Der Ein Minuten Impuls
Michael Dudella aus Mering schreibt Radioandachten. Außerdem organisiert er Reisen, die Menschen verbinden sollen
Mering Die Situation, die Michael Dudella erzählt, kann sich fast jeder vorstellen. „Mein WhatsApp funktioniert nicht mehr! Mir kommen fast die Schweißtropfen. Wie sehr ich mich an diese Social-Media-Dienste gewöhnt habe, erfahre ich immer dann, wenn sie mal nicht funktionieren. Ein Bild vom Mittagessen an Freunde, ein Dankeschön-Herz an die Kollegin, eine Verabredungsanfrage an die Sportler-Gruppe. Wir sind total gesprächig mit diesen Diensten. Doch wenn diese ausfallen? Heißt es dann: Hilfe, ich muss reden? Manchmal denke ich: Uns allen würde ein totaler Ausfall-Tag guttun. Mal einfach persönlich reden, seine Gefühle beschreiben, nicht durch irgendwelche Bildchen ausdrücken. Vielleicht gewinnen wir durch einen kommunikationsfreien Social-Media-Tag viel an tatsächlicher Face-toFace-Kommunikation. Wäre doch mal was zum Ausprobieren!?“
Diese einminütige Andacht hielt der Meringer beim Sender
in der morgendlichen Reihe „Kurz vor 6“. Er möchte den Hörern einen positiven Impuls für den neuen Tag geben. Seit 2003 macht er das; Ideen erhält er durch Erlebnisse, Begegnungen und Tagesgeschehnisse, wie Gedenktage oder kirchliche Feste. Der 51-jährige Vater einer achtjährigen Tochter, der erst seit Kurzem in Mering wohnt, wurde in Moers geboren und studierte nach einer kaufmännischen Ausbildung in Essen Sozialpädagogik. 1992 entschied er sich der „herrlichen Landschaft“wegen für eine Stelle bei der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) in der Diözese Augsburg, die er schon aus ehrenamtlicher Tätig- keit kannte. Er ist dort als Bildungsreferent tätig und kümmert sich um Projekte der Nachhaltigkeit und Pressearbeit.
Da er lange bei Radiosendern freier Mitarbeiter war, erhielt er im Auftrag des Bistums die Möglichkeit, Radioandachten zu erstellen. Jährlich sind es etwa 20 Termine, für die er sich pro Andacht zwischen einer halben und zwei Stunden vorbereitet.
Außerdem organisiert Michael Dudella Reisen in die „neuen“Bundesländer. Bei seiner einjährigen Ausbildung zum Sozialreferenten vor dem Studium der Sozialpädagogik kamen von 23 Teilnehmern 16 aus den neuen Bundesländern. „Ich habe einige besucht“, verrät er. Da kam ihm die Idee, einwöchige Studienfahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu organisieren. Seit 2003 unternimmt er mit einer Gruppe von maximal 25 Teilnehmern solche Fahrten. 2018 stehen Neuruppin und Stralsund auf dem Programm, beide Reisen sind schon ausgebucht. Die Studienfahrten erfreuen sich großer Beliebtheit, weil die Führung oft Bekannte von Dudella oder andere Personen übernehmen, die auch von ihrer Lebensgeschichte und Erlebnissen aus der DDR-Zeit berichten. „Außerdem sind immer Betriebsbesuche dabei, in die man als Privatreisender nicht kommt, wie die Werft in Stralsund“, sagt er. Die Gruppe führt zudem Gespräche mit Politikern, Gewerkschaftern, Kirchenvertretern und Prominenten. „Es ist dieser Mix aus Kultur, Natur und Begegnung“, so Dudella. Bevor die Reise stattfindet, unternimmt der 51-Jährige, der alles alleine organisiert, eine Vortour, um das Programm festzulegen. Dabei erhält er Tipps von Einheimischen oder begegnet Menschen, die er für einen Gesprächsaustausch gewinnen kann. Dudella möchte durch die Fahrten Verständnis und Achtung bezüglich der Lebenssituation von Menschen in den östlichen Bundesländern, Bewusstseinsbildung und Horizonterweiterung sowie eine Begeisterung für das nachhaltige Reisen in der Gruppengemeinschaft erreichen. So manches Mal entstehen dabei sogar Freundschaften.
Das Menschliche ist ihm wichtig, wie auch eine andere seiner Kurzandachten zeigt: „‚Welt, wir haben ein Problem‘, so titelt vor Kurzem meine Tageszeitung. Ich denke bei der Überschrift an den Klimawandel. Aber dieser ist nicht gemeint. Es geht um das wenige ausgesprochene Lob, das fehlende Kompliment, also um die nicht verbalisierte Freundlichkeit. Und geht es Ihnen nicht auch so im Alltagstrubel: Ein vergessenes Dankeschön beim Aufhalten der Ladentür, ein Lob für meine Tochter, die heute ganz besonders gut vorliest. Da gibt es viele Situationen, wo wir herumstoffeln und leider nichts sagen. Und dabei ist es so einfach: Ein Lächeln, verbunden mit einer netten Bemerkung, und mein Gegenüber fühlt sich gestärkt, motiviert und happy. Insofern hat der Artikel in meiner Tageszeitung doch was mit Klimawandel zu tun: aber einem guten, herzlichen, zwischenmenschlichen! ‚Behandle den anderen, wie du behandelt werden möchtest‘, das sagt auch Jesus.“
OKontakt Informationen oder Vormer kung für weitere Reisen sind möglich unter Telefon 0170/6559630.