Zu wenige Schulweghelfer
Ihr Einsatz in Warnweste und mit Kelle hilft Kindern morgens und mittags über gefährliche Stellen im Straßenverkehr. Doch zu wenige Freiwillige wollen das Ehrenamt übernehmen
Schulweghelfer geleiten Kinder über gefährliche Stellen im Straßenverkehr. Doch immer weniger Menschen wollen das Ehrenamt ausüben.
Friedberg Wenn Meringer Grundschüler morgens zum Unterricht gehen, führt sie ihr Weg oft über gefährliche Straßen. An drei Stellen stehen deswegen Verkehrshelfer. Sie geben Acht, dass Kinder und Verkehr sich nicht in die Quere kommen. „Zehn Ehrenamtliche haben wir, die morgens und mittags die Schüler sicher über die Straße bringen“, informiert Sandra GrafOgrodnik, die bei der Verwaltungsgemeinschaft Mering für die Schülerbeförderung zuständig ist. Vor Kurzem ist einer der Verkehrshelfer an der Luitpold-Grundschule schwer erkrankt; ob er die Aufgabe weiter übernehmen wird, ist offen.
„Wir hätten gerne mehr Helfer“, wünscht sich Graf-Ogrodnik, „die sind jedoch nicht leicht zu bekommen. Durch Zeitungsannoncen und Aushänge an den Amtstafeln versuchen wir, Interessierte zu finden. Auch auf Elternabenden an Schulen wird das Thema angesprochen. Aber viel zu selten meldet sich jemand.“Wer sich engagiert, erhält von der Gemeinde eine Aufwandsentschädigung von neun Euro pro Stunde. Die Gemeinde ist es auch, die für die Versicherung der Helfer sorgt. Dass das Geld gut investiert ist, zeigt sich an der Anzahl der Unfälle an den überwachten Stellen: Seit es die Verkehrshelfer gibt, passierte nichts.
In Friedberg war ein solcher Unfall auf dem Schulweg der Anlass, das Ehrenamt einzuführen. 1997 verunglückte ein Kind beim Überqueren der B300 an der Zeppelinstraße schwer. Annemarie SchulteHechfort, damals Vorsitzende der Frauen-Union in Friedberg, wollte weitere Unglücke verhindern und konnte drei Freiwillige überzeugen, am Unglücksort auf die Kleinen aufzupassen. „Jede Woche übernahm eine Person die Aufsicht vor und nach der Schule“, erinnert sie sich. „Das war ein enormer Zeitaufwand und ging nicht lange gut, 1999 haben wir ein neues Konzept erstellt. teilen möglichst viele Helfer die Arbeit unter sich auf, idealerweise soll jeder nur eine Stunde in der Woche den Dienst übernehmen. Das gelingt leider nur selten.“
In Friedberg gibt es 14 Verkehrshelfer an drei Orten – die B 300, die Bushaltestelle und die Kreuzung bei der Garage Ost werden betreut. Drei Schichten müssen abgedeckt werden: Vor Schulbeginn, von 11.30 Uhr bis 12.30 und von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr. Dafür müssen einige der Ehrenamtlichen bis zu viermal wöchentlich die Kelle schwingen.
„Jedes Jahr glaubten wir, es ginge nicht mehr, wir hätten zu wenige Helfer. Aber irgendwie schafften wir es dann doch jedes Mal“, erzählt Schulte-Hechfort. Sie hoffe darauf, dass mit den Ganztagsschulen die Verkehrshelfer nicht mehr gebraucht werden, doch das sei bisher nicht der Fall. Vor allem Mütter, die nicht arbeiten, und Rentner übernehmen das Ehrenamt. „Gerade mittags haben Berufstätige keine Zeit“, sieht Schulte-Hechfort ein.
Seit einigen Jahren bekommen Neuzugänge eine Einführung durch die Polizei. Verkehrserzieherin Manuela Haack von der Friedberger Polizei weiß, dass nicht alle lange dabei bleiben. „Einige sind sehr motiviert, springen dann aber beim ersten Regen wieder ab.“Die meisten Helfer seien jedoch sehr zuverlässig. „Die Verkehrshelfer dürfen den Verkehr nicht aufhalten“, erklärt sie die rechtliche Situation. Das sei auch nicht nötig, da Ampeln oder Zebrastreifen die Verkehrsteilnehmer ohnehin zum Halten zwingen. „Die eigentliche Aufgabe besteht darin, die Kinder anzuleiten, damit sie nicht einfach losrennen.“
Verkehrshelferin Claudia Schmid sieht das ähnlich: „Die Abbieger sind die größte Gefahr. Gerade bei der Kreuzung zur Ludwigstraße ist alles sehr unübersichtlich, oft stehen auch noch Busse in der Kreuzung.“Die Aufgabe mache ihr sehr viel Spaß. Kinder und Passanten sind ihr dankbar. „In der Weihnachtszeit habe ich schon den einen oder andeSeitdem ren kleinen Schoko-Nikolaus bekommen“, sagt sie lächelnd.
Ihre Anwesenheit hat auch auf die erwachsenen Fußgänger disziplinierende Wirkung: „Kaum jemand traut sich, bei Rot über die Straße zu gehen, wenn ich danebenstehe.“Dazu tragen wahrscheinlich Überwurf und die Kelle bei, die den Verkehrshelfern neben besserer Sichtbarkeit ein offizielles Aussehen verleihen.
Sehr selten halten sich Kinder nicht an Schmids Anweisungen. „Ein Rabauke ist mehrmals einfach über die Straße gerannt. Als er dann einmal auf der anderen Seite von der Polizei empfangen wurde, hat sich sein Verhalten jedoch verbessert“, meint Schmid. Allgemein seien Kinder aber sehr verantwortungsbewusst im Straßenverkehr. In Kissing gibt es sogar Schülerlotsen – ältere Schüler, die jüngere beaufsichtigen. Sie müssen zusätzlich zu Theoriestunden bei der Polizei eine Prüfung ablegen und sind stets zu zweit unterwegs.