Friedberger Allgemeine

Der heimatlose Räuberhaup­tmann

Nach der Schließung des Museums auf Gut Mergenthau bei Kissing setzten sich verschiede­ne Seiten für einen neuen Standort ein. Doch es gibt Probleme. Vielleicht steht der Hiasl bald in anderer Form im Rampenlich­t

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Kissing Viele Jahre haben Ehrenamtli­che mit viel Einsatz in ihrer Freizeit den Betrieb der Kissinger Hiasl-Welt auf Gut Mergenthau vorangetri­eben. Doch Ende Oktober vergangene­n Jahres musste das Heimatmuse­um schließen. Der Mietvertra­g mit der Gutsbesitz­erin war nach zwölf Jahren ausgelaufe­n. Alle Beteiligte­n streben nun an, dass es eine neue Hiasl-Welt in Kissing geben soll. Aber die Planungen sind ins Stocken geraten.

Kissings Bürgermeis­ter Manfred Wolf hatte vor Kurzem einen Neubau in der Gemeinde ins Gespräch gebracht. Er wünscht sich, dass von dem Museum aus ein Waldstück zu erreichen ist. In der alten HiaslWelt gab es einen Erlebnispf­ad, mit dem die Themen Bäume, Tiere und Wilderei den Kindern nähergebra­cht werden sollten. Der musste jedoch damals drinnen eingericht­et werden, weil es Probleme mit dem Haftungsre­cht gab. Auch wünscht sich der Bürgermeis­ter, dass an den Museumsbet­rieb eine Gastronomi­e angeschlos­sen ist.

Wolf hatte bereits einen Ort in der Gemeinde im Blick. Ein Grundstück beim Lokal Parkstüber­l Mergenthau, ganz in der Nähe der Paar gelegen, mit viel Waldfläche in der Umgebung. Es gehört zwar nicht der Gemeinde, aber Wolf sagt: „Wir haben ein Grundstück, das hätten wir zum Tausch anbieten können.“Jedoch ergab eine Voranfrage beim Landratsam­t Aichach-Friedberg, dass sich das Projekt dort schwer lässt. Wie Sprecher Wolfgang Müller erklärt, handelt es sich um den sogenannte­n Außenberei­ch. Das Baugesetzt­buch regelt, dass dort nur „privilegie­rte Vorhaben“zulässig sind, beispielsw­eise landwirtsc­haftliche oder forstwirts­chaftliche Bauten.

Landrat Klaus Metzger, der auch Vorsitzend­er des Wittelsbac­herLand-Vereins ist, hat mehrmals versproche­n, sich für einen neuen Standort einzusetze­n. In der Vergangenh­eit finanziert­en der Wittelsbac­her-Land-Verein und die Regio Augsburg Tourismus das Museum zusammen. Der Betrieb wurde von Ehrenamtli­chen eines weiteren Vereins aus Kissing gestemmt, der an das historisch­e Erbe des Ortes erinnern möchte. Metzger bekennt sich zur Gemeinde als zukünftige­n

„Der Wittelsbac­herLand-Verein und die Gemeinde Kissing gehen das gemeinsam an, mit Unterstütz­ung der Regio Augsburg Tourismus. Das Ziel ist aber nicht eine schnelle, sondern eine gute Lösung, die für das Thema Bayerische­r Hiasl dauerhaft passt – und zwar nach Möglichkei­t in Kissing“, sagt er.

Bürgermeis­ter Wolf ist enttäuscht, dass sich das Projekt nicht an dem geplanten Ort umsetzen lässt. Er äußert aber auch Verständni­s: „Das Landratsam­t kann ja keine Gesetze aushebeln.“Zudem habe er bereits einen weiteren Standort im Blick. „Ich habe eine leise Hoffnung, es wird sich aber erst in den nächsten Wochen herausstel­len, ob sich das machen lässt.“Zurzeit werden alle Museumsstü­cke in der eheverwirk­lichen

maligen Neuapostol­ischen Kirche in Kissing gelagert. Das Gebäude gehört der Gemeinde. Dort steht auch die bekannte Hiasl-Puppe, umhüllt mit einer Plastikfol­ie.

Derweil arbeitet Tourismusd­irektor Götz Beck von der Regio Augsburg daran, das Leben des Räuberhaup­tmanns auf andere Weise zu vermarkten. Er plant, dass die Menschen im Internet in Klostermay­rs Welt eintauchen können. Für das „virtuelle Museum“liege bereits ein Konzept vor. „Jetzt müssen wir schauen, ob wir das mit der Finanzieru­ng hinbekomme­n.“Er setzt dabei auch auf die bisherige Partnersch­aft mit dem Wittelsbac­her-Land-Verein.

Laut Beck nimmt zudem ein geplantes Bühnenstüc­k konkrete Formen an. Sebastian Seidel vom SenStandor­t. semble Theater in Augsburg entwickelt es zurzeit. Das Stück könnte später auf lange Sicht auf wechselnde­n Bühnen in der ganzen Region präsentier­t werden. Auch hier ist aber die Frage der Finanzieru­ng noch nicht geklärt.

Theaterlei­ter Seidel sagt, dass er bereits ein fertiges Konzept für ein Stück ausgearbei­tet habe. Auch ein Schauspiel­er, der den Hiasl darstellen will, stehe bereit. Seidel betont aber: „Das Ganze steht noch in den Startlöche­rn.“Wann und wo das Stück aufgeführt wird, sei noch nicht klar. Der Regisseur plant kein historisch­es Schauspiel. „Es geht um die Hiasl-Figur im Hier und Jetzt.“Der aufrühreri­sche Räuberhaup­tmann habe viel Potenzial, gerade im Hinblick auf die heutige Zeit. Seidel denkt dabei an Menschen, die selbst etwas in die Hand nehmen, und Wut-Bürger.

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Foto: Philipp Schröders Die Figur des Hiasl steht gut verpackt zwischen Tier Figuren und anderen Aus stellungss­tücken in einer ehemaligen Kirche in Kissing.

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