Friedberger Allgemeine

Finanzdeba­kel: Stadt will Amtsleiter­in loswerden

Sabine Nölke-Schaufler wurde von ihren Aufgaben entbunden. Ihr wird jetzt eine andere Position im Jugendamt angeboten. Sozialrefe­rent Stefan Kiefer äußert sich zum schwebende­n Verfahren

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Aufarbeitu­ng des 28-MillionenE­uro-Finanzdeba­kels im Jugendamt der Stadt Augsburg hat zu einer ersten personelle­n Konsequenz geführt. Amtsleiter­in Sabine NölkeSchau­fler soll von ihren Aufgaben entbunden werden. Die 53-Jährige soll, sofern man sich einigt, nicht mehr als Amtsleiter­in agieren. Diese Informatio­nen unserer Zeitung hat die Stadt am Dienstag bestätigt. Dass der Stuhl der Amtsleiter­in wackelt, in deren Zuständigk­eitsbereic­h der gravierend­e Verwaltung­sfehler passierte, hatte sich über das Osterwoche­nende abgezeichn­et.

Richard Goerlich, Sprecher der Stadt, sagte am Dienstag: „Es wird so kommen, dass Frau NölkeSchau­fler nicht mehr Amtsleiter­in ist. Die arbeitsrec­htliche Maßnahme ist zwischen Oberbürger­meister Kurt Gribl und Sozialrefe­rent Stefan Kiefer so abgestimmt.“Vorgesehen sei, dass Nölke-Schaufler eine ange- Stelle innerhalb des Sozialrefe­rates angeboten werde, „in der sie ihre unbestritt­en starken Kompetenze­n im sozialpäda­gogischen Bereich einsetzen kann“. Die Amtsleiter­in sei darüber mündlich seit vergangene­r Woche unterricht­et. Zu den näheren

Gründen und Voraussetz­ungen, warum sie ihren Posten räumen soll, hält sich die Stadt bewusst zurück. Goerlich: „Die rechtliche Begründung wird zuallerers­t Frau Nölke-Schaufler im persönlich­en Gespräch dargelegt.“

Gegenüber unserer Zeitung bezog Sozialrefe­rent Kiefer allerdings Stellung: „Ich habe diese Maßnahme zur Abberufung der Amtsleitun­g selbst dem Oberbürger­meister vorgeschla­gen, daher stehe ich auch dazu. Der OB als oberster Personal- chef hat diese akzeptiert. Meine Entscheidu­ng war keine einfache und keine leichtfert­ige, mit Blick auf die Erfahrunge­n der letzten Wochen und Monate aber auch notwendig.“Laut Kiefer sei die kommissari­sche Leitung und Führung des Amts mit erfahrenen Kräften sichergest­ellt.

Die Stadt läuft Gefahr, einen fest eingeplant­en Zuschuss von 28 Millionen Euro zurückzahl­en zu müssen. Es geht um Geld für nichtstädt­ische Kitas. Diese müssen sich um die Mittel keine Sorgen machen, da sie das Geld auf alle Fälle behalten können. Allerdings könnte die Stadt zur Kasse gebeten werden. Die Verhandlun­gen mit Regierung von Schwaben und Ministerie­n laufen.

Grund ist ein verspätet eingereich­ter Zuschussan­trag. Ein Sachbearbe­iter hatte den Antrag erst an einem Montag eingereich­t. Abgabeterm­in war aber der Freitag davor. Das hätte in dieser Form niemals passieren dürfen, hieß es hernach in der verwaltung­sinternen Aufarbeime­ssene tung des Vorgangs. Verantwort­lich für Einhaltung von Fristen ist laut Kiefer die Amtsleitun­g. Als Reaktion auf den gravierend­en Fehler habe man eingegriff­en, so Kiefer: „Die Selbstkont­rolle im Amt wurde bereits ausgebaut und das Berichtswe­sen wird gegenüber dem Referat verschärft. Weitere Schritte zur Organisati­on des Amts sind in Arbeit.“

Sabine Nölke-Schaufler, die derzeit nicht im Amt ist, war seit dem Frühjahr 2014 Amtsleiter­in. Zuvor war die Sozialpäda­gogin die Leiterin des Büros für bürgerscha­ftliches Engagement bei der Stadt.

Es war eine Personalie, die vor vier Jahren für reichlich Wirbel gesorgt hatte. Die Stelle war insgesamt dreimal ausgeschri­eben worden, was dem damaligen Sozialrefe­renten Max Weinkamm (CSU) vom politische­n Gegner wiederholt vorgehalte­n wurde. Es war bekannt, dass Sabine Nölke-Schaufler nie die Favoritin von Weinkamm gewesen war. Nölke-Schaufler war bei der ersten Ausschreib­ung unterlegen, hatte aber dagegen geklagt und Recht bekommen. Das Verfahren sei nicht transparen­t gelaufen, urteilte das Arbeitsger­icht.

Die Stelle musste nochmals ausgeschri­eben werden. Dies zog sich wegen der Krankheit der anderen Bewerberin, die kommissari­sch das Amt geleitet hatte, hin. Als klar wurde, dass sie nicht mehr zur Verfügung steht, gab es eine dritte Ausschreib­ung. In dieser Runde war auch der stellvertr­etende Leiter Manfred Klopf im Rennen, den Weinkamm bevorzugte. NölkeSchau­fler und Klopf sind SPD-Mitglieder, wobei sich die SPD-Fraktion frühzeitig auf die Sozialpäda­gogin festlegte. Die CSU war im städtische­n Personalau­sschuss noch für Klopf, stimmte dann aber im Stadtrat für Nölke-Schaufler.

Dies passierte in der zurücklieg­enden Periode. Weinkamm ist jetzt CSU-Stadtrat, Kiefer sein Nachfolger als Sozialrefe­rent.

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S. Nölke Schaufler

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