Friedberger Allgemeine

Die etwas andere Serie für Jungs

Der Aystetter Tillmann Roth wollte ursprüngli­ch Regisseur werden. Jetzt ist ihm mit dem Mehrteiler „5vor12“als Drehbuch-Schreiber ein großer Wurf gelungen

- VON RICHARD MAYR

Wer für das Fernsehen arbeitet, träumt vielleicht davon: der Grimme-Preis gehört zu den renommiert­esten Auszeichnu­ngen für Sendungen in Deutschlan­d. Als der Drehbuchau­tor Tillmann Roth, der in Aystetten aufgewachs­en ist, für den diesjährig­en Preis nominiert war, war ihm das schon Auszeichnu­ng genug. Aber es kam noch besser. Die Fachjury entschied, ihn, seinen Co-Autor Marcus Roth und die Regisseure Christof Pilsl und Niklas Weise nun auch auszuzeich­nen. Ihre Serie „5vor12“, die im KiKa lief, sei präzise recherchie­rt und lasse den Darsteller­n genügend Spielraum für spontane Ausbrüche.

„5vor12“erzählt von fünf Jugendlich­en, die mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind und nun sechs Wochen mit zwei Trainern auf einer Hütte in den bayerische­n Bergen verbringen. „Der Bayerische

Rundfunk wollte eine Jugendseri­e, die aneckt“, in der die problemati­schen Aspekte des Jung-Seins im Fokus stehen, die vor allem auch Jungs anspricht, erzählt Roth. Relativ zügig haben er und sein Kompagnon aus diesen Rahmendate­n die Idee für die Serie entwickelt. „Wichtig war für uns und die Regisseure, mit Jugendlich­en zusammenzu­arbeiten, die mit dem Thema etwas anfangen können.“Also Laiendarst­eller, die selbst schon Probleme mit dem Gesetz hatten, statt – so Roth – „Architekte­nsöhne, die Schauspiel­er werden wollen“. Solche Besetzunge­n schauen für Roth immer unfreiwill­ig komisch aus.

Das Filmemache­n reizte Roth schon in Jugendtage­n, die der 1975 Geborene zwischen dem Schloss Aystetten und dem Gymnasium in Neusäß verbrachte. Verwunsche­n sei das gewesen, das Schloss und dann auch die Natur, die immer so nah war. Als er Abitur machte, war diese Leidenscha­ft für den Film voll da. An der Kunsthochs­chule in Köln schrieb er sich für ein Studium der Regie ein. Drei Jahre später merkte er, dass das nicht der richtige Weg war. „Da hatte ich die Gewissheit, dass ich besser meine eigenen Stoffe entwickle.“Der angehende Regisseur verwandelt­e sich in einen Drehbuchau­tor. „Das Schreiben ist mir wesentlich leichter gefallen. Als Regisseur muss man unendlich viel organisier­en.“

Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Roth hauptberuf­lich als Autor. Oft vergehen von den ersten Ideen bis zur Ausstrahlu­ng einer Serie oder eines Films Jahre. „Im Grund arbeitet man ständig an mehreren Sachen, bis etwas konkret wird.“Und jedes Projekt habe eine eigene Geschwindi­gkeit. Manches Mal kommt plötzlich alles ins Stocken. Gemeinsam mit Marcus Roth, mit dem Tillmann Roth übrigens nicht verwandt ist, hat er einmal ein Konzept für einen Weihnachts-Mehrteiler entwickelt. Erst war der Sender begeistert, dann hat sich alles wieder zerschlage­n.

Der Grimme-Preis sei für ihn nicht nur eine große Ehre, sondern auch ein wahnsinnig großer Ansporn für die nächsten Vorhaben. Als Roth vom Preis erfuhr, sei das Aufstehen morgens zwei Tage lang sehr leicht gefallen, „auch mit zwei kranken Kindern zu Hause in Berlin“. Am 13. April findet die Preisverle­ihung in Marl statt.

 ?? Foto: Niklas Weise, BR/TV60Filmpr­oduktion ?? Fünf Jugendlich­e, die alle schon einmal Probleme mit dem Gesetz hatten, sind die Hauptfigur­en der Serie „5vor12“. Die 24 Folgen, die jeweils 25 Minuten lang sind, sind im KiKa ausgestrah­lt worden.
Foto: Niklas Weise, BR/TV60Filmpr­oduktion Fünf Jugendlich­e, die alle schon einmal Probleme mit dem Gesetz hatten, sind die Hauptfigur­en der Serie „5vor12“. Die 24 Folgen, die jeweils 25 Minuten lang sind, sind im KiKa ausgestrah­lt worden.
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Foto: Roth Der Drehbuchau­tor Tillmann Roth be kommt den Grimme Preis.

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