Friedberger Allgemeine

Wortwitz mit Willi Winzig in Baindlkirc­h

Die Boandlkirc­her Brettlbühn­e brilliert mit Seitenhieb­en und verbalen Spitzen bei der Premiere des neuen Stücks. Erinnerung­en ans „Königlich Bayerische Amtsgerich­t“werden wach

- VON CHRISTINE HORNISCHER

Baindlkirc­h „Da kann man andere hinschicke­n, das Stück ist echt der Brüller“, sagte nicht nur einer der über hundert Besucher, die am Samstagabe­nd im Gasthof Giggenbach die Premiere des Dreiakters „Willi Winzig“von der Boandlkirc­her Brettlbühn­e sahen.

Bereits zu Beginn der Komödie von Siegfried Weidinger, der die Brettlbühn­e vor 23 Jahren gegründet hat, standen den Zuschauern Tränen vor Lachen in den Augen. „Papa, du bist unsere Hausfrau, Köchin und Haushälter­in“, sagt eines seiner drei pubertiere­nden Töchter zu dem alleinerzi­ehenden Vater Willi Winzig, „aber du bist kein Mann.“Papa hier, Papa da, „Papa kannst du dies, Papa kannst du das?“, klingt es nacheinand­er aus den drei Mädchenmün­dern von Susi (Manuela Mayer), Mausi (Sandra Diemer) und Bine (Vanessa Lorenz). Kein Wunder, dass Papa Willi Winzig (Siegfried Weidinger) total zerstreut und recht tollpatsch­ig ist. „Der Papa ist unbezahlba­r, aber die Mama fehlt halt an allen Ecken und Enden“, beteuern seine Mädels. untereinan­der nehmen die drei jungen Frauen kein Blatt vor den Mund: „Du brustloses Monsterkük­en“klingt es da in Richtung der Jüngsten Bine.

Als dann Tassillo (Christian Weidinger) auf der Bühne erscheint, der eigentlich nur der Susi das Tanzen beibringen will, fängt das große Verwirrspi­el an. Versicheru­ngsvertret­er Willi, der Tassillo mal wieder nicht ausspreche­n lässt und überzeugt ist, dass der von ihm nur ein Mofaschild holen will, fragt ganz großmütig: „Wollen’s was Gebrauchte­s oder Neues, also Jungfräuli­ches?“Und als Tassillo ihn nur starr anblickt, trumpft er auf: „Man weiß ja nie, wer drauf rumgehüpft ist.“Verwundert registrier­t Willi, dass Tassillo ganz schnell das Weite sucht.

Als dann der wirkliche junge Mann kommt, der das Mofaschild holen will, denkt Willi, er sei Susis Verlobter. Kunde Heiko (Franz Guha) will aber „Prozente“, was Willi so erzürnt, dass er den vermeintli­chen Hochzeiter aus dem Fenster wirft.

Als der wirkliche Verlobte Viktor (Lukas Radtke) kommt, meint Wil- der sei nur im Haus, um die alte Waschmasch­ine zu holen. „Ganz dicht ist die nimmer“, gesteht er somit. Viktor, der eigentlich dem Schwiegerv­ater in spe die Aufwartung machen wollte, überlegt nun ehrlich, ob er die Susi überhaupt noch ehelichen sollte.

Als dann auch noch Hexe Ilona (Sabine Kaltenbrun­ner) auftaucht und die Zukunft vorhersagt, ist das Debakel komplett. Walburga Herzlich, die Mutter von Viktor (Katja Hohmann), will sich vergewisse­rn, ob das Haus echt „so ein Sündenpfuh­l“ist und geht stracks zur Polizei. Der Polizist (Rüdiger Traub) wird von den Töchtern im Hause Winzig mit den Worten „Ah, ein neuer Kunde“empfangen und Frau Reinecke (Diana Micko-Traub), die echte Kundin des „Policen-Jongleurs“, fühlt sich wie im „Königlich Bayerische­n Amtsgerich­t“. Vor lauter Lachen wussten die Schauspiel­er auf der Bühne einmal selbst nicht weiter und Souffleuse Katharina Micko musste aushelfen. Aber dank des flexiblen und kreativen Spiels der elf Mimen reagierte das Publikum wieder mit Lachtränen.

Die Komödie ist trotz aller ZweiAuch deutigkeit­en, Anzüglichk­eiten und bissiger Bemerkunge­n für die ganze Familie geeignet, gibt sie doch viele Gegebenhei­ten aus „dem wahren Leben wider“. Als weiterer Augenschma­us kommt die aufwendig gestaltete Bühne dazu. „Sie wird jedes Mal extra zum Stück von uns aufgebaut“, erzählt Gründer Weidinger. Für den Bau zeichnen sich Franz Sporer, Stephan Kaltenbrun­ner, Martin Karrer und viele mehr verli, antwortlic­h. Vier Wochen seien sie und die Schauspiel­er, die auch vor der Bühne zupacken können, mit dem Aufbau beschäftig­t gewesen. „Wenn man alle Personen zusammenni­mmt, kommen wir auf rund 25 000 Stunden“, zählt Weidinger zusammen. „Da gehört schon ganz viel Herz dazu“, lobt er seine Truppe, die von Brigitte Sporer und Martina Thiem (Maske) vervollstä­ndigt wird.

 ?? Foto: Christine Hornischer ?? Auf der Boandlkirc­her Brettlbühn­e geht es rund: „Wann gibt es denn endlich Abend essen?“Die Töchter Susi, Mausi und Bine lassen Papa Willi Winzig nicht einen Mo ment in Ruhe.
Foto: Christine Hornischer Auf der Boandlkirc­her Brettlbühn­e geht es rund: „Wann gibt es denn endlich Abend essen?“Die Töchter Susi, Mausi und Bine lassen Papa Willi Winzig nicht einen Mo ment in Ruhe.

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