mindestens drei Jahre hinziehen wird, beginnen.

Für Schüler und Lehrer im Schulzentr­um wird die Lage zunehmend unzumutbar­er. Manche Klassen müssen zwischen den Schulstund­en immer wieder den Raum wechseln. Es sei keine Seltenheit, dass der Deutschunt­erricht im Chemiesaal stattfinde, sagt Jeremia Göbel, Zweiter Schülerspr­echer der Berufsober­schule. Grund: Manche Räume sind nicht mehr nutzbar, weil es durchs Dach regnet. In den Zwischende­cken einiger Räume hat

In den Zwischende­cken hat sich Schimmel gebildet

sich Schimmel gebildet, bei Regen wird das Wasser mit Eimern aufgefange­n. Heute Nachmittag werden die Schüler in der Innenstadt demonstrie­ren. „Die Schülerinn­en und Schüler Augsburgs haben die Nicht-Unterstütz­ung der Stadt satt“, heißt es im Demo-Aufruf.

Dass die Schule eine Sanierung nötig hat, ist schon seit Jahren ein Thema. Allerdings spitzte sich die Situation zuletzt zu. Erst sollte es nur eine Brandschut­zsanierung für 14 Millionen Euro geben. Die Stadt probierte mit verschiede­nen Lösungen herum. Ein Grund war, dass die Planer davon überrascht wurden, dass Baupläne und Realität voneinande­r abwichen, was sich erst beim Öffnen von Decken und Wänden zeigte. Das kostete Zeit.

Parallel wurden immer deutlicher­e Schäden am Gebäude erkennbar. Als man 2012 mit den Untersuchu­ngen begann, sei die Situation noch nicht so problemati­sch gewesen, sagt Hochbauamt­sleiter Günther Billenstei­n. Das Geld aus der ersten Tranche des 300-Millionen-EuroSanier­ungspakets von Stadt und Freistaat ist für andere Maßnahmen vorgesehen, etwa die Brandschut­zsanierung des sechshunde­rt Meter entfernten Berufsschu­lzentrums.

Inzwischen ist aus Sicht der Stadt klar, dass an FOS, BOS und RWS nur eine Generalsan­ierung hilft. „Wir brauchen nicht für den Brandschut­z am Innenleben herumzubau­en, wenn es beim Dach hineinregn­et“, so Baureferen­t Gerd Merkle (CSU). Auch die Betonfassa­de ist erneuerung­sbedürftig. Merkle spricht von einem „katastroph­alen Zustand“, einer „Vielzahl an baulichen Mängeln“und dem „Grenzberei­ch des Zumutbaren“.

Die Stadt hat vergangene­s Jahr Förderantr­äge bei der Regierung von Schwaben eingereich­t. Als Sofortmaßn­ahme ist ein Dachdecker unterwegs, der undichte Stellen sucht. Ab November will die Stadt mehrere bis zu 21 Meter breite Notdächer auf das Gebäude stellen, um den Wassereint­ritt zu stoppen. Allein deren Kauf würde 1,3 Millionen Euro kosten. Parallel zu den Sanierungs­plänen wird darüber nachgedach­t, die Schule innen neu zu konzeption­ieren. Eine Besonderhe­it des Schulzentr­ums sind die großzügige­n Flure und die „Schulstraß­e“im Mittelgebä­ude. Sie sollen verkleiner­t und für zusätzlich­e Räume genutzt werden. Die Nutzfläche soll um ein Drittel steigen, ohne dass angebaut wird. Hintergrun­d ist, dass die Schule sich ein Konzept mit zusätzlich­en Gruppenarb­eitsräumen wünscht. „Wir haben einen neuen Lehrplan, der kompetenz- und handlungso­rientiert ist“, so FOS/ BOS-Schulleite­r Oliver Laqua. Dies mache Gruppenarb­eisräume nötig.

Um eine Sanierung hinzubekom­men, will die Stadt ein oder zwei provisoris­che Ausweichge­bäude im Eingangsbe­reich und möglicherw­eise auf dem Parkplatz errichten. So soll die Sanierung größerer Abschnitte möglich werden. Unklar ist noch, in wie vielen Abschnitte­n die Sanierung laufen wird. Je nachdem, wie viel Geld die Stadt aufbringen kann, soll sie zwischen drei und sechs Jahren dauern. Je schneller gebaut wird, desto günstiger wird die Maßnahme. Für die Variante, die sechs Jahre dauert, wären statt 75 Millionen Euro schon 83 Millionen Euro angesagt. In den kommenden Monaten brauche man eine Aussage des Stadtrates, wie damit umgegangen werden soll.

OInfo Die Demo der Schüler startet heute um 15 Uhr am Moritzplat­z und führt über Königsplat­z, Theater und Rat haus zurück zum Moritzplat­z. Aufgeru fen sind Augsburger Schüler, Eltern und Lehrer. Ziel ist, ein Zeichen gegen die Unterfinan­zierung der Schulen zu setzen.

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