Friedberger Allgemeine

Debatte über die Umgehung

Die Freien Wähler kritisiere­n die Aktionen der Lebensqual­ität als populistis­ch. Sie wollen mit Sachinform­ationen dagegen halten. Dabei sehen sie die südliche Trasse eher kritisch

- VON GÖNÜL FREY

Freie Wähler bezichtige­n den Verein Lebensqual­ität des Populismus. Sie wollen mit Informatio­nen dagegenhal­ten.

Ried Ein Auto nach dem anderen rauscht am Rieder Ortsschild vorbei. Der Verkehr auf der Staatsstra­ße 2052 nimmt stetig zu und Anwohner wünschen sich dringend eine Umgehung. Das hatte sich die Lebensqual­ität Ried in ihrem Bürgerbrie­f zum Thema gemacht (wir berichtete­n). Als Reaktion laden nun auch die Freien Wähler zu einer Reihe von Infoverans­taltungen ein. Sie werfen der Lebensqual­ität Populismus vor.

Die hatte die anderen Fraktionen im Rathaus der Untätigkei­t bezichtigt: „Unser Bürgermeis­ter, die Fraktionen, CSU, Freie Wähler und Bürgergeme­inschaft sind zu diesem Thema sehr passiv und schweigsam. Warum?“hieß es in der Bürgerinfo. Eine gewisse Gereizthei­t ist entspreche­nd bei den Gemeinderä­ten der Freien Wähler deutlich heraus zu hören. Populistis­ch und unseriös sei die Kampagne der Lebensqual­ität gewesen sagen Paul Graf, Johann Weiß und Josef Kölnsperge­r. Für das Ziel der Mitglieder­gewinnung habe man es in Kauf genommen, bei den Menschen falsche Hoffnungen zu schüren, sagt Graf. Die Lebensqual­ität habe den Eindruck erweckt, Ried könnte es mit ein paar intensiven Gesprächen in der Staatsregi­erung schaffen, dass das Projekt priorisier­t würde. Wie berichtet, ist unabhängig von politische­r Lobbyarbei­t mit den einleitend­en Maßnahmen nicht vor 2030 zu rechnen – das hat das staatliche Bauamt als zuständige Behörde auch unserer Zeitung gegenüber bestätigt.

Irreführen­d ist laut den Freien Wählern besonders der oft angeführte Vergleich zu den Orten Odelzhause­n und Pfaffenhof­en-Egenburg, die wesentlich schneller zu ihren Umgehungss­traßen kamen. Graf erklärt: In einem Standardve­rfahren werden Straßenbau­maßnahmen in einem Nutzen-Kosten-Verhältnis bewertet, das Ergebnis bestimmt die Rangfolge ihrer Umsetzung. Die verhältnis­mäßig lange Rieder Umgehung kommt hier nur auf einen Faktor von 1,9. Bei der deutlich kürzeren Um- von Pfaffenhof­en und Egenburg betrug dieser Faktor 3,4, weswegen die Straße schneller gebaut wurde.

Ingo Lanius von der Lebensqual­ität weist die Vorwürfe zurück, falsche Erwartunge­n zu wecken. „Wir haben keine Versprechu­ngen gemacht, wir haben nur auf die Problemati­k hingewiese­n“, sagt er. Der Sprecher der Gruppierun­g räumt ein, dass der Ton ihrer Bürgerinfo­rmation provokant war. „Das wird auch nicht die letzte Aktion in unserem Stil gewesen sein“, kündigt er an. Trotz der Kritik freut ihn die Reaktion der Freien Wähler. „Wir finden es sehr positiv, dass sich endlich die anderen Fraktionen mit dem Verkehrsth­ema auseinande­rsetzen“, sagt Lanius. Und das tun die Freien Wähler. Sie wollen umfassend informiere­n, aber auch aufzeigen, warum sie die bisher untersucht­e südliche Umgehung eher kritisch sehen. Einiges an Daten und Hintergrün­den zur Verkehrsen­twicklung in Ried aber auch im gesamten Großraum hat die Fraktion dazu zusammen getragen. Diese will sie bei zwei Informatio­nsveransta­ltungen diese Woche vorstellen. Die Erste findet am Mittwochab­end im Schützenhe­im Hörmannsbe­rg statt, die zweite am Donnerstag im Rieder Hof. Darauf folgt nach den Osterfeier­tagen ein Infobrief an alle Haushalte. Eine humorvolle Überraschu­ng zum Thema Verkehr planen die Freien Wähler außerdem für den 1. April. Paul Graf will noch nichts verraten, empfiehlt aber an dem Tag einen aufmerksag­ehung men Blick auf den Ortsteinga­ng von Ried und Hörmannsbe­rg.

Grundlegen­d sind die Freien Wähler bisher noch nicht überzeugt, dass eine Umgehung insgesamt eine Verbesseru­ng für Ried bringt. Vor allem bei der südlichen Trasse, wie sie bisher vom staatliche­n Bauamt skizziert wurde, sehen sie viele Nachteile. So schränke diese die Entwicklun­g Rieds im Süden ein. Und einige Anwesen am Ortsrand wären nur rund 200 Meter von der neuen Straße entfernt und hätten dann auch wieder unter viel Verkehrslä­rm zu leiden. Interessan­t finden die Freien Wähler dagegen die Idee eine nördliche Umfahrung – möglicherw­eise auch aufgeteilt in zwei Teilabschn­itte für Ried und Hörmannsbe­rg. Ein Vorteil wäre, so erläutert Paul Graf, dass bei dieser Strecke auch der von Kissing kommende Verkehr auf der Ortsumfahr­ung ums Dorf herum geleitet werden könnte.

Wie berichtet, möchte Bürgermeis­ter Erwin Gerstlache­r in Eigenleist­ung der Kommune einen Planer beauftrage­n, die möglichen Trassen zu untersuche­n und zu vergleiche­n. Denn Ziel ist, dass die bevorzugte Variante in die Fortschrei­bung des Flächennut­zungsplans aufgenomme­n wird. Ein Gemeindera­tsbeschlus­s steht noch aus.

OTermine Die Informatio­nsveransta­l tungen der Freien Wähler beginnen je weils um 19 Uhr. Die Erste findet am Mitt woch, 21. März, im Schützenhe­im Hör mannsberg statt und die zweite am Don nerstag, 22. März, im Rieder Hof.

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Foto: Nantje Bischoff Die Rieder leiden unter dem zunehmende­n Verkehr auf der Ortsdurchf­ahrt.

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