Zwiebelsud und Rote Bete färben ihre Eier bunt
Die Reittherapeutin Beate Schindlmeier lebt aus Überzeugung im Einklang mit ihren Tieren und der Natur. Ihre eigenen Hühner liefern die Füllung fürs Osternest. Die Eier sehen auch ohne Chemie schön aus
Steinach Bio ist für Beate Schindlmeier absolut logisch – ein Lebensgefühl: Bei ihr hoppeln die Hasen durch den Garten, glückliche Hühner scharren im Gras, die Hunde tollen über den Hof und die Pferde wälzen sich genüsslich im Schnee auf der Koppel. Sie selbst ist überzeugte Vegetarierin – Kräuter, Obst und Gemüse baut sie, soweit es geht, selbst an: Über die Sommermonate kann sie davon leben, ohne das Geringste dazukaufen zu müssen.
„Idealen Dünger habe ich ja. Pferdemist ist prima“, bestätigt sie fröhlich. Die glücklichen Hühner legen fleißig Eier – und darüber freut sie sich besonders zu Ostern. Gefärbt wird bei ihr natürlich mit Farben aus der Natur. „Chemiefarben auf Bio-Eier – das geht ja gar nicht!“, winkt sie energisch ab. Schließlich passiert es immer mal wieder, dass Farbe durch Sprünge ans Eiweiß gerät – und die isst man dann mit. Keine schöne Vorstellung, findet sie. Vor allem, wenn Kinder die Farbe an die Haut bekommen. Da greift sie doch lieber auf das zurück, „was sowieso schon da ist“. Geschmacksache ist das natürlich auch: „Die Farben, die man mit natürlichen Mitteln bekommt, sehen viel schöner aus als diese grellen Chemiefarben“, findet sie.
Man braucht zwar etwas mehr Geduld und ein wenig Geschick – aber mit Naturfarben macht es mindestens ebenso viel Spaß, ist Beate Schindlmeier überzeugt. Früher hat sie das Färben immer mit und für ihre beiden mittlerweile erwachsenen Töchter gemacht. Heute hat sie dafür vier ihrer „Reittherapiekinder“aus dem Kinderhaus Kai in München-Freimann eingeladen: Rita, Elliott, Costa und Ela, die mit ihrer Erzieherin Valeria gekommen sind – denn Reittherapie macht Beate Schindlmeier mit großer Leidenschaft beruflich.
Für die Kinder, die statt eines regulären Kindergartens das Kinderhaus Kai besuchen, um ihrem besonderen Betreuungsbedarf gerecht zu werden, ist dieser Ausflug etwas ganz Besonderes: Hier können die Stadtkinder, die sonst fast permanent auf den Straßenverkehr achten müssen, Landluft schnuppern und sich so frei bewegen wie sonst kaum. Zuerst lernen die vier Kinder einmal die Hühner und den kleinen Zwerggockel kennen. Die Tiere sind so zahm, dass sie sich sogar streicheln lassen.
Die kleine Rita ist fasziniert von dem weichen Gefieder und kann sich kaum losreißen – doch ihre Freunde sehen schon im Stall nach den Eiern. Beate Schindlmeier hat für die Kinder auch beim Nachbarn besondere Eier besorgt und zeigt ihnen, wie farbig bereits ungefärbte Eier sein können: Natürlich gibt es weiße und braune, aber auch die kleinen gesprenkelten Wachteleier oder sogar Eier mit grüner Schale. Besonders die sehen so schön farbig aus, dass die Kinder gar nicht glauben können, dass sie das Huhn so gelegt hat.
Am besten nehmen natürlich weiße Eier die Farbe an – aber auch da kann man etwas nachhelfen: Elliott darf sie alle ganz vorsichtig in Essigwasser waschen. Costa und Rita schnippeln mit Beate Schindlmeier eifrig Gemüse: Rote Bete, die einen rötlichen Farbton ergeben, frisches Blaukraut für Blautöne und Grünkohl für ein zartes Grün. Auch Karotten für einen zarten Orangeton werden zerkleinert. Den unbrauchbaren Rest stellen die Kinder als Leckerbissen für die Hühner und Hasen beiseite – denn bekanntlich brauchen die gerade zur Osterzeit besonders viel Kraft.
Damit sind die Farben fast schon fertig: Mit Essig versetzt ist der Farbsud fertig – und die Eier werden mit der Gemüsefarbe fertig gekocht. Dampfend stehen die Töpfe auf dem Herd – leckerer Gemüseduft füllt den Raum. Die Eier blubbern gemütlich im Gemüsesud und tanken Farbe. Rita hat noch lange nicht genug und beginnt Eier auszublasen – ein Glück, dass Beate Schindlmeier noch ein paar Eier zurückgehalten hat: Denn etwas ganz besonders Schönes kann man auch noch mit Blumen, Gräsern oder Gewürzkräutern machen: Auf die ungekochten, mit Essigwasser gewaschenen Eier werden ganz nach Geschmack Blüten oder Kräuter gelegt mit einer alten Feinstrumpfhose überzogen.
Das Ganze wird an beiden Seiten gut festgebunden, damit nichts verrutscht. „Nur muss man darauf achten keine Frühlingsknotenblumen (Märzenbecher) zu verwenden – denn die sind giftig.“Diesmal gibt Beate in den Farbtopf rote Zwiebelschalen für einen warmen braun-roten Farbton zum Sud und lässt die Eier mit Rosmarinzweiglein samt Strumpfüberzug hineingleiten – ein Genuss für alle Sinne, wie sich der aromatische Kräuterduft in der brodelnden Farbe entfaltet.
Staunend schneiden die Kinder nach zehn Minuten den Strumpf wieder auf: Wie ein zartes Aquarell erscheinen die Umrisse der Kräuter auf den Eiern. Ganz natürlich – fein und duftig wie der Frühling.