Was das Smartphone im Notfall leistet
Moderne Telefone können mehr als die 112 anrufen. Sie zeigen den Aufenthaltsort und alarmieren Angehörige
Köln Ein falscher Tritt im Unterholz oder ein unachtsamer Moment im Straßenverkehr – Unfälle passieren schnell. Der Anruf bei der 112 ist dann so wichtig wie Erste Hilfe. Neben der schnellen Verbindung zur Rettungszentrale können Smartphones mittlerweile noch viel mehr. Was viele nicht wissen: Die Rettungsleitstellen können den genauen Standort eines Anrufers nicht immer ermitteln, selbst wenn die GPS-Ortung aktiviert ist. „Über welche Funkzelle der Notruf eingeht, erfährt die Leitstelle aufgrund gesetzlicher Vorschriften automatisch“, sagt Volkmar Lang vom Fachverband Leitstellen. Über diese recht ungenaue Ortung hinaus gebe es aktuell keinen einheitlichen Weg, den Standort eines Anrufers zu ermitteln. Das liegt daran, dass die Leitstellen regional sehr unterschiedlich ausgestattet sind.
Eigentlich könnte jedoch so gut wie jedes aktuelle AndroidSmartphone seine Position automatisch an die Rettungsstelle übertragen. Die Technik namens „Advanced Mobile Location“nutzen aber erst wenige Rettungsleitstellen. Bis zu einer allgemeinen Lösung wird häufig improvisiert.
Hilfe steckt aber teilweise im Telefon: Google-Smartphones zeigen seit Sommer 2017 beim Wählen des Notrufs automatisch den Standort an. Auf dem Display erscheinen dann die derzeitige Adresse und ein Kartenausschnitt. Bei allen anderen Smartphones können Anrufer auch während des Telefonats eine Karten-App öffnen und den Standort ermitteln.
Im Notfall wollen einige Menschen aber auch ihre Angehörigen informieren. Manche Android-Geräte bieten die Option, automatisch eine SMS an zuvor hinterlegte Kontakte zu versenden – zum Beispiel Samsungs Galaxy-Smartphones. Drückt man dann eine Tastenkombination, schickt das Telefon Textnachrichten mit dem aktuellen Standort an diese bis zu vier Notfallkontakte. Die Ansprechpartner sollten aber auch möglichst Bescheid wissen, dass sie Notfallkontakte sind. Sie könnten sonst von einer plötzlich einlaufenden Notfallmeldung überrascht werden.
Moderne Apple-Geräte (mit iOS11) können automatisch den Notruf anwählen, wenn Nutzer fünfmal die Ein-/Aus-Taste drücken. In der Standardeinstellung ertönt dann ein Alarm, und nach einem kurzen Countdown beginnt der Anruf. Sind Notfallkontakte im iPhone hinterlegt, bekommen diese nach einem Notruf automatisch den aktuellen Standort zugeschickt. Dazu aktiviert die SOS-Funktion die GPS-Ortung automatisch.
Die Notfallkontakte speichern Apple-iOS-Nutzer in der HealthApp. Ähnlich wie bei einem Medizinarmband können sie dort im Notfallpass wichtige Gesundheitsdaten, Foto, Namen und Geburtsdatum hinterlegen. Rettungskräfte sollen so leichter herausfinden, ob ein Bewusstloser Medikamente nimmt oder Allergien hat. Die Health-App ist auf Geräten mit mindestens iOS 8 installiert. Damit die Rettungskräfte im Ernstfall auch auf die Daten zugreifen können, muss die Option „im Sperrzustand anzeigen“aktiviert sein. Danach kann jeder den Notfallpass über die Notruftaste auf dem Sperrbildschirm öffnen. Auch zahlreiche AndroidSmartphones haben vergleichbare Lösungen.