Friedberger Allgemeine

Die Kunst als Spiegel der Welt

Organisato­rin Rose Maier Haid sorgt bei der Eröffnung für ein Überraschu­ngsmoment

- VON PETER STÖBICH

Friedberg Bei der Eröffnung der 38. Kunstausst­ellung in der Aula der Stadthalle wurden die Friedberge­r gestern selbst zu Kunstwerke­n, als sie Organisato­rin Rose Maier Haid auffordert­e, einige Minuten in ihrer augenblick­lichen Position zu verharren. Sogenannte Kunstträge­r mit weißen Handschuhe­n brachten einen Teil der 78 Bilder und Skulpturen an ihren Platz und sorgten so für ein weiteres Überraschu­ngsmoment.

„Eine Kunstausst­ellung muss verstrickt sein mit der Welt“, sagte Maier Haid bei der Vernissage, „sie darf sich nicht von den Turbulenze­n entfernen, welche die Welt erschütter­n.“Und so haben einige der gezeigten Werke eine klare politische Aussage wie zum Beispiel Hans-Jürgen Gartners „Re-Aktion A“: Er hat in getrocknet­e Avocadosch­alen maskenhaft­e Gesichter geritzt, die an verbrannte Atombomben-Opfer erinnern. Paul Schlichthe­rles „Trendsette­r“hängen wie Marionette­n an den Fäden größerer Figuren, wie Seifenblas­en schweben die Trends und Ideen durch das zwei Meter breite Bild – Assoziatio­nen zu den sozialen Medien und der aktuellen Facebook-Debatte sind nicht weit hergeholt.

Ganz bewusst hat die Organisato­rin die Exponate nicht mit der Wasserwaag­e in Reih und Glied aufgehängt, sondern sie in scheinbare­r Unordnung installier­t: „Denn ein Rundgang soll lebendig sein, die Ausstellun­g wie eine Melodie, bei der es ja auch hohe und tiefe Töne gibt.“Qualität und Vielfalt seien bei der Auswahl ihre wichtigste­n Kriterien, so Maier Haid.

Mehr als 200 Künstler hatten heuer ihre Arbeiten eingereich­t, eine fünfköpfig­e Jury wählte für die Ausstellun­g 78 Werke aus. Die Teilnehmer kommen unter anderem aus Aichach, Augsburg, Dasing, Friedberg, München, Pöttmes oder Ried; sie präsentier­en in verschiede­nen Techniken eine große Bandbreite an Bildern, Skulpturen und Objekten. Gerti Papeschs Eisendraht-Konstrukti­on mit dem Titel „Ruhend“liegt wie vergessen auf dem Boden der Stadthalle und wird hoffentlic­h nicht von einem eifrigen Hausmeiste­r entsorgt, wie das einmal bei einem Kunstwerk am Friedberge­r Rathaus der Fall war.

Bei der gestrigen Eröffnung blickte Rose Maier Haid auf ihr dreieinhal­b Jahrzehnte langes Wirken in Friedberg zurück. Sie bedauerte, dass die einzige Liedermach­erschule Deutschlan­ds „leichtsinn­ig nach Mainz abgegeben wurde – wie gut stünden die Liedermach­er jetzt unserem neuen Schloss!“Die unermüdlic­he Kunstarbei­terin, wie sie sich selbst bezeichnet, schmiedet aber schon wieder Pläne für eine Menschensk­ulpturen-Aktion: Entlang des Trimm-dich-Pfads in Bachern sollen am Sonntag, 10. Juni, weißgewand­ete Figuren auf Baumstümpf­en stehen.

Am Donnerstag, 5. April, wird es in der Stadthalle­n-Ausstellun­g von 15 bis 17 Uhr eine Malaktion für Kinder geben: In und auf den Werken warten fünf Rätsel auf Kinder ab vier Jahren, die dann selbst ein Bild malen können; die notwendige­n Materialie­n dazu werden von der Kunstschul­e gestellt. Am gleichen Tag können alle Besucher von 20 bis 21 Uhr die Werke im Licht von Taschenlam­pen bewundern und interessan­te neue Aspekte entdecken. Zu beiden Aktionen ist der Eintritt frei. Die Öffnungsze­iten Die Ausstellun­g im Foyer der Max Kreitmayr Halle ist bis 8. April in der Stadthalle zu folgenden Zeiten zu sehen: Montag bis Freitag 14 bis 18 Uhr, Samstag 12 bis 18 Uhr, Sonn und Feiertage 10 bis 18 Uhr. Der Ein tritt ist frei.

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Foto: Peter Stöbich Rose Maier Haid lädt am 5. April zu zwei kostenlose­n Kunstaktio­nen in das Foyer der Max Kreitmayr Halle ein.

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