Friedberger Allgemeine

Viel Flexibilit­ät trotz offenem Ganztag

CSU-Abgeordnet­er Tomaschko betont, dass die Richtlinie­n einige Freiheiten ermögliche­n und appelliert an die Schulen, diese auch zu nutzen. Doch seine eigenen Kinder meldet er in Merching nach der Umstellung ab

- VON GÖNÜL FREY

Aichach Friedberg Der Freistaat Bayern setzt gezielt auf die offene Ganztagssc­hule. Doch die Eltern sind, wie es aktuell in Merching der Fall ist oder auch bei der Einführung in Friedberg, oft wenig begeistert. Sie stören sich an der starren Anwesenhei­tspflicht. Und die Alternativ­en schwinden. Denn das Kultusmini­sterium dringt seit einiger Zeit massiv darauf, dass auch in Horten und Mittagsbet­reuungen Anwesenhei­tspflicht zu den gebuchten Zeiten herrscht.

Im Landkreis Aichach-Friedberg haben bereits neun Grundschul­en den offenen Ganztag eingeführt oder planen dies ab Herbst. Dazu gehören alle vier Friedberge­r Grundschul­en, Kissing und Ried sowie ab September die Merchinger Grundschul­e. Mering hat sich dagegen in Absprache mit den Eltern und den Schulleitu­ngen bewusst dagegen entschiede­n. Laut Carola Zankl vom Schulamt gab es vor der Einführung im Bereich von Friedberg Klärungsbe­darf wegen der Verbindlic­hkeit der Schlusszei­ten. „Inzwischen wurden mir von allen Schulleitu­ngen positive Erfahrungs­werte geschilder­t“, so Zankl.

Den CSU-Landtagsab­geordneten Peter Tomaschko beschäftig­t das Thema sowohl politisch als auch privat. Grundsätzl­ich lasse man den Kommunen die Wahl, betont er. Alle drei Systeme, offener Ganztag, Mittagsbet­reuung und Hort, werden weiterhin bezuschuss­t.

Für eine große Veränderun­g bei der Betreuung von Schulkinde­rn habe der Bayerische Oberste Rechnungsh­of mit seinem Jahresberi­cht 2016 gesorgt. Dieser habe eingeforde­rt, dass die Buchungsze­iten künftig strikt eingehalte­n werden. Dies führt eigentlich auch in den Mittagsbet­reuungen und den Horten zu einer Anwesenhei­tspflicht. „Das finde ich nicht in Ordnung. Das entspricht nicht dem, was Familien brauchen“, sagt Tomaschko. Hier müsse man politisch überlegen, wie man mit der Entscheidu­ng des Obersten Rechnungsh­ofs umgehen könne, damit wieder mehr Flexibilit­ät für Eltern hergestell­t werde.

Die beiden Söhne des Landtagsab­geordneten besuchen derzeit in Merching an zwei Tagen die kurze Mittagsbet­reuung. Diese wird ab September in die offene Ganztagssc­hule umgewandel­t. Er werde die Zwillinge voraussich­tlich ab Herbst nicht für die Ganztagssc­hule anmelden, erklärt der Abgeordnet­e auf Nachfrage. Das habe aber wenig mit der Umstellung zu tun. Sondern die Zwillinge seien als Drittkläss­ler alt genug, um eine halbe Stunde allein zu Hause zu warten, bis die Mutter von der Arbeit kommt.

An sich hält Tomaschko die offene Ganztagssc­hule für ein System, das funktionie­ren kann. Es seien im Vorfeld viele Eltern auf ihn zugekommen, die sich dieses Angebot ausdrückli­ch wünschten. Die Leitlinien dazu, die seit den ersten Modellvers­uchen überarbeit­et und angepasst wurden, bieten in vielen Punkten Flexibilit­ät, sagt er. Der Abgeordnet­e nennt die Möglichkei­t, dass Eltern nur die Anzahl der Betreuungs­tage buchen, aber von Woche zu Woche die Betreuungs­tage wechseln, wenn sie unterschie­dlich arbeiten müssen. „Ich weiß, dass nicht alle Träger das anbieten. Hier animiere ich aber die Kommunen, dass sie das auch einfordern“, sagt Tomaschko.

Außerdem gebe es in den Leitlinien eine ganze Reihe von Befreiungs­möglichkei­ten beispielsw­eise für Feiern oder sportliche Veranstalt­ungen. Darüber entscheide­t die örtliche Schulleitu­ng. Der Abgeordnet­e appelliert an diese, die Freiheiten zu nutzen, um Schüler auch einmal unkomplizi­ert früher gehen zu lassen. „Mein Abgeordnet­enbüro und ich stehen da allen Eltern gerne beiseite, wenn es Vermittlun­gsbedarf gibt’“, verspricht der CSU-Politiker.

„Das entspricht nicht dem, was Familien brauchen.“Peter Tomaschko, Landtagsab­ge ordneter

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany