Was halten Sie vom Aldi Bistro?
Der Lebensmittel-Discounter will am Königsplatz für kurze Zeit ein besonderes Restaurant eröffnen. Die Kommunalpolitiker sind skeptisch. Viele Bürger sehen das anders
Der Lebensmittel-Discounter Aldi will im Sommer für mehrere Wochen ein so genanntes Pop-up-Bistro am Königsplatz eröffnen. Für wenig Geld soll es dort drei wechselnde Gerichte täglich geben.
Als diese Bistros in Köln und München an den Start gingen, war der Andrang groß. Doch in Augsburg regt sich politischer Widerstand gegen das Projekt: Sowohl die Bauverwaltung als auch viele Stadträte sind dagegen – ganz im Gegensatz zu zahlreichen Bürgern aus Augsburg und der Region. Die Lokalredaktion hat sich umgehört.
„Ich bin dafür, dass dieses Experiment gestattet wird. Der Platz ist teilweise so tot und monoton gestaltet, dass mehr Leben gut tut. Als Standort schlage ich die kurze Bahnhofstraße vor. Konkurrenz gibt es in der Stadt für Gastronomen reichlich, da macht Aldi nichts aus. Im Gegenteil belebt das Konzept und auch andere profitieren“, findet Au gust Peter Gräff aus Augsburg.
Joachim Pfister aus Königsbrunn sieht das ähnlich: „Die Idee von Aldi finde ich optimal.“Die Stadt betone oft, dass sie moderner, aufgeschlossener und fortschrittlicher sein möchte. „Es sind aber oft immer nur Worte. Bis in Augsburg etwas entschieden wird, kommen immer wieder Vorbehalte. In diesem Fall spricht man über Verschandelung des Königsplatzes bis hin zu den Nachteilen der dort ansässigen Gastronomie.“Diese Haltung versteht Pfister nicht. Ihm fehlt am Königsplatz „der Pep“: „Er wurde weitläufig, aber auch öd und kahl gebaut.“
„Das Lokal soll kommen. Ist doch mal ’ne Abwechslung. Am Kö könnte ruhig mehr los sein. So ein großer Platz und so wenig genutzt, weil man in Augsburg immer gegen alles ist“, sagt auch AZ-Leserin An drea Rücker. Auf ein positives Echo der Bevölkerung hofft Eva Brückner: „Es ist eine Schande, wie altmodisch unser Augsburger Stadtrat ist. Allein Herr Leichtle (Hut ab!) hat den Mut, auch einmal unkonventionell zu denken. Und er zählt sicher nicht zu den Jungen im Stadtrat“, schreibt die Leserin über die aktuelle Diskussion im Stadtrat. Tatsächlich zeigen sich die meisten Kommunalpo- litiker skeptisch, was das Aldi-Projekt betrifft. Man wolle den Königsplatz nicht für „Guerilla-Marketing-Aktionen“hergeben und damit noch den hiesigen Gastronomen schaden, hieß es vergangene Woche.
Eva Brückner dagegen hält eine Belebung des Königsplatzes für „dringend nötig“: „Eine zeitlich begrenzte Nutzung als Bistro ist ein Anfang. Oder sollen andere Gruppen diesen schönen Platz verschandeln?“, fragt sie sich. Die Aktion „Play me, I’m yours“, in deren Rahmen letzten Sommer auch am Königsplatz ein Klavier aufgestellt worden war, auf dem Bürger spielen durften, hielt sie für gut. „Vielleicht könnte sich unser Kulturreferent mal den Kopf zerbrechen, wie die schöne Fläche je nach Jahreszeit genutzt werden könnte.“
Susanne Benkart ist verärgert über die Haltung der Augsburger Kommunalpolitiker: „Seit Jahren hören wir nur, was in unserer Stadt nicht geht. Nur ein paar Beispiele: Problematisch sind ein mobiler Bratwurstverkauf, ein großes international agierendes Sportgeschäft, Festivals, historische Feste, Stadtund Jugendfeste, verkaufsoffene Sonntage, Lederhosentraining und jetzt halt das Aldi-Bistro.“Was in anderen Städten und Gemeinden kein Problem zu sein scheine, stoße hier nur auf Widerstand. „Könnte man nicht einfach mal die Bürger entscheiden lassen, ob diese Angebote angenommen werden und erfolgversprechend sind?“, fragt sie.
AZ-Leser Heinz Barth aus Augsburg ist eher auf der Seite der Skeptiker: „Dieser nur aus wirtschaftlichen Gründen vorgesehene Bau sollte verhindert werden. Er wird nicht benötigt, beeinträchtigt die Platzstruktur und die Menschen, die diesen nutzen.“Laut Barth gibt es genügend Lokale in Augsburg, die dieses Warenspektrum abdecken: „Man muss diesen Läden nicht noch mehr Konkurrenz zumuten.“
Auf der Seite der
im sozialen Netzwerk Facebook wird die Debatte ebenfalls kontrovers geführt. „Aldi ist der letzte Ausweg“, schreibt zum Beispiel Carsten Christ. Gute Cafés und Restaurants leiden unter solchen Großanbietern, fürchtet er. Georg Kaufmann ist der Ansicht, dass es in Augsburg genügend gute Lokale gibt: „Keiner braucht den AldiContainer.“
Wie die Debatte ausgeht, ist offen. Das Ordnungsamt könnte ohne politischen Beschluss über die Genehmigung entscheiden. Aufgrund der kontroversen Diskussion könnte das Thema aber doch noch einmal in den Stadtrat kommen.
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