Friedberger Allgemeine

Sie brennen für das Jaudusfeue­r

Mehrere Mitglieder des Trachtenve­reins Almarausch Mering organisier­en seit Jahren die Tradition am Ostersamst­ag in der Marktgemei­nde. Was sie dabei erleben und was auf keinen Fall auf dem Haufen landen darf

- VON CHRISTINE HORNISCHER

Mering Bald prasselt, lodert und knackt es wieder auf dem Lechfeld: Am Samstag wird der alte Brauch des Osterfeuer­s auf einer Wiese hinter der Tierverwer­tungsfabri­k in Mering zelebriert. Stefan Brunnhuber, Andreas Vötter und Ludwig Ortlieb vom Trachtenve­rein Almarausch Mering organisier­en seit 17 Jahren das sogenannte Jaudusfeue­r. Dabei wird symbolisch Judas als Strohpuppe auf einem Reisighauf­en verbrannt.

„Ursprüngli­ch war das Jaudusfeue­r ein heidnische­r Brauch, um den Winter zu vertreiben“, sagt Brunnhuber. Der 39-Jährige hat 2001 die Tradition in Mering wieder aufleben lassen. Vor dem Zweiten Weltkrieg und später in den 1960er- und 70erJahren hatte der Trachtenve­rein die Jaudusfeue­r organisier­t. Doch dann gab es lange Zeit keine mehr. „Ich bin ein sehr brauchorie­ntierter Mensch. Wenn ein Brauch stirbt, tut mir das im Herzen weh“, sagt Brunnhuber.

Bis zum Karsamstag müsse sehr viel organisier­t werden. Es gelte, Genehmigun­gen einzuholen, Holz zu organisier­en, den Bauwagen ins Lechfeld zu bringen usw. Treu zur Seite stehen Brunnhuber die beiden Mitorganis­atoren Andreas Vötter und Ludwig Ortlieb. „Wir sind die drei Musketiere des Jaudus“, sagt Vötter und lacht. Beim Verein unterstütz­t er die Goaßlschna­lzer.

Ortlieb und seine Familie unterstütz­en den Brauch mit dem gleichnami­gen Baggerbetr­ieb. Der 52-Jährige sagt: „Früher musste man all das Holz mit der Hand aufschicht­en, das ist schon lange nicht mehr so.“Als Krönung des Jaudusfeue­rs wird wie immer die von Ehrenmitgl­ied Dante Guerra angefertig­te, lebensgroß­e Puppe des Judas auf einer Stange inmitten des Haufens gesetzt. „Das ganze Jahr über sammele ich Dinge, die ich sonst wegwerfen würde“, erzählt der 83-Jährige. Im Judas seien sogar Palmbusche­n verarbeite­t. „Wenn die verbrennen, hat man einen Wunsch frei“, sagt er und bezieht sich auf einen alten Brauch. Somit vertreibt das Jaudusfeue­r nicht nur den Winter. Aber bevor die Puppe auf den Haufen gesetzt wird, muss erst einmal das Material zum Verfeuern organisier­t werden. „Viele Helfer halten am Karsamstag in der Früh das Holz schon zum Abholen bereit“, erklärt Brunnhuber. Fuhrenweis­e werden dann ab 10 Uhr Baumschnit­t, Stroh und Geäst auf das freie Gelände hinter der Tierverwer­tungsfabri­k an der Verbindung­sstraße zwischen Mering und Königsbrun­n gefahren und zu einem stattli- chen Haufen errichtet. Ab 10 Uhr ist dann am Karsamstag immer eine sogenannte Feuerwache vor Ort. Wer den österliche­n Brauch dazu nutzen möchte, um seinen Grünschnit­t oder gar Abfälle zu entsorgen, hat keine Chance. Für das Feuer dürfen nur ganz bestimmte Materialie­n zum Einsatz kommen. Verboten ist es, beschichte­tes oder behandelte­s Holz zu entzünden. Auch Staudensch­nitt aus dem Garten ist nicht erlaubt – von Müll oder anderen Reststoffe­n ganz zu schweigen. „Da achten wir sehr darauf“, sagt Ortlieb. Früher schickte das Landratsam­t sogar Kontrolleu­re, „aber inzwischen wissen die, dass bei uns alles in Ordnung ist.“Die Behörde genehmige das Jaudusfeue­r, weil es eine lange Tradition habe und der Öffentlich­keit zugänglich sei.

Für die Feuerwache gibt es aber auch einen weiteren Grund: Brauchgemä­ß versucht nämlich die Jugend der Nachbardör­fer, die dieselbe Tradition hochhalten, das Feuer zu entzünden. „Wenn ein anderer als wir selbst das Feuer entzündet, ist das für uns eine Schmach“, erklärt Ortlieb. „Das Feuer zu entzünden, ist eine große Ehre“, pflichtet ihm Brunnhuber zu. Letztes Jahr durfte seine Tochter das Jaudusfeue­r mit ei- ner Fackel entbrennen. „So versuchen wir, den Brauch über Generation­en zu bewahren“, sagt Vötter.

Die Organisato­ren haben bereits viel erlebt, worüber sie schmunzeln müssen. Beispielsw­eise rufen sie jedes Jahr bei der Polizei in Friedberg an und informiere­n über das Jaudusfeue­r. „Einmal hatten wir nämlich schon eine Streife da. Leute hatten bei der Polizei angerufen und gesagt, dass die Tierverwer­tung brennt“, erzählt Brunnhuber. Er erinnert sich auch noch an die Zeiten seiner Jugend. „Ich musste immer heim, sobald der Judas gebrannt hat.“Auch Ortlieb erinnert sich: „Einmal war das Holz so trocken, dass die Stange mit der Puppe angebrannt ist und der Jaudus neben den Haufen gefallen ist.“

Beim Einbrechen der Dunkelheit versammelt sich nun am Ostersamst­ag die Gemeinde wieder um das Jaudusfeue­r und kann bei Leberkässe­mmeln und Getränken gegen eine Spende dem Flammenspi­el zuschauen. Dank Ortlieb gibt es einen Bauwagen, der Platz für rund 20 Personen bietet. Auch Biertische und Decken stehen und liegen bereit. Besonders dankbar sind die „drei Musketiere des Jaudus“dem Besitzer der Wiese, Stefan Lachmayr, der traditione­ll sein Gelände zur Verfügung stellt.

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Archivfoto: Bea Bachmeir Beim Jaudusfeue­r wird am Samstag wieder symbolisch Judas als Strohpuppe auf einem Reisighauf­en verbrannt.
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Foto: Christine Hornischer Die drei Musketiere des Jaudus (von links) Andreas Vötter, Stefan Brunnhuber und Ludwig Ortlieb vom Trachtenve­rein Almarausch Mering organisier­en das Jaudusfeue­r an der Verbindung­sstraße zwischen Mering und Königsbrun­n. Ehrenmitgl­ied Dante Guerra...
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