Friedberger Allgemeine

Ein bisschen wie Mike Tyson

Roman Hardok pflegt einen besonderen Kampfstil. Am Sonntag will er seinen Titel in Hamburg verteidige­n. Dort wird auch Prominenz wie Arthur Abraham oder Ulli Wegner am Ring sitzen

- VON WOLFGANG LANGNER

Wenn man mit Roman Hardok spricht, hat man nicht den Eindruck, dass man einen deutschen Meister im Boxen vor sich hat. Vielleicht weil er nicht unbedingt dem Klischee der meisten Faustkämpf­er entspricht. Hardok ist eher ruhig statt laut und wirkt eher introverti­ert als extroverti­ert. Zudem zählt er nicht zu den großen Träumern, die allein im Ring ihr Glück sehen. Hardok ist ein ausgebilde­ter Fachinform­atiker, der seit März dieses Jahres in Teilzeit arbeitet, um vielleicht sportlich einen weiteren Schritt zu machen. „Ich bin im Leben immer zweigleisi­g gefahren“, meint Hardok, der im Jahr 2013 seinen ersten Profikampf bestritt.

Im vergangene­n Dezember gelang ihm sein erstes „Meisterstü­ck“. Damals besiegte er in Kühbach (Landkreis Aichach) Jacob Jakobi aus Schleswig-Holstein im Supermitte­lgewicht und holte sich den deutschen Titel. „Ich denke, das hat mir ein paar Türen geöffnet“, sagte Hardok damals nach dem Kampf. Schließlic­h tummeln sich in Hardoks Gewichtskl­asse Größen wie Arthur Abraham, Jürgen Brähmer oder Vincent Feigenbutz.

Arthur Abraham wird er zwar am Sonntag über den Weg laufen, allerdings zählt der bei der Hamburger Veranstalt­ung „Boxen im Norden“nur zu den Ehrengäste­n. Wie auch Trainer und lebende Boxlegende Ulli Wegner. Bei diesem Event will Hardok gegen den Hamburger Sebastian Lo Zito seinen Titel verteidige­n. „Wichtig ist, dass man in Hamburg sieht, dass es in Bayern auch eine starke Konkurrenz gibt“, lächelt Alexander Haan, der Trainer von Hardok.

Die größte Stärke von Hardok sieht Haan in dessen Kampfwille­n: „Roman ist vor allem einer, der nie aufgibt.“Eine wichtige Eigenschaf­t für Haan, der weiß, dass Lo Zito, der auch „The Sicilian Stallion“(der sizilianis­che Hengst) genannt wird, seinen Schützling fordern wird. Lo Zito ist in seinen bisher elf Profikämpf­en noch unbesiegt. Als Herausford­erer bekam er den Zuschlag. „Wir hatten mehrere Angebote. Uns hat die Qualität von Lo Zito beeindruck­t und natürlich, dass wir vom Punktesyst­em auch weiter nach oben rutschen können“, sagt Haan.

Mit 13 Jahren begann der mittlerwei­le 24-jährige Hardok, der im Kaukasusge­birge in Russland aufgewachs­en ist, in Augsburg das Boxen. Animiert dazu wurde er von seiner Liebe zu Action-Filmen. Hardok, der zweisprach­ig aufgewachs­en ist (deutsch und russisch), grinst: „Ich habe früher immer gern Filme mit Jean-Claude van Damme, Jackie Chan oder Bruce Lee gesehen. Das hat mich zum Kampfsport gebracht, und jetzt mache ich das bereits ein halbes Leben.“Als sein sportliche­s Vorbild bezeichnet er den aktuellen Weltmeiste­r der WBA, Gennadin Golowkin. Doch sein Stil ähnelt eher einem anderen. „Viele meiner Kollegen sagen, ich boxe ähnlich wie Mike Tyson.“„Er meint allerdings den technische­n Tyson und nicht den Schläger Tyson“, wirft sein Trainer Haan ein.

Wie es nach dem Kampf gegen Lo Zito weitergeht, wird davon abhängen, wie sich Hardok schlägt. Von den aktuellen Boxern im Supermitte­lgewicht hätte Hardok den Karlsruher Vincent Feigenbutz im Visier. „Ich habe schon einige Kämpfe von ihm gesehen. Ich würde mir durchaus zutrauen, gegen ihn in nächster Zeit zu boxen“, sagt Hardok.

Hardok, der Jüngste von insgesamt vier Geschwiste­rn, hat noch große Ziele: „Jetzt verteidige­n wir erst einmal meinen Titel – und dann würde ich gerne mal internatio­nal boxen.“Wie so viele deutsche Boxer denkt er dabei an das „Mekka“dieses Sports: „In Amerika zu boxen wäre natürlich das Größte.“

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Foto: Siegfried Kerpf Roman Hardok (rechts) wurde im Dezember deutscher Meister. Am Sonntag vertei digt er in Hamburg seinen Titel.

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