Die etwas andere Serie für Jungs
Der Aystetter Tillmann Roth wollte ursprünglich Regisseur werden. Jetzt ist ihm mit dem Mehrteiler „5vor12“als Drehbuch-Schreiber ein großer Wurf gelungen
Wer für das Fernsehen arbeitet, träumt vielleicht davon: der Grimme-Preis gehört zu den renommiertesten Auszeichnungen für Sendungen in Deutschland. Als der Drehbuchautor Tillmann Roth, der in Aystetten aufgewachsen ist, für den diesjährigen Preis nominiert war, war ihm das schon Auszeichnung genug. Aber es kam noch besser. Die Fachjury entschied, ihn, seinen Co-Autor Marcus Roth und die Regisseure Christof Pilsl und Niklas Weise nun auch auszuzeichnen. Ihre Serie „5vor12“, die im KiKa lief, sei präzise recherchiert und lasse den Darstellern genügend Spielraum für spontane Ausbrüche.
„5vor12“erzählt von fünf Jugendlichen, die mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind und nun sechs Wochen mit zwei Trainern auf einer Hütte in den bayerischen Bergen verbringen. „Der Bayerische
Rundfunk wollte eine Jugendserie, die aneckt“, in der die problematischen Aspekte des Jung-Seins im Fokus stehen, die vor allem auch Jungs anspricht, erzählt Roth. Relativ zügig haben er und sein Kompagnon aus diesen Rahmendaten die Idee für die Serie entwickelt. „Wichtig war für uns und die Regisseure, mit Jugendlichen zusammenzuarbeiten, die mit dem Thema etwas anfangen können.“Also Laiendarsteller, die selbst schon Probleme mit dem Gesetz hatten, statt – so Roth – „Architektensöhne, die Schauspieler werden wollen“. Solche Besetzungen schauen für Roth immer unfreiwillig komisch aus.
Das Filmemachen reizte Roth schon in Jugendtagen, die der 1975 Geborene zwischen dem Schloss Aystetten und dem Gymnasium in Neusäß verbrachte. Verwunschen sei das gewesen, das Schloss und dann auch die Natur, die immer so nah war. Als er Abitur machte, war diese Leidenschaft für den Film voll da. An der Kunsthochschule in Köln schrieb er sich für ein Studium der Regie ein. Drei Jahre später merkte er, dass das nicht der richtige Weg war. „Da hatte ich die Gewissheit, dass ich besser meine eigenen Stoffe entwickle.“Der angehende Regisseur verwandelte sich in einen Drehbuchautor. „Das Schreiben ist mir wesentlich leichter gefallen. Als Regisseur muss man unendlich viel organisieren.“
Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Roth hauptberuflich als Autor. Oft vergehen von den ersten Ideen bis zur Ausstrahlung einer Serie oder eines Films Jahre. „Im Grund arbeitet man ständig an mehreren Sachen, bis etwas konkret wird.“Und jedes Projekt habe eine eigene Geschwindigkeit. Manches Mal kommt plötzlich alles ins Stocken. Gemeinsam mit Marcus Roth, mit dem Tillmann Roth übrigens nicht verwandt ist, hat er einmal ein Konzept für einen Weihnachts-Mehrteiler entwickelt. Erst war der Sender begeistert, dann hat sich alles wieder zerschlagen.
Der Grimme-Preis sei für ihn nicht nur eine große Ehre, sondern auch ein wahnsinnig großer Ansporn für die nächsten Vorhaben. Als Roth vom Preis erfuhr, sei das Aufstehen morgens zwei Tage lang sehr leicht gefallen, „auch mit zwei kranken Kindern zu Hause in Berlin“. Am 13. April findet die Preisverleihung in Marl statt.