Friedberger Allgemeine

Was halten Sie vom Aldi Bistro?

Der Lebensmitt­el-Discounter will am Königsplat­z für kurze Zeit ein besonderes Restaurant eröffnen. Die Kommunalpo­litiker sind skeptisch. Viele Bürger sehen das anders

- VON NICOLE PRESTLE Augsburger Allgemeine­n

Der Lebensmitt­el-Discounter Aldi will im Sommer für mehrere Wochen ein so genanntes Pop-up-Bistro am Königsplat­z eröffnen. Für wenig Geld soll es dort drei wechselnde Gerichte täglich geben.

Als diese Bistros in Köln und München an den Start gingen, war der Andrang groß. Doch in Augsburg regt sich politische­r Widerstand gegen das Projekt: Sowohl die Bauverwalt­ung als auch viele Stadträte sind dagegen – ganz im Gegensatz zu zahlreiche­n Bürgern aus Augsburg und der Region. Die Lokalredak­tion hat sich umgehört.

„Ich bin dafür, dass dieses Experiment gestattet wird. Der Platz ist teilweise so tot und monoton gestaltet, dass mehr Leben gut tut. Als Standort schlage ich die kurze Bahnhofstr­aße vor. Konkurrenz gibt es in der Stadt für Gastronome­n reichlich, da macht Aldi nichts aus. Im Gegenteil belebt das Konzept und auch andere profitiere­n“, findet Au gust Peter Gräff aus Augsburg.

Joachim Pfister aus Königsbrun­n sieht das ähnlich: „Die Idee von Aldi finde ich optimal.“Die Stadt betone oft, dass sie moderner, aufgeschlo­ssener und fortschrit­tlicher sein möchte. „Es sind aber oft immer nur Worte. Bis in Augsburg etwas entschiede­n wird, kommen immer wieder Vorbehalte. In diesem Fall spricht man über Verschande­lung des Königsplat­zes bis hin zu den Nachteilen der dort ansässigen Gastronomi­e.“Diese Haltung versteht Pfister nicht. Ihm fehlt am Königsplat­z „der Pep“: „Er wurde weitläufig, aber auch öd und kahl gebaut.“

„Das Lokal soll kommen. Ist doch mal ’ne Abwechslun­g. Am Kö könnte ruhig mehr los sein. So ein großer Platz und so wenig genutzt, weil man in Augsburg immer gegen alles ist“, sagt auch AZ-Leserin An drea Rücker. Auf ein positives Echo der Bevölkerun­g hofft Eva Brückner: „Es ist eine Schande, wie altmodisch unser Augsburger Stadtrat ist. Allein Herr Leichtle (Hut ab!) hat den Mut, auch einmal unkonventi­onell zu denken. Und er zählt sicher nicht zu den Jungen im Stadtrat“, schreibt die Leserin über die aktuelle Diskussion im Stadtrat. Tatsächlic­h zeigen sich die meisten Kommunalpo- litiker skeptisch, was das Aldi-Projekt betrifft. Man wolle den Königsplat­z nicht für „Guerilla-Marketing-Aktionen“hergeben und damit noch den hiesigen Gastronome­n schaden, hieß es vergangene Woche.

Eva Brückner dagegen hält eine Belebung des Königsplat­zes für „dringend nötig“: „Eine zeitlich begrenzte Nutzung als Bistro ist ein Anfang. Oder sollen andere Gruppen diesen schönen Platz verschande­ln?“, fragt sie sich. Die Aktion „Play me, I’m yours“, in deren Rahmen letzten Sommer auch am Königsplat­z ein Klavier aufgestell­t worden war, auf dem Bürger spielen durften, hielt sie für gut. „Vielleicht könnte sich unser Kulturrefe­rent mal den Kopf zerbrechen, wie die schöne Fläche je nach Jahreszeit genutzt werden könnte.“

Susanne Benkart ist verärgert über die Haltung der Augsburger Kommunalpo­litiker: „Seit Jahren hören wir nur, was in unserer Stadt nicht geht. Nur ein paar Beispiele: Problemati­sch sind ein mobiler Bratwurstv­erkauf, ein großes internatio­nal agierendes Sportgesch­äft, Festivals, historisch­e Feste, Stadtund Jugendfest­e, verkaufsof­fene Sonntage, Lederhosen­training und jetzt halt das Aldi-Bistro.“Was in anderen Städten und Gemeinden kein Problem zu sein scheine, stoße hier nur auf Widerstand. „Könnte man nicht einfach mal die Bürger entscheide­n lassen, ob diese Angebote angenommen werden und erfolgvers­prechend sind?“, fragt sie.

AZ-Leser Heinz Barth aus Augsburg ist eher auf der Seite der Skeptiker: „Dieser nur aus wirtschaft­lichen Gründen vorgesehen­e Bau sollte verhindert werden. Er wird nicht benötigt, beeinträch­tigt die Platzstruk­tur und die Menschen, die diesen nutzen.“Laut Barth gibt es genügend Lokale in Augsburg, die dieses Warenspekt­rum abdecken: „Man muss diesen Läden nicht noch mehr Konkurrenz zumuten.“

Auf der Seite der

im sozialen Netzwerk Facebook wird die Debatte ebenfalls kontrovers geführt. „Aldi ist der letzte Ausweg“, schreibt zum Beispiel Carsten Christ. Gute Cafés und Restaurant­s leiden unter solchen Großanbiet­ern, fürchtet er. Georg Kaufmann ist der Ansicht, dass es in Augsburg genügend gute Lokale gibt: „Keiner braucht den AldiContai­ner.“

Wie die Debatte ausgeht, ist offen. Das Ordnungsam­t könnte ohne politische­n Beschluss über die Genehmigun­g entscheide­n. Aufgrund der kontrovers­en Diskussion könnte das Thema aber doch noch einmal in den Stadtrat kommen.

OAbstimmun­g Was sagen die Augs burger zu der Idee von Aldi? Im Online Auftritt unserer Zeitung können Sie über das geplante Bistro abstimmen: augsburger allgemeine.de/augsburg Außerdem können Sie uns Ihre Meinung schreiben – per E Mail an die Adresse lokales@augsburger allgemeine.de

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Foto: Marius Becker, dpa So sehen die Aldi Pop up Bistros von innen aus. Das Bild entstand in Köln, wo die Handelsket­te für drei Monate ein temporäres Lokal eingericht­et hatte.

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