Naturschutz stärken
Politik und Verbände sollen ihre Aktivitäten künftig besser abstimmen. Zum Konzept gehören auch Pläne, das Pflanzen und Pflegen von Bäumen finanziell zu fördern
Friedberg will den Naturschutz stärken. Politik und Verbände sollen Aktivitäten besser abstimmen. Zum Konzept gehören auch Pläne zur Baumpflege.
Friedberg Die Stadt Friedberg will in den kommenden Jahren ihre Anstrengungen in Sachen Naturschutz intensivieren. Dazu gab es bereits Gespräche im Rathaus mit den Vertretern der Naturschutzverbände und der Lokalen Agenda 21, die zu einer engeren Zusammenarbeit führen sollen. Aus der Bürgerschaft kommt zudem der Wunsch nach einem kommunalen Baumförderprogramm, für das die Verwaltung jetzt ein Konzept entwickeln soll.
Im Planungs- und Umweltausschuss des Stadtrats wurde die Kooperation zwischen Politik und ehrenamtlichen Naturschützern vorgestellt, die den Erhalt der Kulturlandschaft und die Stärkung der ökologischen Vielfalt zum Ziel hat. So sind künftig halbjährliche Treffen von Stadträten, Umweltschützern, Imkern, Landwirten und Vertretern der Gartenbauvereine geplant, um Probleme und Lösungen zu besprechen.
Bereits jetzt gibt es Bereiche, in denen die Stadt und die Verbände eng zusammenarbeiten: Etwa bei der Biotoppflege, bei der Anlage von Kiesbrüterinseln im Afrasee oder bei der Bekämpfung von Neophyten, also von zugewanderten wie Herkulesstaude und Springkraut, die der heimischen Flora und Fauna gefährlich werden können.
Die Stadt selbst prüft verschiedene Möglichkeiten umweltgerechteren Wirtschaftens. So läuft ein Modellversuch, in dessen Rahmen auf einer Fläche von rund fünf Hektar entlang des Chippenham-Rings das gemähte Gras nicht einfach liegen bleibt, sondern mit Rechen und Ladewagen aufgesammelt und abtransportiert wird. Der ökologische Vorteil: Pflanzen und Kleintiere gewinnen Lebensraum zurück. Das hat jedoch einen ökonomischen Nachteil: Weil das Gras stark verschmutzt ist, muss es zum Preis von 25 Euro pro Tonne eigens entsorgt werden.
Auch auf den Flächen, die die Stadt an Landwirte verpachtet, liegt das Augenmerk künftig verstärkt auf dem Umweltschutz. So sollen die Landwirte dafür gewonnen werden, auf umstrittene Pestizide wie Glyphosat zu verzichten. Der Bauhof selbst setzt zur Unkrautbeseitigung inzwischen keine Gifte mehr ein (wir berichteten). Außerdem bekam die Verwaltung den Prüfauftrag, ob ein bestimmter Anteil der verpachteten Flächen ganz aus der Bewirtschaftung herausgenommen und für ökologische Maßnahmen wie Blühstreifen oder Obstgehölze genutzt werden können.
Der Planungs- und Umweltausschuss griff auch die Anregung der Bürgerinitiative „Bäume sind genial“auf, mit der sich der Bund Naturschutz für ein kommunales Baumförderprogramm einsetzt. Ellen Polzcinski und Otfried Horn verweisen auf das Beispiel der Stadt Schwabmünchen, die Pflanzung, Pflege und Erhalt von ortsbildprägenden Bäumen mit Zuschüssen fördert. In Friedberg haben die Initiatoren dafür 500 Unterschriften gesammelt und an Bürgermeister Roland Eichmann übergeben. Die Verwaltung soll nun feststellen, wie sich ein solches Programm rechtssicher umsetzen lässt und was es kosten würde.
Unterstützung bei den Aktivitäten erhofft sich die Stadt durch die Teilnahme an dem Programm „Stadtgrün naturnah“, das der Bund aufgelegt hat. In den Jahren 2018 und 2019 haben jeweils 15 Kommunen die Möglichkeit, sich um eine Teilnahme zu bewerben. WesentliPflanzen cher Inhalt ist, bei den Bürgern für Verständnis und Unterstützung zu werben. Denn die „Unordnung“ökologisch wertvoller Flächen ruft bei den Bürgern leicht Widerstände hervor, weiß man bei der Stadt aus Erfahrung.
„Es ist an der Zeit, gemeinsam einen Schritt weiterzugehen“, lobte Wolfgang Rockelmann (Parteifreie Bürger) die Initiative. Auch Claudia Eser-Schuberth (Grüne) sieht darin einen Anfang. „Man muss schauen, wie sich das weiterentwickelt“, sagte
Modellversuch an der Umgehungsstraße
Unkraut führt zu Irritationen
sie. Roland Fuchs (SPD) erinnerte daran, dass Ansprüche und Wirklichkeit oft weit auseinanderklafften. So habe Unkraut an den Gehwegen schon zu großer Irritation geführt. Für Fuchs steht darum fest: „Die Bevölkerung muss mitziehen.“Leo Büchler (CSU) mahnte, dass die Pflege der Flächen wesentlich sei. Ohne regelmäßige Pflege gebe es bald keine Insekten und Blühpflanzen mehr. Manfred Losinger (CSU) bezeichnete die Überlegungen für ein Baumförderprogramm als richtige Alternative zu einer Baumschutzverordnung.