Augsburgs größte Schule ist ein Sanierungsfall
In der Fach- und Berufsoberschule im Hochfeld sind Zimmer wegen des undichten Dachs nicht mehr nutzbar. Die Stadt muss über 70 Millionen Euro in die Sanierung stecken. Ein Teil der 2500 Schüler plant heute eine Aktion
Die Stadt wird in den kommenden Jahren mindestens 75 Millionen Euro in die Sanierung des maroden Schulzentrums am Alten Postweg stecken müssen. Mit mehr als 2500 Schülern ist der Komplex, in dem Fach- und Berufsoberschule sowie die Reischlesche Wirtschaftsschule (RWS) zusammengefasst sind, Augsburgs größte Schule. Noch ist unklar, wie die Stadt ihren Eigenanteil (es könnte eine staatliche Förderung von etwa 50 Prozent geben) aufbringen wird. Man habe aber keine Alternative, so Bildungsreferent Hermann Köhler (CSU). Die Stadt möchte 2020 mit der Sanierung, die sich über mindestens drei Jahre hinziehen wird, beginnen.
Für Schüler und Lehrer im Schulzentrum wird die Lage zunehmend unzumutbarer. Manche Klassen müssen zwischen den Schulstunden immer wieder den Raum wechseln. Es sei keine Seltenheit, dass der Deutschunterricht im Chemiesaal stattfinde, sagt Jeremia Göbel, Zweiter Schülersprecher der Berufsoberschule. Grund: Manche Räume sind nicht mehr nutzbar, weil es durchs Dach regnet. In den Zwischendecken einiger Räume hat
In den Zwischendecken hat sich Schimmel gebildet
sich Schimmel gebildet, bei Regen wird das Wasser mit Eimern aufgefangen. Heute Nachmittag werden die Schüler in der Innenstadt demonstrieren. „Die Schülerinnen und Schüler Augsburgs haben die Nicht-Unterstützung der Stadt satt“, heißt es im Demo-Aufruf.
Dass die Schule eine Sanierung nötig hat, ist schon seit Jahren ein Thema. Allerdings spitzte sich die Situation zuletzt zu. Erst sollte es nur eine Brandschutzsanierung für 14 Millionen Euro geben. Die Stadt probierte mit verschiedenen Lösungen herum. Ein Grund war, dass die Planer davon überrascht wurden, dass Baupläne und Realität voneinander abwichen, was sich erst beim Öffnen von Decken und Wänden zeigte. Das kostete Zeit.
Parallel wurden immer deutlichere Schäden am Gebäude erkennbar. Als man 2012 mit den Untersuchungen begann, sei die Situation noch nicht so problematisch gewesen, sagt Hochbauamtsleiter Günther Billenstein. Das Geld aus der ersten Tranche des 300-Millionen-EuroSanierungspakets von Stadt und Freistaat ist für andere Maßnahmen vorgesehen, etwa die Brandschutzsanierung des sechshundert Meter entfernten Berufsschulzentrums.
Inzwischen ist aus Sicht der Stadt klar, dass an FOS, BOS und RWS nur eine Generalsanierung hilft. „Wir brauchen nicht für den Brandschutz am Innenleben herumzubauen, wenn es beim Dach hineinregnet“, so Baureferent Gerd Merkle (CSU). Auch die Betonfassade ist erneuerungsbedürftig. Merkle spricht von einem „katastrophalen Zustand“, einer „Vielzahl an baulichen Mängeln“und dem „Grenzbereich des Zumutbaren“.
Die Stadt hat vergangenes Jahr Förderanträge bei der Regierung von Schwaben eingereicht. Als Sofortmaßnahme ist ein Dachdecker unterwegs, der undichte Stellen sucht. Ab November will die Stadt mehrere bis zu 21 Meter breite Notdächer auf das Gebäude stellen, um den Wassereintritt zu stoppen. Allein deren Kauf würde 1,3 Millionen Euro kosten. Parallel zu den Sanierungsplänen wird darüber nachgedacht, die Schule innen neu zu konzeptionieren. Eine Besonderheit des Schulzentrums sind die großzügigen Flure und die „Schulstraße“im Mittelgebäude. Sie sollen verkleinert und für zusätzliche Räume genutzt werden. Die Nutzfläche soll um ein Drittel steigen, ohne dass angebaut wird. Hintergrund ist, dass die Schule sich ein Konzept mit zusätzlichen Gruppenarbeitsräumen wünscht. „Wir haben einen neuen Lehrplan, der kompetenz- und handlungsorientiert ist“, so FOS/ BOS-Schulleiter Oliver Laqua. Dies mache Gruppenarbeisräume nötig.
Um eine Sanierung hinzubekommen, will die Stadt ein oder zwei provisorische Ausweichgebäude im Eingangsbereich und möglicherweise auf dem Parkplatz errichten. So soll die Sanierung größerer Abschnitte möglich werden. Unklar ist noch, in wie vielen Abschnitten die Sanierung laufen wird. Je nachdem, wie viel Geld die Stadt aufbringen kann, soll sie zwischen drei und sechs Jahren dauern. Je schneller gebaut wird, desto günstiger wird die Maßnahme. Für die Variante, die sechs Jahre dauert, wären statt 75 Millionen Euro schon 83 Millionen Euro angesagt. In den kommenden Monaten brauche man eine Aussage des Stadtrates, wie damit umgegangen werden soll.
OInfo Die Demo der Schüler startet heute um 15 Uhr am Moritzplatz und führt über Königsplatz, Theater und Rat haus zurück zum Moritzplatz. Aufgeru fen sind Augsburger Schüler, Eltern und Lehrer. Ziel ist, ein Zeichen gegen die Unterfinanzierung der Schulen zu setzen.