Freiwilligenjahr in Nicaragua
Julia Helfer aus Ried verbringt ein Freiwilligenjahr in Nicaragua. Sie berichtet über ihre Erlebnisse
Ried Ihre Erlebnisse haben sie verändert. Julia Helfer aus Ried absolvierte ein Freiwilligenjahr in Nicaragua und berichtet nun bei einem Vortrag von intensiven Erfahrungen.
Nach der Schule wollte sie Zeit im Ausland verbringen und dabei etwas Sinnvolles tun. Bei ihren Überlegungen stieß sie auf die Organisation Vides der Don-Bosco-Schwestern. Für diese konnte Julia Helfer in Nicaragua in einer Vorschule arbeiten. Die 19-Jährige lernte dort den Alltag von Kindern, aber auch der Kollegen kennen. Zunächst verständigten sie sich mit Händen und Füßen und dem bisschen Spanisch, das sie von ihrem Schul-Italienisch ableitete. „Es gibt immer einen Weg zu kommunizieren“, sagt Julia, die bei den Mädchen und Jungen Englisch unterrichtet hat. Das „Centro educativo“, in dem sie gearbeitet hat, war eine Anlaufstelle für die Kinder aus den armen Gegenden. Mittags bekamen sie hier etwas zu essen. Aber es sei auch eine Anlaufstelle gewesen, wo die Kinder sich erholen und ohne Angst spielen und Freizeit erleben können.
Die Kinder vermisst Julia am meisten. „Was mein Auslandsjahr für mich zu etwas ganz Besonderem gemacht hat, waren vor allem die Momente, in denen ich bemerkt habe, dass ich eine wirkliche Verbindung zu einzelnen Kindern bekommen konnte.“Alltägliche Situationen, in denen sie ihnen etwas beibringen oder mit ihnen gemeinsam lachen konnte.
Die Armut, Sprache und Kultur waren eine Herausforderung. Die Sonne, Gastfreundschaft und südamerikanische Gelassenheit dagegen gefielen ihr sehr gut. „Ich sehe jetzt vieles anders“, sagt sie. „Mit der Verschwendung, die ich oft in Deutschland beobachte, oder dem oft überflüssigen Luxus komme ich nicht mehr klar.“Als sie in Deutschland ihren Kleiderschrank öffnete, war sie erstaunt über die vielen Klamotten. Im Koffer nach Nicaragua hatten ja nur ein paar T-Shirts und Hosen Platz. Und das hat für ein Jahr gereicht. Diese materielle Bescheidenheit möchte sie sich bewahren.
Sie, die vor ihrem Freiwilligenjahr immer „pingelig“war, lernte, ohne fließendes Wasser oder ohne Strom auszukommen – und sie sehnt sich danach zurück.
Denn trotz dieser Umstände waren die Menschen immer glücklich und fröhlich. Ängstlich war Julia überhaupt nicht. Auf Armut und Kriminalität werde sie zwar des Öfteren angesprochen, „aber Nicaragua ist ein sicheres Herkunftsland“, anders als etwa die politisch kritischen Nachbarländer. Natürlich müsse man sich etwas anpassen und beispielsweise nicht alleine im Dunklen rausgehen. Vor Antritt ihrer Reise aber hatte sie ihrer Mutter verboten, im Internet die Seite des Auswärtigen Amtes zu besuchen.
Gerne denkt sie dann an eine Situation zurück, als ihre Mutter, Brigitte Helfer, sie besucht hat. „Wir wollten eine Bootstour machen und waren dann von ganz vielen Männern umrundet, die uns ihr Boot leihen wollten. Aber ich wusste, dass die uns nichts Böses wollen“, erzählt die Riederin.
Und so war es auch. Was Brigitte Helfer heute noch ganz sprachlos macht: Ein nicaraguanischer Taxifahrer, der versprochen hatte, die beiden nach einer Stunde wieder abzuholen, kam wirklich in der zugesagten Zeit. „Das hätte ich nie erwartet“, gesteht die Zweite Bürgermeisterin von Ried. Das geflügelte Wort in Nicaragua den Verkehr betreffend war „Einer geht immer“, lacht Julia Helfer. Man konnte nämlich Taxis auch dann heranwinken, wenn schon jemand drinnen saß. „Dann quetschte man sich halt zusammen.“Busfahrer hielten auch zwischen offiziellen Haltestellen und erklärten den Weg. „Bei uns undenkbar“, sagt die junge Frau.
Denjenigen, die auch ein Freiwilligenjahr im Ausland absolvieren wollen, legt Julia ans Herz, unbedingt ein bisschen die betreffende Sprache zu lernen. Sie selbst hatte Glück, dass eine der Don-BoscoSchwestern Italienisch sprach. So konnte diese anfangs für Julia übersetzen. Trotz Sprachbarriere und auch einigen belastenden Eindrücken hat Julia Helfer eine unvergessliche Zeit erlebt und wundervolle Menschen kennengelernt. Bereits nächstes Jahr will sie ihre Freunde in Nicaragua besuchen. Vortrag Am Samstag, 10. März, um 13.30 Uhr wird Julia Helfer beim Frau enbund im Feuerwehrhaus Ried einen Vortrag über ihre Erlebnisse in Nicara gua halten. Übrigens sind Männer explizit willkommen.