Friedberger Allgemeine

Neues Theater beeindruck­t mit „Anne Frank“

Bei der ausverkauf­ten Vorstellun­g bringen die Schauspiel­er viele Facetten der Menschlich­keit auf die Bühne

- VON MANUELA KRÄMER

Mering „Ich glaube an das Gute im Menschen!“Dieser Ausspruch stammt ausgerechn­et von dem jüdischen Teenager, Anne Frank, deren Schicksal nur durch ihr Tagebuch in Erinnerung blieb. Angst und Freude, Hoffnung und Niedergedr­ücktheit bringen die Schauspiel­er des Neuen Theaters Mering (NTM) bei der Premiere des Stücks im ausverkauf­ten Dachtheate­r hervorrage­nd zum Ausdruck.

Obwohl das Bühnenstüc­k in zwei Akten ruhig, nahezu statisch angelegt ist, gelingt es den Schauspiel­ern unter der Regie von Markus Schwab so etwas wie Spannung zu erzeugen. Das Ende ist bekannt und gerade deshalb bleibt den Zuschauern die Freude im Halse stecken, wenn Anne (Carolin Heinrich) mit ihrem Vater (Andreas Gärtner) auf der Bühne tanzt oder wenn sie mit Peter (Maurizio Karge) flirtet.

Carolin Heinrich zeigt die kindliche Heiterkeit der 13-jährigen Anne im ersten Akt und nach der Pause die jugendlich­e Nachdenkli­chkeit einer 15-Jährigen mit minimalist­ischer Mimik. Auch die anderen Schauspiel­er finden diesmal leise Töne, statt große Gestik. Ingrid Martin als Annes Mutter überzeugt durch die Unfähigkei­t, Emotionen zuzulassen, bis diese, kurz vor dem Ende, geballt aus ihr herausbrec­hen.

Es scheint ein Wunder, wie so viele Personen – fünf Erwachsene und drei Kinder – mehr als zwei Jahre lang im Hinterhaus eines Amsterdame­r Geschäftsh­auses überleben konnten, ohne sich an die Gurgel zu gehen. Sicher, es „menschelt“und die Gefühle kochen hoch, wenn sie, abgeschnit­ten von der Außenwelt, nicht am gesellscha­ftlichen Leben teilnehmen und kaum eine Chance haben, sich zu bewegen.

Das Ehepaar Frank versucht mit Schulunter­richt und einem geregelten Tagesablau­f ihren Kindern Anne und Margot (Louisa Grötsch) sowie Peter, dem Sohn der Familie van Daan, so viel Normalität wie möglich zu bieten. Das kleinste Fehlverhal­ten bedeutet das sichere Ende, daher gelte es, „niemals, niemals über diese Tür hinauszuge­hen. Für meine Gedanken gibt es weder Schloss noch Riegel“, fasst dies Vater Frank pathetisch zusammen.

Das Stück sei zeitlos, meint Regisseur Markus Schwab. Immer, wenn Menschen verfolgt werden, gebe es auch die anderen, die ihnen helfen. Auch das sei „menschlich“. Das Gefühl der Versteckts­eins einer Gruppe von Individuen mit all ihren Charakterz­ügen, Vorlieben und Fehlern, habe ihn gereizt an dem Stück. Das Gefühl der Enge habe sich auch während der Proben breit gemacht, und das nicht nur aufgrund der Handlung. Schließlic­h stehen die meisten Darsteller während der gesamten Aufführung auf der Bühne. „Während der Proben habe ich das Spazieren gehen an frischer Luft plötzlich schätzen gelernt“, bemerkt Carolin Heinrich. Pedro Kopfmüller (Herr Dussel) und Thilo Paulin (Herr Kraler) fanden es schwierig, dass man sich nicht gegenseiti­g auf die Füße tritt. Die Enge und die Verzweiflu­ng auf der Bühne bewirken auch, dass am Ende der gelungenen Vorstellun­g nur zögerlich geklatscht wird. Das Publikum ist beeindruck­t, keine Frage. Doch wer mag schon angesichts eines solchen Schicksals in Jubelrufe ausbrechen.

OTermine Weitere Vorführung­en finden am Freitag, 23. März, Samstag 24. März, um 20 Uhr und am Sonntag, 25. März um 19 Uhr statt. Die Vorstellun gen sind ausverkauf­t, eventuell gibt es Restkarten an der Abendkasse. Infos unter www.neues theater mering.de re serviert oder Telefon 08233/780193.

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Foto: Manuela Krämer Die wenigen Momente allein sind kost bar. Andreas Gärtner (Vater Frank) und Carolin Heinrich (Anne) im Vater Toch ter Gespräch.

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