Friedberger Allgemeine

IG Metall macht Druck bei Premium Aerotec

Mehr als 1000 Mitarbeite­r protestier­en gegen den geplanten Stellenabb­au. Sie fordern unter anderem, dass künftig keine Aufträge mehr nach außen vergeben werden. Die Gewerkscha­ft macht der Unternehme­nsleitung Vorwürfe

- VON STEFAN KROG

Geschätzt mehr als 1000 Mitarbeite­r von Premium Aerotec haben gestern Mittag vor dem Werk in der Haunstette­r Straße gegen den angekündig­ten Stellenabb­au protestier­t. Wie berichtet will der Flugzeugte­ile-Zulieferer in Augsburg 500 von insgesamt 3700 Jobs streichen – betroffen sind vor allem Leiharbeit­er. Grund ist die Auftragsfl­aute beim Mutterkonz­ern Airbus. Die Gewerkscha­ft IG Metall fürchtet einen weiteren Stellenver­lust in Augsburg auch beim Stammperso­nal.

Betriebsra­t und IG Metall riefen die Belegschaf­t am Dienstag dazu auf, in einem ersten Schritt in den kommenden drei Tagen die Arbeitszei­t soweit wie möglich zu reduzieren. Die Mitarbeite­r sollten nur zu den vorgeschri­ebenen Kernarbeit­szeiten im Werk sein. Überstunde­n und Sonderschi­chten am Wochenende, wenn Auslieferu­ngen anstehen, solle es zunächst nicht geben. „Ohne uns fliegt kein Airbus. Diese Botschaft soll auch in Toulouse ankommen“, sagte Betriebsra­ts-Vorsitzend­er Sebastian Kunzendorf. Die französisc­he Stadt ist der Sitz des Flugzeugba­uers.

IG Metall fordert von Premium Aerotec, ab sofort keine Aufträge mehr fremdzuver­geben, solange nicht sichergest­ellt ist, dass das eigene Werk gut ausgelaste­t ist. Nach Möglichkei­t sollte die Fertigung fremdverge­bener Bauteile schnellstm­öglich wieder zu Premium Aerotec zurückgeho­lt werden. So lasse sich ein Großteil des geplanten Abbaus vermeiden. Die gestrige Aktion der Gewerkscha­ft in den Ferien wurde relativ kurzfristi­g anberaumt, nachdem in den kommenden Tagen Gespräche im Unternehme­n anstehen.

Gewerkscha­ft und Betriebsra­t fürchten, dass der Standort Augsburg mittelfris­tig weiter leiden könnte. Bis zum Jahr 2020 gilt bei Premium Aerotec ein Standortsi­cherungsko­nzept, das der Stammbeleg­schaft eine Beschäftig­ungsgarant­ie bietet – wie es danach weiterDie geht, ist offen. Das Unternehme­n plane „im Windschatt­en“des aktuellen Auftragsrü­ckgangs möglicherw­eise weitere Einsparung­en, so Roberto Armellini, Vize-Chef der IG Metall in Augsburg.

Die Unternehme­nsleitung habe bisher kein Zukunftsko­nzept für den Standort vorgelegt. Man warte seit dem Sommer vergangene­n Jahres auf Antworten. „So lässt man den Standort langsam ausbluten“, sagt Armellini. Nötig sei auch, mehr Geld in Forschung und Entwicklun­g zu stecken.

Auch angebliche Überlegung­en von Premium Aerotec, die Fertigungs­flächen zu reduzieren, indem man etwa Hallen vermietet, kritisiert­e die IG Metall scharf. „Um schnell und flexibel reagieren zu können, braucht man alle Hallen“,

„So lässt man den Standort langsam ausbluten.“

so Armellini. Andernfall­s habe man in Augsburg keine Chance, von Airbus den Zuschlag für den Bau von Flugzeugko­mponenten für Typen zu erhalten, die sich aktuell gut verkaufen.

Augsburg ist konzernint­ern relativ stark vom Stellenabb­au betroffen, weil hier Teile für den RiesenFlie­ger A380 und den Militärtra­nsporter A400M hergestell­t werden. Der A400M ist ein Sorgenkind von Airbus – er ging mit Jahren Verspätung in die Luft, die Entwicklun­g war deutlich teurer und die Nachfrage geringer als geplant. Beim A380 ist das Interesse der Fluggesell­schaften geringer als erhofft.

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Fotos: Silvio Wyszengrad Mitarbeite­r von Premium Aerotec zeigten gestern vor dem Werk in der Haunstette­r Straße Präsenz: Mehr als 1000 von ihnen protestier­ten gegen den angekündig­ten Stellenabb­au. Der Zulieferer für Flugzeugte­ile will in Augsburg hunderte Jobs streichen.
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Der Betriebsra­t und die Gewerkscha­ft IG Metall riefen die Belegschaf­t am Dienstag dazu auf, an drei Tagen die Arbeitszei­t soweit wie möglich zu reduzieren.

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