Vegan heißt nicht spaßfrei
Aus dem Cosmoscafé in Friedberg ist der Hexentreff geworden. Was die Gäste in der Kneipe erwartet
Friedberg Hexentreff heißt jetzt die kleine Friedberger Kneipe in der Jungbräustraße. Wer sich noch an das Cosmoscafé erinnert, wird sich dort gleich heimisch fühlen, denn am Aussehen hat sich wenig geändert. Nur ein Reisigbesen und ein spitzer Hexenhut zieren nun den Tresen. Große Neuerungen gibt es stattdessen anderswo.
Die Überraschung wartet in der Speisekarte, denn fast alle Gerichte sind vegetarisch oder vegan. Lediglich beim Frühstück finden sich einige Wurstspezialitäten. Wo immer es geht, kommen frische Bio-Zutaten auf den Teller. Die kulinarische Auswahl wundert niemanden, der die neuen Besitzer Doris KristlWenzel und Robert Wenzel kennt. „Bevor wir hier anfingen, hatten wir einen Lebensmittelversand in der Bahnhofstraße. Bei der BeerenHexe kann der Kunde immer noch handgemachte Fruchtaufstriche, Chutneys und Senfkreationen bestellen. Schließlich hatten wir die Idee, mit unseren selbst gemachten Lebensmitteln für Gäste zu kochen.“
Das leerstehende Cosmoscafé bot dafür die Gelegenheit. Der Verein Cosmoscafé besteht auch ohne Lokal weiter und fördert kulturelle Veranstaltungen. „Wir sind Cosmoscafé außerdem für die Unterstützung bei den neuen Herausforderungen sehr dankbar, wir hatten vorher ja noch keine eigene Erfahrung mit der Gastronomie“, bedankt sich Kristl-Wenzel.
Wer veganes Essen mit spaßfreier Genügsamkeit verbindet, wird im Hexentreff eines Besseren belehrt: Wie beim Vorgänger wird Wert auf Unterhaltung gelegt. Die erste Veranstaltung fand bereits statt, die Boogie Allstars standen auf dem Plan. Weil einer der Musiker aus gesundheitlichen Gründen nicht auftreten konnte, sprangen Ronny and the Rollers ein. Der kultige Rock´n´Roll der dreiköpfigen Gruppe heizte den 35 Besuchern im damit vollen Lokal ordentlich ein. Das Publikum amüsierte sich hervorragend, es sang, klatschte und tanzte zu den treibenden Rhythmen der Rollers. Diese waren von der Stimmung mindestens ebenso begeistert. „Wir haben schon im Cosmoscafé gespielt und da sehr gute Erfahrungen gemacht. Auch im Hexentreff war es wieder super“, lobt Bassist Tommy Roller. „Musiker aus der Gegend spielen sehr gerne hier“, verrät er. Dazu trage bestimmt die familiäre Atmosphäre im Hexentreff bei. Er kenne außerdem keine anderen Lokale in Friedberg, die für Gruppen wie die Rock´n´Roller eine Bühne böten, meint der Musiker. „Die Bands tauschen sich aus, da spricht sich schnell herum, wo es Möglichkeiten für Auftritte gibt.“
„Wir müssen uns gar nicht selbst um die Abendgestaltung bemühen, von Anfang an haben wir genügend Anfragen von lokalen Musikern bekommen, die gerne bei uns spielen wollen“, bestätigt Kristl-Wenzel. Nach jedem Auftritt sammelt sie bei den Gästen die Gage für die Musiker - stilecht reicht sie den Hexenhut herum.
Viele der Gäste kennen sich untereinander, das Haus ist voll - alles macht den Eindruck, als gäbe es den Hexentreff schon seit Langem. Das Cosmoscafé hat offensichtlich eine Lücke hinterlassen, die nun wieder gefüllt wurde.