Der Wald verändert sich
Der städtische Forst ist 45 Hektar groß und soll ausgeweitet werden. Viel Geld verdient die Stadt damit nicht – doch sie hat andere Ziele als Gewinnmaximierung
45 Hektar Wald gehören der Stadt Friedberg. Die Forstbetriebsgemeinschaft will den Forst umbauen, damit er dem Klimawandel standhalten kann. »
Friedberg Der Forst der Stadt Friedberg ist auf viele Standorte verstreut, doch trotzdem lässt er sich auf einen Nenner bringen, nämlich: Je älter die Bäume, desto mehr Fichten. Doch das soll sich ändern, wie Leitender Forstdirektor Hartmut Dauner im Umweltausschuss des Stadtrates erläuterte. Sein erklärtes Ziel: „Wir müssen alles tun, um die Wälder gesünder und stabiler zu machen.“Daher sollen auch die Friedberger Wälder nach und nach „umgebaut“werden, denn: „Nur Mischpflanzungen haben Zukunft.“
45 Hektar ist der Friedberger Forst groß, verteilt auf 39 Parzellen, die in der Regel nur ein bis zwei Hektar groß sind. Sie liegen weit auseinander: die nördlichste bei Derching, die südlichste und mit zehn Hektar größte bereits im Landkreis Fürstenfeldbruck, nämlich in Tegernbach. Betreut wird er seit vielen Jahren nicht von einem eigenen Forstamt (das würde sich nicht lohnen), sondern von der Forstbetriebsgemeinschaft Friedberg.
Die Gewinne halten sich in Grenzen. In den vergangenen elf Jahren stehen Einnahmen von 198 000 Euro Ausgaben von 113 000 Euro gegenüber. Teils machte die Stadt mit ihrem Wald ein Minus von bis zu 7000 Euro im Jahr, teils ein Plus von 19000 Euro. Die Unterschiede liegen vor allem daran, wie groß die Sturm- und Käferschäden sind, wie viel gepflanzt und gepflegt werden muss und wie groß der Holzeinschlag ist. Doch Dauner, der elf Jahre lang die städtische Forstverwaltung von Augsburg geleitet und viel Erfahrung hat, lobte: „Das sind 154 Euro pro Hektar Ertrag im Jahr. Das ist nicht schlecht für einen Kommunalwald.“
Denn Ziel der Stadt ist es nicht in erster Linie, den Gewinn zu maximieren, sondern ihren Wald nach- haltig zu bewirtschaften. Die von Fichten dominierten Bestände sollen in stabile, standortgemäße Mischbestände verwandelt werden. Bei Neupflanzungen setzt man daher verstärkt auf Laubgehölze, also zum Beispiel Buche, Eiche, Ahorn oder Ulme. Ziel ist laut Dauner „eine Vermischung durch Verjüngung“.
Die Bewirtschaftung werde jedoch für Waldbesitzer immer schwieriger, berichtete er. Das Problem: „Was 1950 richtig schien, ist es wegen des Klimawandels mittlerweile nicht mehr.“Doch auch andere Aspekte können beim Forst einen Strich durch die Rechnung machen. So galt die Esche früher als „Zukunftsbaum“und spielt auch im Forstentwicklungsplan eine große Rolle, der im Jahr 2007 für die nächsten 20 Jahre ausgearbeitet wurde. Doch dann begann 2008 das Eschensterben in der Region. Ein Pilz, das Falsche Weiße Stängelbecherchen ist sein Verursacher – vermutlich eingeschleppt aus dem Osten. Die Folge: Laut Dauner werden Eschen seit 2010 nicht mehr gepflanzt.
Zukunft hat nach Ansicht von Experten dagegen mittlerweile zum Beispiel die Douglasie. Sie widerstehe sowohl Stürmen als auch trockenen Sommern und habe ein vielseitig verwendbares Holz.
Hartmut Dauners Fazit lautet: „Wir haben es nicht leicht, weil wir heutzutage wegen der schweren Stürme nicht mehr planmäßig wirtschaften können, aber der Friedberger Wald kann sich sehen lassen.“Sorgfältige Pflege tue not, denn: „Die Baumarten müssen zusammenpassen, das ist wie in einer Ehe.“Und auch der Standort muss stimmen.
Doch die viele Mühe lohnt sich inzwischen wieder. Holz und damit auch Waldgrundstücke haben stark an Wert zugelegt. Kosteten sie vor 15 Jahren noch 70 Cent, sind sie heute das Vierfache wert. Der Umweltausschuss beschloss, dass die Stadt versuchen soll, ihre Gewinne dazu zu verwenden, den Waldbestand weiterhin nachhaltig zu bewirtschaften und zu erweitern. Grundstücke sind allerdings inzwischen rar und entsprechend schwer zu bekommen. » Kommentar