Wortwitz mit Willi Winzig in Baindlkirch
Die Boandlkircher Brettlbühne brilliert mit Seitenhieben und verbalen Spitzen bei der Premiere des neuen Stücks. Erinnerungen ans „Königlich Bayerische Amtsgericht“werden wach
Baindlkirch „Da kann man andere hinschicken, das Stück ist echt der Brüller“, sagte nicht nur einer der über hundert Besucher, die am Samstagabend im Gasthof Giggenbach die Premiere des Dreiakters „Willi Winzig“von der Boandlkircher Brettlbühne sahen.
Bereits zu Beginn der Komödie von Siegfried Weidinger, der die Brettlbühne vor 23 Jahren gegründet hat, standen den Zuschauern Tränen vor Lachen in den Augen. „Papa, du bist unsere Hausfrau, Köchin und Haushälterin“, sagt eines seiner drei pubertierenden Töchter zu dem alleinerziehenden Vater Willi Winzig, „aber du bist kein Mann.“Papa hier, Papa da, „Papa kannst du dies, Papa kannst du das?“, klingt es nacheinander aus den drei Mädchenmündern von Susi (Manuela Mayer), Mausi (Sandra Diemer) und Bine (Vanessa Lorenz). Kein Wunder, dass Papa Willi Winzig (Siegfried Weidinger) total zerstreut und recht tollpatschig ist. „Der Papa ist unbezahlbar, aber die Mama fehlt halt an allen Ecken und Enden“, beteuern seine Mädels. untereinander nehmen die drei jungen Frauen kein Blatt vor den Mund: „Du brustloses Monsterküken“klingt es da in Richtung der Jüngsten Bine.
Als dann Tassillo (Christian Weidinger) auf der Bühne erscheint, der eigentlich nur der Susi das Tanzen beibringen will, fängt das große Verwirrspiel an. Versicherungsvertreter Willi, der Tassillo mal wieder nicht aussprechen lässt und überzeugt ist, dass der von ihm nur ein Mofaschild holen will, fragt ganz großmütig: „Wollen’s was Gebrauchtes oder Neues, also Jungfräuliches?“Und als Tassillo ihn nur starr anblickt, trumpft er auf: „Man weiß ja nie, wer drauf rumgehüpft ist.“Verwundert registriert Willi, dass Tassillo ganz schnell das Weite sucht.
Als dann der wirkliche junge Mann kommt, der das Mofaschild holen will, denkt Willi, er sei Susis Verlobter. Kunde Heiko (Franz Guha) will aber „Prozente“, was Willi so erzürnt, dass er den vermeintlichen Hochzeiter aus dem Fenster wirft.
Als der wirkliche Verlobte Viktor (Lukas Radtke) kommt, meint Wil- der sei nur im Haus, um die alte Waschmaschine zu holen. „Ganz dicht ist die nimmer“, gesteht er somit. Viktor, der eigentlich dem Schwiegervater in spe die Aufwartung machen wollte, überlegt nun ehrlich, ob er die Susi überhaupt noch ehelichen sollte.
Als dann auch noch Hexe Ilona (Sabine Kaltenbrunner) auftaucht und die Zukunft vorhersagt, ist das Debakel komplett. Walburga Herzlich, die Mutter von Viktor (Katja Hohmann), will sich vergewissern, ob das Haus echt „so ein Sündenpfuhl“ist und geht stracks zur Polizei. Der Polizist (Rüdiger Traub) wird von den Töchtern im Hause Winzig mit den Worten „Ah, ein neuer Kunde“empfangen und Frau Reinecke (Diana Micko-Traub), die echte Kundin des „Policen-Jongleurs“, fühlt sich wie im „Königlich Bayerischen Amtsgericht“. Vor lauter Lachen wussten die Schauspieler auf der Bühne einmal selbst nicht weiter und Souffleuse Katharina Micko musste aushelfen. Aber dank des flexiblen und kreativen Spiels der elf Mimen reagierte das Publikum wieder mit Lachtränen.
Die Komödie ist trotz aller ZweiAuch deutigkeiten, Anzüglichkeiten und bissiger Bemerkungen für die ganze Familie geeignet, gibt sie doch viele Gegebenheiten aus „dem wahren Leben wider“. Als weiterer Augenschmaus kommt die aufwendig gestaltete Bühne dazu. „Sie wird jedes Mal extra zum Stück von uns aufgebaut“, erzählt Gründer Weidinger. Für den Bau zeichnen sich Franz Sporer, Stephan Kaltenbrunner, Martin Karrer und viele mehr verli, antwortlich. Vier Wochen seien sie und die Schauspieler, die auch vor der Bühne zupacken können, mit dem Aufbau beschäftigt gewesen. „Wenn man alle Personen zusammennimmt, kommen wir auf rund 25 000 Stunden“, zählt Weidinger zusammen. „Da gehört schon ganz viel Herz dazu“, lobt er seine Truppe, die von Brigitte Sporer und Martina Thiem (Maske) vervollständigt wird.