Friedberger Allgemeine

Heftiger Streit um Polizeiges­etz

Kritik an Eingriffen in Privatsphä­re

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München Polizisten in Bayern sollen künftig auch dann gegen Bürger ermitteln und deren Daten überwachen können, wenn keine konkrete Gefahr besteht. Dies sieht das neue Polizeiauf­gabengeset­z vor, das in rund einem Monat im Landtag verabschie­det werden soll. SPD, Freie Wähler und Grüne warfen der CSU gestern vor, die Bürgerrech­te immer weiter einzuschrä­nken und der Polizei unverhältn­ismäßige Kompetenze­n zuteilen zu wollen.

„Was die CSU will, sind Eingriffe in die Persönlich­keitsrecht­e, die sich nicht rechtferti­gen lassen“, sagte Franz Schindler (SPD). Die Freien Wähler forderten von der CSU mehr Vertrauen in die Bevölkerun­g. Die Bürger dürften nicht unter Generalver­dacht gestellt werden, sagte Eva Gottstein. Die Fraktionsc­hefin der Grünen, Katharina Schulze, kündigte – wie zuvor bereits SPD und Linke – eine Verfassung­sklage an. Die Mehrheit der Menschen in Bayern sei gegen zusätzlich­e Kompetenze­n für Polizisten bei der Überwachun­g ohne konkrete Gefahr, sagte Schulze. Sie berief sich auf eine von ihrer Fraktion in Auftrag gegebene repräsenta­tive Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey. Demnach seien weniger als 40 Prozent der Bevölkerun­g dafür, dass der Polizei auch ohne konkrete Gefahr weitere Eingriffsm­öglichkeit­en in die Privatsphä­re erlaubt werden sollen. 2403 Menschen waren gefragt worden. „Die Bürger erteilen dem Überwachun­gswahn der CSURegieru­ng eine klare Absage“, sagte Schulze und rief zu Protesten auf.

Die CSU-Redner – allen voran Innenminis­ter Joachim Herrmann – warfen der Opposition eine Desinforma­tionskampa­gne vor. Ihm gehe es darum, mit dem Gesetz die Freiheit in Bayern zu verteidige­n und die Bürger zu beschützen, sagte Herrmann. Wiederholt verteidigt­e der Minister den Begriff der „drohenden Gefahr“, der nach Ansicht der Kritiker Polizeiakt­ionen wie Telefonübe­rwachungen ohne konkrete Hinweise ermöglicht: „Ein frühzeitig­es, konsequent­es Handeln kann zur Gefahrenab­wehr notwendig sein.“Wer anderes behaupte, rede „groben Unfug“.

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