Friedberger Allgemeine

Córdova gibt Rafinha Kontra

Der Neuzugang aus Venezuela zeigt gegen den FC Bayern Selbstvert­rauen. Denn mit den steigenden Temperatur­en blüht der Südamerika­ner wieder auf

- VON ROBERT GÖTZ

Es waren rund 20 Minuten am Samstag in der WWK-Arena gespielt, als Rafinha, 32, der Kragen platzte. Wieder einmal hatten Caiuby und Sergio Córdova die Wadelbeiße­r des FC Augsburg gegeben und aggressiv die Stars des FC Bayern unter Druck gesetzt, als der Brasiliane­r sich den jungen Venezolane­r zur Brust nahm. Doch der 20-jährige Córdova ließ sich vom Bayern-Routinier nicht einschücht­ern: „Wir hatten in diesem Moment unterschie­dliche Meinungen. Es ging um ein Foul und Rafinha hat gesagt, dass es schon das zweite Foul war“, erzählt Córdova. „Aber es ist bei uns Südamerika­nern normal, dass wir auf dem Feld manchmal miteinande­r diskutiere­n. Nach dem Spiel ist das alles vergessen.“

„Bei meinem ersten Training hatte ich keine Stollensch­u he an, weil ich es nicht ge kannt hatte. Ich konnte nicht richtig laufen und bin oft weggerutsc­ht.“Sergio Córdova über seine erste Erfahrung mit Schnee

Am Ende hatte Córdova mit dem FCA 1:4 gegen den alten und neuen deutschen Meister verloren, doch der Mittelstür­mer war der Gewinner auf Augsburger Seite. Es war sein zweiter Startelf-Einsatz nach dem Heimspiel im Januar gegen den Hamburger SV. Und für Córdova ein Neustart. Denn nachdem er sich im Sommer nach seinem Wechsel aus seiner südamerika­nischen Heimat in die deutsche Bundesliga vielverspr­echend bei seinen ersten Einsätzen in Szene gesetzt hatte, alles wie am Schnürchen zu laufen schien, schlittert­e er in ein Formtief.

Mitte Oktober war er mit einem Außenbandr­iss von der Nationalma­nnschaft zurückgeke­hrt. Über einen Monat fiel er damals aus und es dauerte, bis er den Anschluss wieder fand. Eigentlich bis jetzt zum Spiel gegen die Bayern. „Wenn die Sonne scheint, dann blüht er auf“, hatte FCA-Manager Stefan Reuter sichtlich erleichter­t direkt nach dem Spiel gesagt und Córdovas Durchhänge­r so erklärt: „Er ist leider in der Hinrunde verletzt von der Nationalma­nnschaft gekommen und hat dann den Schwung verloren. Es war ein langer, kalter Winter, er war neu, kann die Sprache noch nicht perfekt. Da muss man einem jungen Spieler Zeit geben, um sich zu akklimatis­ieren, damit er seine ganze Qualität zeigen kann.“Beim FCA ist man vom U20-WM-Teilnehmer und Nationalsp­ieler überzeugt und verpflicht­ete ihn gleich bis 2022.

Am Samstag herrschten erstmals in der Rückrunde Temperatur­en, die auch ein Südamerika­ner als angenehm empfinden kann. Córdova selbst wollte seine erste Bekanntsch­aft mit dem europäisch­en Winter nicht als Ausrede gelten lassen. Dennoch sei es für ihn nicht einfach gewesen. „Es war alles anders, die Sprache, die Kultur, aber ich versuche immer positiv zu bleiben. Ich fühle mich sehr wohl hier. Jeder versucht mir zu helfen und ich habe noch viel vor mit dem FCA.“

Welche Probleme, die man sich als Einheimisc­her kaum vorstellen kann, Córdova mit dem ersten Training auf Schnee hatte, beschreibt seine kleine Anekdote: „Bei meinem ersten Training hatte ich keine Stol- lenschuhe an, weil ich es nicht gekannt hatte. Ich konnte nicht richtig laufen und bin oft weggerutsc­ht.“

Córdova sitzt auf der Augsburger Frühjahrsa­usstellung (afa) und schreibt zusammen mit seinem Mannschaft­skollegen Caiuby am Stand der Mineralbru­nnen Krumbach GmbH, einem Sponsor des FCA, Autogramme. Caiuby übersetzt für Córdova die Fragen und dessen Antworten ins Deutsche. Córdova hat zwar einen Privatlehr­er, doch Interviews traut er sich noch nicht in Deutsch zu geben. Caiuby, 29, ist für Córdova in Augsburg die Bezugspers­on geworden. „Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass er jemanden fragen kann, der so etwas auch schon erlebt hat. Das macht es einfacher. Ich versuche ihm zu helfen, damit er sich wohlfühlt. Der erste Schritt muss von ihm kommen, aber da ist er gut dabei. Er versucht immer zu lernen“, stellt Caiuby seinem jungen Kollegen ein gutes Zeugnis aus.

Der ließ gegen die Bayern sein großes Potenzial des Öfteren aufblitzen. Wie beim 1:0 für den FCA, als er Jérôme Boateng den Ball abjagte, dann aber an Bayern-Torhüter Sven Ulreich scheiterte. Der abgewehrte Ball sprang dann von Niklas Süle aber ins Bayern-Tor. „Von draußen sieht es immer leicht aus, aber wenn du auf dem Platz stehst, musst du schnell reagieren und entscheide­n. Ich hatte erst etwas Pech, aber dann auch Glück, dass der Ball noch reingespru­ngen ist. Es war ein gutes Gefühl, überhaupt an dieser Aktion beteiligt gewesen zu sein.“

Für ihn war das Bayern-Spiel sein bisheriges Highlight. „Beim ersten Spiel war ich verletzt und konnte es daher nur im Fernsehen sehen. Für so einen Moment wie am Samstag arbeitet man und ich werde weiter hart arbeiten, um noch viele solche Momente mit dem FCA zu erleben.“Vielleicht schon am Freitag wieder, wenn der FCA beim VfL Wolfsburg gastiert.

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Foto: Ulli Wagner Sergio Córdova (rechts) begegnete Bayern Star Rafinha mit Respekt, aber einschücht­ern ließ er sich nicht.

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