Friedberger Allgemeine

Generation­enwechsel mit gutem Gefühl

Norbert Lenhart übergibt nach 33 Jahren im Dienst der Gesundheit die Bären Apotheke in Friedberg. Mit Sohn Sebastian übernimmt die nächste Generation die Leitung

- Pm

Seit Februar eine typische Szene in der Bären-Apotheke: Die zwei Männer lachen. Sie sind etwa gleich alt, beide vor vielen Jahren nach Friedberg gezogen. Einer hat gerade ein Arzneimitt­el gekauft, ist noch auf einen Plausch geblieben: „Was, sie sind schon siebzig? Das hätte ich nicht gedacht!“Der andere, der Apotheker, zeigt die leeren Handfläche­n: „Habe ich auch nicht gedacht. Ist aber so.“

Im November 1985 suchte ein junges Apotheker-Ehepaar mit ihren zwei kleinen Söhnen einen Ort, an dem sie ihre erste eigene Apotheke gemeinsam leiten könnten. Besonders Helga Lenhart hatte es in den Süden gezogen. Näher an die Berge und näher zur Familie, die sich zuvor schon in Bayern niedergela­ssen hatte. Am Ende musste entschiede­n werden zwischen einer Apotheke in München und einer im Herzen einer schönen kleinen Stadt am Lechrain. Die kleinere Stadt gefiel der jungen Familie besser und so wurde Friedberg die Heimat der Lenharts.

Aktiv für die Stadt

Eine gute Entscheidu­ng. Friedberg war nicht nur der Ort, an dem man ein Geschäft gründen, einen Baum pflanzen und ein Haus bauen konnte, an dem man seine Kinder großziehen und Freunde finden konnte. Es war auch der Ort, an dem man seine Selbststän­digkeit nutzen konnte, um seine eigenen Vorstellun­gen eines guten Miteinande­rs umsetzen zu können. Für sechs Jahre konnte Norbert Lenhart sich auch als Stadtrat dafür einsetzen, Friedberg lebenswert zu halten.

Die kaufmännis­chen Anteile des Apothekerb­erufs treten teilweise in den Hintergrun­d, in einer kleinen Stadt, in der man seine Mitmensche­n gut kennenlern­t. Die Rat- und Hilfesuche­nden fordern einen Apotheker, der seinen Heilberuf ernst nimmt, der unabhängig und ehrlich ist. „Im Umgang mit den Kunden haben wir viel gelernt“, sagt Norbert Lenhart. „Vertrauen kann man sich schließlic­h nicht kaufen. Man muss sich kontinuier­lich bemühen, nach bestem Wissen und Gewissen zu beraten. Man teilt als Apotheker sein Wissen mit dem Kunden, dann trifft dieser eine Entscheidu­ng, die für seine Bedürfniss­e die beste ist. Aufklärung im Interesse des Kunden, darum geht es. Nicht um Verkaufsza­hlen. Darum sind wir nie auf die Idee gekommen, Rabatte zu gewähren“, erklärt Norbert Lenhart weiter. „Etwas nicht zu kaufen, wenn man es nicht braucht, da spart man am gesündeste­n.“ Dazu gehört es auch, kritisch zu sein gegenüber Trends bei der Gesundheit, gegenüber Hypes und Heilverspr­echen, die nur auf schönen Überlegung­en, auf überkommen­en Lehrsätzen beruhen und nicht auf harter wissenscha­ftlicher Arbeit. „Deswegen ist ‚wissen, was wirkt‘ unser Slogan geworden“, erzählt Norbert Lenhart. Großes Glück habe er auch mit seinen Mitarbeite­rinnen, die seine Vorstellun­g einer „guten Apotheke“mit viel Engagement, Kreativitä­t und Sorgfalt umsetzen. „Mit den meisten arbeiten wir schon seit Jahrzehnte­n erfolgreic­h zusammen. Durch dick und dünn.“ Auch in die Zukunft blicke er ohne Sorge. Zwar ziehe er sich aus dem Alltagsges­chäft zurück, doch sein jüngster Sohn, Sebastian Lenhart, übernehme ab April die Apothekenf­ührung und „der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“Sebastian Lenhart hat fünf Jahre in einer der größten Psychiatri­en Deutschlan­ds als „Apotheker am Krankenbet­t“gearbeitet und kehrte im Sommer 2016 in seine Heimatstad­t Friedberg zurück. „Selten hat man das Glück, weiterführ­en zu können, was die Eltern aufgebaut haben“, kommentier­t er die Entwicklun­g. „Die Apotheke gehörte für mich immer zum Familienle­ben. Kein Feiertag, den wir nicht schon zusammen im Nachtdiens­t verbracht hätten. Wären wir 2002 nicht in die eigenen Räume umgezogen, in die Bahnhofstr­aße 42, würde ich heute dort arbeiten, wo ich als Kind meine Hausaufgab­en gemacht habe.“

Die Philosophi­e bleibt

Zwar seien die Zeiten für Apotheken gerade interessan­t, im Sinne des „chinesisch­en Fluchs“, jedoch freue sich Sebastian Lenhart auf die Herausford­erungen. Alle, die die Arbeit der Bären-Apotheke schätzen gelernt haben, können gewiss sein, dass der Stil der Apotheke auch nach dem Generation­swechsel fortbesteh­e. „Ich bedanke mich für die Zeit und das große Vertrauen, das unserer Arbeit entgegenge­bracht wurde“, sagt Norbert Lenhart und ergänzt mit einem Lächeln: „Schön war’s!“

„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“Norbert Lenhart

 ??  ?? Ein eingespiel­tes Team (von links): Brigitte Losinger, Inge Weber, Sebastian und Norbert Lenhart, Doris Sieß meir sowie Dr. Beate Bretschnei­der. Nicht im Bild sind: Nurhan Karakurt, Andrea Meier und Andrea Möck.
Ein eingespiel­tes Team (von links): Brigitte Losinger, Inge Weber, Sebastian und Norbert Lenhart, Doris Sieß meir sowie Dr. Beate Bretschnei­der. Nicht im Bild sind: Nurhan Karakurt, Andrea Meier und Andrea Möck.
 ?? Fotos: Birgit Meinl ?? Der Generation­enwechsel bei den Lenharts ist vollzogen: Sohn Sebastian folgt in der Bären Apotheke auf Vater Norbert.
Fotos: Birgit Meinl Der Generation­enwechsel bei den Lenharts ist vollzogen: Sohn Sebastian folgt in der Bären Apotheke auf Vater Norbert.

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