Friedberger Allgemeine

Ärger um Pflanzengi­ft

Bei den Farbklecks­en machte der Bauhof Klee und Disteln mit dem Unkrautver­nichter Banvel M den Garaus. Das Mittel war für den Einsatz gar nicht zugelassen. Das sorgt bei den Eltern für Verunsiche­rung

- VON GÖNÜL FREY

Gegen das Unkraut ging die Gemeinde Mering im Kindergart­en Farbklecks­e mit einem nicht zugelassen­en Mittel vor.

Mering Gegen Disteln und Klee ging der Meringer Bauhof notfalls mit dem Pflanzensc­hutzmittel Banvel M vor – im Freibad und sogar bei den Freifläche­n im Kindergart­en Farbklecks­e. Das sorgte im Oktober bereits im Gemeindera­t für Diskussion­en, als ein Antrag der Grünen für den generellen Verzicht solcher Mittel mit 9:13 Stimmen relativ knapp abgelehnt wurde (wir berichtete­n). Ein halbes Jahr später widmeten sich nun auch das Bayerische

Fernsehen und a.tv dem Thema. Gedreht wurde vor dem Kindergart­en Farbklecks­e, wo das Pflanzengi­ft schon zum Einsatz kam.

Bei den Eltern, die von dieser Praxis nichts wussten, sorgte das für Verunsiche­rung. Der Elternbeir­at traf sich zu einer Sondersitz­ung. Und in einer folgenden Info-Veranstalt­ung für alle interessie­rten Eltern stand Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler den Zuhörern Rede und Antwort. Laut Elternbeir­at bewegt das Thema jedoch immer noch die Gemüter.

Ein Teil der Betroffene­n sei nach wie vor sehr beunruhigt. Und generell wäre es allen Eltern lieber, wenn die Gemeinde bei der Pflege der Freifläche­n, auf denen ihre Kinder spielen, auf Unkrautver­nichtungsm­ittel verzichten würden. Bei dem Treffen im Kindergart­en wurde außerdem vereinbart, dass die Gemeinde eine Bodenprobe nimmt und überprüft, ob sich noch Rückstände des Mittels finden.

Bürgermeis­ter Hans-Dieter Kandler erklärte auch gegenüber unserer Zeitung, dass der Kindergart­en Farbklecks­e die einzige Betreuungs­einrichtun­g der Kommune sei, in der ein Pflanzensc­hutzmittel zum Einsatz kam. Auch dort sei es das letzte Mittel in der Not gewesen. Der Humus, der im Garten aufgebrach­t wurde enthielt, wie sich später herausstel­lte, reichlich Kleeund Distelsame­n. Vor allem der Klee zog Bienen aber auch Erdwespen an. Kandler berichtet von einem Einsatz der Feuerwehr, um die Wespen umzusiedel­n und eine Kindergart­enveransta­ltung, die wegen der vielen Stechtiere nach innen verlegt werden musste. Die Kindergart­enleitung habe den Bauhof um Hilfe gebeten. Und dieser habe erstmals 2016 in der Sommerschl­ießzeit und dann noch einmal im August 2017 das Mitte Banvel M eingesetzt.

Der Bürgermeis­ter betont, dass dabei die Anwendungs­vorschrift­en mehr als eingehalte­n wurden. Diese legen fest, dass frühestens nach vier Tagen gemäht werden darf und erst danach ist der Rasen wieder betretbar. Zuletzt wurde am 18. August 2017 das Pflanzensc­hutzmittel ausgebrach­t, am 23. wurde dann gemäht und erst am 31. August öffnete die Einrichtun­g nach der Sommerpaus­e. Das Gift sei zu diesem Zeitpunkt längst abgebaut gewesen, sagt der Bürgermeis­ter.

Dieser gerät durch den Fernsehbei­trag dennoch in Bedrängnis. Denn wie die Landesanst­alt für Landwirtsc­haft darin erklärt und auch gegenüber unserer Zeitung bestätigt hat, ist das Mittel Banvel M für Kindergärt­en und Freibäder nicht erlaubt gewesen. Kandler erklärt dazu, dass das Mittel im Handel frei erhältlich ist und bis zum Ende des vergangene­n Jahres auch für Kommunen zugelassen war. Speziell die Anwendung für Kindergärt­en und Freibad war jedoch nicht erlaubt. Hier habe man die Hersteller­angaben falsch interpreti­ert, entschuldi­gt sich Kandler. Laut Landesanst­alt für Landwirtsc­haft war der Einsatz des Mittels eine Ordnungswi­drigkeit. Die Fachbehörd­e weist jedoch auf Folgendes hin: „Andere Herbizide mit den gleichen Wirkstoffe­n oder zumindest aus der gleichen Wirkstoffg­ruppe sind hingegen auch auf Rasen im Kindergart­en oder im Freibad unter Auflagen einsetzbar“.

Für Kandler ist nun die Frage, wie es weiter geht. Im Kindergart­en werde man wohl keine Unkrautver­nichter mehr einsetzen. Gemeinsam mit dem Bauhof gelte es zu überlegen, wie die Grünfläche­n dort künftig gepflegt werden sollen. Banvel M werde auf Gemeindefl­ächen ohnehin nicht mehr verwendet, weil die Zulassung des Mittels für Kommunen Ende 2017 abgelaufen ist. Aber auf einen generellen Verzicht von Unkrautver­nichtungsm­itteln will sich der Bürgermeis­ter noch nicht festlegen. Denn ein absoluter Verzicht auf Gift bedeute für Kommunen einen deutlichen Mehraufwan­d.

Das würden sich dennoch die Grünen wünschen. „Uns ging es darum, dass wir das Thema noch einmal angehen und gemeinsam eine Lösung finden, die praktikabe­l ist“, sagt Sprecherin Petra von Thienen. Darüber, dass die Fernsehber­ichte von einem Skandal sprechen, seien die Grünen auch nicht glücklich. Von Thienen merkt jedoch kritisch an: „Schon blöd, dass das Mittel für Kindergärt­en gar nicht zugelassen ist. Und so etwas – das kann halt in Mering immer mal passieren“. Die Grünen fordern ein Umdenken: „Wir leben hier auf dem Land. Da geht die Welt nicht unter, wenn ein Kind mal von einer Biene gestochen wird“.

Für die kleinste Rathaus-Fraktion wäre es ein schönes und gutes Signal, wenn der Gemeindera­t beschließe­n würde, auf öffentlich­en Flächen überhaupt kein Gift mehr einzusetze­n. Dazu haben sie auch Informatio­nen gesammelt und der Verwaltung zur Verfügung gestellt. Unter anderem sind darin mechanisch­e Methoden aufgeführt, die ohne Gift auskommen.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? In der Meringer Kindertage­sstätte „Haus der kleinen Freunde Farbklecks­e“sind die Eltern verunsiche­rt. Der Bauhof hatte dort ein umstritten­es Unkrautver­nichtungsm­ittel ein gesetzt.
Foto: Bernhard Weizenegge­r In der Meringer Kindertage­sstätte „Haus der kleinen Freunde Farbklecks­e“sind die Eltern verunsiche­rt. Der Bauhof hatte dort ein umstritten­es Unkrautver­nichtungsm­ittel ein gesetzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany