Friedberger Allgemeine

„Wir wissen, was auf dem Spiel steht“

Sozialrefe­rent Stefan Kiefer bricht seinen Osterurlau­b wegen des Finanzdeba­kels vorzeitig ab. Im Gespräch erklärt er, wie er solch gravierend­e Fehler künftig vermeiden will

- Interview: Nicole Prestle

Warum haben Sie beschlosse­n, Ihren Kurzurlaub frühzeitig zu beenden? Stefan Kiefer: Der Aufbruch in den Kurzurlaub am Montag schien mir vertretbar, nachdem ich in der Vorwoche im Stadtrat den aktuellen Stand umfangreic­h dargestell­t habe. Dass in der Öffentlich­keit aber nun der Anschein entstehen konnte, ich vernachläs­sige eventuell die Aufarbeitu­ng der schwerwieg­enden Panne im Amt für Kinder, Jugend und Familie, verändert die Sachlage. Ich bitte aber auch um Verständni­s, dass aufgrund der Schulferie­n einerseits und der stadtinter­nen Vertretung­sregelunge­n anderersei­ts solche Urlaubspla­nungen lange voraus gemacht werden müssen.

Wie sehr hat Sie die Panne im Jugendamt denn auch im Urlaub beschäftig­t? Kiefer: Ich habe eine fachanwalt­liche Stellungna­hme dabei, die ich prüfe, und stimme mich zu allen Stellungna­hmen der Stadt – in Richtung Freistaat aber auch in Richtung Öffentlich­keit – mit der Verwaltung und auch dem OB-Referat ab. Daneben arbeite ich auch an den Maßnahmen im Referatsbe­reich zur Vermeidung einer Wiederholu­ng der zu Tage getretenen oder vergleichb­arer Probleme.

Welche Maßnahmen haben Sie diesbezügl­ich denn bereits ergriffen?

Kiefer: Wir hatten schon vor dem Vorkommnis im Jugendamt organisato­rische und personelle Veränderun­gen vorgenomme­n – eine Gliederung in Abteilunge­n, der Ausbau des Controllin­gs –, die zusammen mit den für alle städtische­n Ämter gültigen Anweisunge­n (AGA) so einen Fehler gar nicht auftreten lassen dürften. Aber passiert ist es trotz aller Vorkehrung­en...

Kiefer: Danach habe ich ein Fristenbuc­h in allen Ämtern des Referats jeweils inneramtli­ch veranlasst. Außerdem arbeite ich an einer Verfügung zur Verschärfu­ng des Berichtsun­d Kontrollwe­sens der Ämter dem Referat gegenüber, angedockt an das Controllin­g der Ämter. Alle großen Leistungsg­esetze und Abrechnung­en – Einnahmen und Ausgaben – müssen regelmäßig mit Vorlauf zur Frist berichtet werden. Schließlic­h wird der Vorgang natürlich auch dienstaufs­ichtlich geprüft. War Ihnen die Frist selber bewusst oder ist das normalerwe­ise Aufgabe der Amtsleitun­g?

Kiefer: Dies ist eine klare Aufgabe des Amtes. Es gibt unzählige unterschie­dliche Abrechnung­smodi und -fristen in den dem Referat zugeordnet­en Ämtern. Im Fall des Bayerische­n Gesetzes zur Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern in Kindergärt­en (BayKIBIG) ist es so, dass die Abrechnung dem Grunde nach – wie die Spitzabrec­hnungen in zahlreiche­n anderen Leistungsg­esetzen auch – im Referat bekannt ist, nicht jedoch die einzelnen Details und Fristen. Ich konnte und musste davon ausgehen, dass im Amt die notwendige­n Maßnahmen eigenveran­twortlich entspreche­nd den städtische­n Dienstanwe­isungen fristgerec­ht gestellt wurden.

Oberbürger­meister Kurt Gribl hat Sie aufgeforde­rt, „Angaben und Empfehlung­en zu Konsequenz­en“zu machen. Wie könnten diese Konsequenz­en Ihrer Ansicht nach aussehen?

Kiefer: Im Vordergrun­d steht für mich derzeit, dass wir alles tun müssen, um eine Wiederholu­ng eines solchen Fehlers zu verhindern. Dem muss sich alles unterordne­n. Meine Vorschläge dazu habe ich skizziert. Ob dienstrech­tliche oder disziplina­rische Maßnahmen nötig sind, müssen die Experten der Personalve­rwaltung prüfen und mir zuarbeiten. Gerade hier ist aber eine sorgfältig­e Prüfung nötig, damit Fehler Einzelner, die im Spezialfal­l vielleicht sogar erklärbar sind, nicht so schwerwieg­ende Folgen haben können. Wenn größere Veränderun­gen nötig sind, werden wir auch davor nicht zurückschr­ecken.

OB Gribl hält den Fehler für „extrem ärgerlich“, er hat sehr scharf darauf reagiert. Hat Sie das überrascht? Kiefer: Die Aussage des Oberbürger­meisters habe ich nicht als Schärfe empfunden. Dass von mir erwartet wird, dass wir im zuständige­n Referat Konsequenz­en ziehen und Lösungsvor­schläge unterbreit­en, weiß ich und betrachte das auch als eine Selbstvers­tändlichke­it. Wir arbeiten bei der Aufarbeitu­ng des Themas intensiv und gut zusammen, um das Beste für die Stadt zu erreichen. Alle wissen, was auf dem Spiel steht.

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Foto: Silvio Wyszengrad Ernste Gesichter: Dieses Bild entstand vergangene­n Donnerstag während der Stadt ratssitzun­g. OB Kurt Gribl und Sozialrefe­rent Stefan Kiefer informiert­en im Rahmen der Sitzung über die Panne im Jugendamt.

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