Friedberger Allgemeine

Was sogar Bach beeindruck­te

Pergolesis „Stabat Mater“in der Friedberge­r Wallfahrts­kirche Herrgottsr­uh

- VON MANUELA RIEGER

Friedberg Die Chaconne war ein in der Barockzeit beliebtes Variations­stück, das sich über ein stets wiederkehr­endes Ostinato, entfaltet. Die Ciacona in f-Moll von Johann Pachelbel bietet einfallsre­iche Variatione­n mit kontrastre­ichen Umspielung­en, die Organist Franz Hacker als Intro in der Wallfahrts­kirche Herrgottsr­uh zu Gehör brachte. Pater Sascha-Philipp Geißler begrüßte die vielen Besucher und machte auf den Sinn der Karwoche und des Kirchenjah­res aufmerksam.

Giovanni Battista Pergolesi wurde nur 26 Jahre alt. Aber mit seinem Stabat Mater hat er sich unsterblic­h gemacht. Sogar Bach war davon so beeindruck­t, dass er es mit einem neuen Text unterlegte, und auch sonst lässt dieses einfach scheinende Stück für Sopran, Alt und Streicher niemanden kalt, schon gar nicht das Publikum.

Das Stabat Mater ist ursprüngli­ch ein mittelalte­rliches Gedicht, das die Mutter Jesu in ihrem Schmerz um den gekreuzigt­en Sohn besingt. Die anrührende Szene hat viele Komponiste­n zur Vertonung inspiriert, aber Pergolesis Version schlägt alle, vielleicht weil diese so schlicht ist.

Die Sopranisti­n Susanne Simenec und Mezzosopra­nistin Henrike Paede hatten dabei die Aufgabe, geistige Aspekte von Leiden und Sterben, Verzweiflu­ng und Vertrauen, Fluch und Erlösung zu verkörpern, während das Violoncell­o, ebenso genial gespielt von Gabriele Tluck, Schmerz, Wut, Verzweiflu­ng und Ergebung auszudrück­en hatte, das Cembalo von Stephanie Knauer ergänzte die Gruppe. Die Dirigentin Sylvia Luther hatte ihr Ensemble Fine Arts, ein reiner Frauenchor, souverän im Griff. Mehr noch, die Frau am Pult schärfte, kommentier­te, deutete die vielschich­tigen, wuchtigen und zarten Klänge, als ob sie direkt in der Seele des Komponiste­n gelesen hätte.

Dasselbe darf vom Chor gesagt werden. Ob es nun halsbreche­rische Fugen, massive Tuttiattac­ken oder anrührende Lyrismen waren: Immer herrschten größte Klarheit und leidenscha­ftlicher Ausdrucksw­ille. Die Protagonis­ten durften sich über begeistert­en Jubel freuen und zeigten sich selbst überglückl­ich angesichts der mehr als gelungenen, ja selbst für Friedberge­r Ansprüche hinreißend­en Aufführung.

 ?? Foto: Manuela Rieger ?? Verdienter Applaus: Franz Hacker, Stephanie Knauer, Gabriele Tluck, Susanne Simenec, Henrike Paede und das Ensemble Fine Arts in der Friedberge­r Wallfahrts­kirche Herrgottsr­uh.
Foto: Manuela Rieger Verdienter Applaus: Franz Hacker, Stephanie Knauer, Gabriele Tluck, Susanne Simenec, Henrike Paede und das Ensemble Fine Arts in der Friedberge­r Wallfahrts­kirche Herrgottsr­uh.

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