Der heimatlose Räuberhauptmann
Nach der Schließung des Museums auf Gut Mergenthau bei Kissing setzten sich verschiedene Seiten für einen neuen Standort ein. Doch es gibt Probleme. Vielleicht steht der Hiasl bald in anderer Form im Rampenlicht
Kissing Viele Jahre haben Ehrenamtliche mit viel Einsatz in ihrer Freizeit den Betrieb der Kissinger Hiasl-Welt auf Gut Mergenthau vorangetrieben. Doch Ende Oktober vergangenen Jahres musste das Heimatmuseum schließen. Der Mietvertrag mit der Gutsbesitzerin war nach zwölf Jahren ausgelaufen. Alle Beteiligten streben nun an, dass es eine neue Hiasl-Welt in Kissing geben soll. Aber die Planungen sind ins Stocken geraten.
Kissings Bürgermeister Manfred Wolf hatte vor Kurzem einen Neubau in der Gemeinde ins Gespräch gebracht. Er wünscht sich, dass von dem Museum aus ein Waldstück zu erreichen ist. In der alten HiaslWelt gab es einen Erlebnispfad, mit dem die Themen Bäume, Tiere und Wilderei den Kindern nähergebracht werden sollten. Der musste jedoch damals drinnen eingerichtet werden, weil es Probleme mit dem Haftungsrecht gab. Auch wünscht sich der Bürgermeister, dass an den Museumsbetrieb eine Gastronomie angeschlossen ist.
Wolf hatte bereits einen Ort in der Gemeinde im Blick. Ein Grundstück beim Lokal Parkstüberl Mergenthau, ganz in der Nähe der Paar gelegen, mit viel Waldfläche in der Umgebung. Es gehört zwar nicht der Gemeinde, aber Wolf sagt: „Wir haben ein Grundstück, das hätten wir zum Tausch anbieten können.“Jedoch ergab eine Voranfrage beim Landratsamt Aichach-Friedberg, dass sich das Projekt dort schwer lässt. Wie Sprecher Wolfgang Müller erklärt, handelt es sich um den sogenannten Außenbereich. Das Baugesetztbuch regelt, dass dort nur „privilegierte Vorhaben“zulässig sind, beispielsweise landwirtschaftliche oder forstwirtschaftliche Bauten.
Landrat Klaus Metzger, der auch Vorsitzender des WittelsbacherLand-Vereins ist, hat mehrmals versprochen, sich für einen neuen Standort einzusetzen. In der Vergangenheit finanzierten der Wittelsbacher-Land-Verein und die Regio Augsburg Tourismus das Museum zusammen. Der Betrieb wurde von Ehrenamtlichen eines weiteren Vereins aus Kissing gestemmt, der an das historische Erbe des Ortes erinnern möchte. Metzger bekennt sich zur Gemeinde als zukünftigen
„Der WittelsbacherLand-Verein und die Gemeinde Kissing gehen das gemeinsam an, mit Unterstützung der Regio Augsburg Tourismus. Das Ziel ist aber nicht eine schnelle, sondern eine gute Lösung, die für das Thema Bayerischer Hiasl dauerhaft passt – und zwar nach Möglichkeit in Kissing“, sagt er.
Bürgermeister Wolf ist enttäuscht, dass sich das Projekt nicht an dem geplanten Ort umsetzen lässt. Er äußert aber auch Verständnis: „Das Landratsamt kann ja keine Gesetze aushebeln.“Zudem habe er bereits einen weiteren Standort im Blick. „Ich habe eine leise Hoffnung, es wird sich aber erst in den nächsten Wochen herausstellen, ob sich das machen lässt.“Zurzeit werden alle Museumsstücke in der eheverwirklichen
maligen Neuapostolischen Kirche in Kissing gelagert. Das Gebäude gehört der Gemeinde. Dort steht auch die bekannte Hiasl-Puppe, umhüllt mit einer Plastikfolie.
Derweil arbeitet Tourismusdirektor Götz Beck von der Regio Augsburg daran, das Leben des Räuberhauptmanns auf andere Weise zu vermarkten. Er plant, dass die Menschen im Internet in Klostermayrs Welt eintauchen können. Für das „virtuelle Museum“liege bereits ein Konzept vor. „Jetzt müssen wir schauen, ob wir das mit der Finanzierung hinbekommen.“Er setzt dabei auch auf die bisherige Partnerschaft mit dem Wittelsbacher-Land-Verein.
Laut Beck nimmt zudem ein geplantes Bühnenstück konkrete Formen an. Sebastian Seidel vom SenStandort. semble Theater in Augsburg entwickelt es zurzeit. Das Stück könnte später auf lange Sicht auf wechselnden Bühnen in der ganzen Region präsentiert werden. Auch hier ist aber die Frage der Finanzierung noch nicht geklärt.
Theaterleiter Seidel sagt, dass er bereits ein fertiges Konzept für ein Stück ausgearbeitet habe. Auch ein Schauspieler, der den Hiasl darstellen will, stehe bereit. Seidel betont aber: „Das Ganze steht noch in den Startlöchern.“Wann und wo das Stück aufgeführt wird, sei noch nicht klar. Der Regisseur plant kein historisches Schauspiel. „Es geht um die Hiasl-Figur im Hier und Jetzt.“Der aufrührerische Räuberhauptmann habe viel Potenzial, gerade im Hinblick auf die heutige Zeit. Seidel denkt dabei an Menschen, die selbst etwas in die Hand nehmen, und Wut-Bürger.