Eine italienische Revolution
Glückliches Italien: Eine Gruppe Studenten, die unzufrieden mit ihrer Universität waren, zogen einfach ein Städtchen weiter und gründeten dort eine neue Universität. Das ist allerdings schon eine Weile her. Der Umzug fand im 13. Jahrhundert statt. Die Universität, der die Studentengruppe den Rücken kehrte, war Europas älteste. Sie stand (und steht) in Bologna. Die neue entstand in Padua und wurde ziemlich revolutionär.
Die Studenten und Professoren in Padua hatten das Glück, dass sie nicht unter der unmittelbaren Aufsicht der Kirche standen, sondern auf dem Gebiet der entschieden weltlichen Republik Venedig arbeiten konnten. Da durfte man in Fächern forschen und studieren, die nicht den Segen des Papstes hatten: Anatomie, Medizin und – schlimmer noch – Astronomie. Galileo Galilei lehrte hier Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts und revolutionierte unser Weltbild.
Eine Revolution bescheidenerer Art fand ein paar Jahrzehnte später an dieser Universität statt. Dafür sorgte, besser: kämpfte, eine gewisse Elena Lucrezia Cornaro Piscopia. Sie war schon früh dadurch aufgefallen, dass sie sich von den frivolen Belustigungen der venezianischen Gesellschaft fernhielt. Sie entschloss sich, als sogenannte Benediktineroblate nach den Regeln des Klostergründers zu leben, lernte alte und neue Sprachen und dazu Mathematik, Philosophie und Theologie. Das tat sie nicht nur im stillen Kämmerlein: Sechs Jahre lang ging Elena in der eigentlich exklusiv für die Herren der Schöpfung vorgesehenen Universität ein und aus. Aber sie hatte ein Problem: Es war nicht vorgesehen, dass Frauen einen Universitätsabschluss erlangen konnten. Mit Klugheit und Hartnäckigkeit erkämpfte sie sich dann doch die Erlaubnis, ein Examen zu machen. Sie promovierte im Jahr 1678 mit Bestnote. So wurde Elena Lucrezia Cornaro Piscopia die erste Frau überhaupt, die einen Doktortitel erlangte. Die Revolution, die mit der klugen Elena begann, kam nur langsam in Fahrt. Die erste Frau Doktor Deutschlands hieß Dorothea Erxleben. Sie durfte – nur dank einer Sondergenehmigung des Preußenkönigs Friedrich – im Jahr 1754 promovieren. Es vergingen noch mal 150 Jahre, bis Frauen in Deutschland offiziell studieren durften. Heute überholen sie an den Universitäten ihre männlichen Kommilitonen.