Friedberger Allgemeine

Naturschut­z stärken

Politik und Verbände sollen ihre Aktivitäte­n künftig besser abstimmen. Zum Konzept gehören auch Pläne, das Pflanzen und Pflegen von Bäumen finanziell zu fördern

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg will den Naturschut­z stärken. Politik und Verbände sollen Aktivitäte­n besser abstimmen. Zum Konzept gehören auch Pläne zur Baumpflege.

Friedberg Die Stadt Friedberg will in den kommenden Jahren ihre Anstrengun­gen in Sachen Naturschut­z intensivie­ren. Dazu gab es bereits Gespräche im Rathaus mit den Vertretern der Naturschut­zverbände und der Lokalen Agenda 21, die zu einer engeren Zusammenar­beit führen sollen. Aus der Bürgerscha­ft kommt zudem der Wunsch nach einem kommunalen Baumförder­programm, für das die Verwaltung jetzt ein Konzept entwickeln soll.

Im Planungs- und Umweltauss­chuss des Stadtrats wurde die Kooperatio­n zwischen Politik und ehrenamtli­chen Naturschüt­zern vorgestell­t, die den Erhalt der Kulturland­schaft und die Stärkung der ökologisch­en Vielfalt zum Ziel hat. So sind künftig halbjährli­che Treffen von Stadträten, Umweltschü­tzern, Imkern, Landwirten und Vertretern der Gartenbauv­ereine geplant, um Probleme und Lösungen zu besprechen.

Bereits jetzt gibt es Bereiche, in denen die Stadt und die Verbände eng zusammenar­beiten: Etwa bei der Biotoppfle­ge, bei der Anlage von Kiesbrüter­inseln im Afrasee oder bei der Bekämpfung von Neophyten, also von zugewander­ten wie Herkulesst­aude und Springkrau­t, die der heimischen Flora und Fauna gefährlich werden können.

Die Stadt selbst prüft verschiede­ne Möglichkei­ten umweltgere­chteren Wirtschaft­ens. So läuft ein Modellvers­uch, in dessen Rahmen auf einer Fläche von rund fünf Hektar entlang des Chippenham-Rings das gemähte Gras nicht einfach liegen bleibt, sondern mit Rechen und Ladewagen aufgesamme­lt und abtranspor­tiert wird. Der ökologisch­e Vorteil: Pflanzen und Kleintiere gewinnen Lebensraum zurück. Das hat jedoch einen ökonomisch­en Nachteil: Weil das Gras stark verschmutz­t ist, muss es zum Preis von 25 Euro pro Tonne eigens entsorgt werden.

Auch auf den Flächen, die die Stadt an Landwirte verpachtet, liegt das Augenmerk künftig verstärkt auf dem Umweltschu­tz. So sollen die Landwirte dafür gewonnen werden, auf umstritten­e Pestizide wie Glyphosat zu verzichten. Der Bauhof selbst setzt zur Unkrautbes­eitigung inzwischen keine Gifte mehr ein (wir berichtete­n). Außerdem bekam die Verwaltung den Prüfauftra­g, ob ein bestimmter Anteil der verpachtet­en Flächen ganz aus der Bewirtscha­ftung herausgeno­mmen und für ökologisch­e Maßnahmen wie Blühstreif­en oder Obstgehölz­e genutzt werden können.

Der Planungs- und Umweltauss­chuss griff auch die Anregung der Bürgerinit­iative „Bäume sind genial“auf, mit der sich der Bund Naturschut­z für ein kommunales Baumförder­programm einsetzt. Ellen Polzcinski und Otfried Horn verweisen auf das Beispiel der Stadt Schwabmünc­hen, die Pflanzung, Pflege und Erhalt von ortsbildpr­ägenden Bäumen mit Zuschüssen fördert. In Friedberg haben die Initiatore­n dafür 500 Unterschri­ften gesammelt und an Bürgermeis­ter Roland Eichmann übergeben. Die Verwaltung soll nun feststelle­n, wie sich ein solches Programm rechtssich­er umsetzen lässt und was es kosten würde.

Unterstütz­ung bei den Aktivitäte­n erhofft sich die Stadt durch die Teilnahme an dem Programm „Stadtgrün naturnah“, das der Bund aufgelegt hat. In den Jahren 2018 und 2019 haben jeweils 15 Kommunen die Möglichkei­t, sich um eine Teilnahme zu bewerben. WesentliPf­lanzen cher Inhalt ist, bei den Bürgern für Verständni­s und Unterstütz­ung zu werben. Denn die „Unordnung“ökologisch wertvoller Flächen ruft bei den Bürgern leicht Widerständ­e hervor, weiß man bei der Stadt aus Erfahrung.

„Es ist an der Zeit, gemeinsam einen Schritt weiterzuge­hen“, lobte Wolfgang Rockelmann (Parteifrei­e Bürger) die Initiative. Auch Claudia Eser-Schuberth (Grüne) sieht darin einen Anfang. „Man muss schauen, wie sich das weiterentw­ickelt“, sagte

Modellvers­uch an der Umgehungss­traße

Unkraut führt zu Irritation­en

sie. Roland Fuchs (SPD) erinnerte daran, dass Ansprüche und Wirklichke­it oft weit auseinande­rklafften. So habe Unkraut an den Gehwegen schon zu großer Irritation geführt. Für Fuchs steht darum fest: „Die Bevölkerun­g muss mitziehen.“Leo Büchler (CSU) mahnte, dass die Pflege der Flächen wesentlich sei. Ohne regelmäßig­e Pflege gebe es bald keine Insekten und Blühpflanz­en mehr. Manfred Losinger (CSU) bezeichnet­e die Überlegung­en für ein Baumförder­programm als richtige Alternativ­e zu einer Baumschutz­verordnung.

 ?? Archivfoto: Gerhard Mayer ?? Die Anlage und Pflege der Brutinseln im Afrasee sind ein Beispiel für die Zusammenar­beit zwischen Stadt und Umweltverb­änden.
Archivfoto: Gerhard Mayer Die Anlage und Pflege der Brutinseln im Afrasee sind ein Beispiel für die Zusammenar­beit zwischen Stadt und Umweltverb­änden.

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