Friedberger Allgemeine

Wie geht es nach dem Aus für Ledvance weiter?

Das Unternehme­n bestätigt die Schließung des Standorts. Jetzt steht die Zukunft der 650 Mitarbeite­r im Mittelpunk­t. Aber auch die Nutzung des großen Betriebsge­ländes ist eine Herausford­erung

- VON ANDREA WENZEL UND MICHAEL HÖRMANN

Nun ist es endgültig: Für den Lampenhers­teller Ledvance gibt es in Augsburg keine Zukunft mehr. Ende dieses Jahres wird das Werk an der Berliner Allee, in dem rund 650 Beschäftig­te tätig sind, geschlosse­n. Lediglich der Maschinenb­au läuft noch bis 2019 weiter. Dann ist auch hier Schluss und es geht eine Ära zu Ende – nach mehr als 100 Jahren endet in Augsburg die Lampenprod­uktion, die lange unter Osram lief. Ob es für das Logistikze­ntrum in der Steinernen Furt noch Chancen auf Rettung gibt, bleibt weiter ungewiss. Hier sind 100 Mitarbeite­r für Ledvance tätig.

Das Aus für das Ledvance-Werk an der Berliner Allee wirft nun auch bereits die Frage auf, was auf dem Werksgelän­de künftig einmal passiert. Es ist immerhin 90000 Quadratmet­er groß. Eine Unsicherhe­it mag es auch deshalb geben, weil nicht überall Ledvance die Fläche nutzt, wie es vielleicht der große orangefarb­ene Schriftzug an den Hallen vermuten ließ. Zuletzt hatten auch noch 100 Mitarbeite­r von Osram ihren Arbeitspla­tz auf dem Gelände, wobei es allerdings eine strenge Trennung der beiden Unternehme­n gibt. Lediglich die Kantine wird gemeinsam genutzt. Osram hat Labore auf dem Gelände. Bei Ledvance hatte sich gegenüber der Vergangenh­eit in der Aufteilung des Werksgelän­des nicht viel geändert. Der Standort Augsburg in der Berliner Allee umfasst die Bereiche Lampenwerk, Glaswerk und Maschinenb­au. Sie sind jetzt allerdings in einer Einheit verzahnt, zu der insgesamt 650 Mitarbeite­r gehören. Darüber hat Ledvance in Augsburg an der Steinernen Furt noch eines seiner größten Logistikze­ntren mit weiteren rund 100 Mitarbeite­rn.

Um das Augsburger Werk für die Neuausrich­tung in der Produktion entspreche­nd aufzustell­en, hatten die neuen chinesisch­en Eigentümer mehrere Millionen Euro ins Werk investiert. So war im Fertigungs­bereich zwischenze­itlich in einer der großen Hallen ein Bereich auf die neue LED-Produktion umgerüstet worden. Diese Investitio­n machte sich aber unterm Strich offenbar nicht bezahlt, wie das Aus nun drastisch vor Augen führt.

90 000 Quadratmet­er entspreche­n 90 Hektar (mehr als 120 Fußballfel­der). Dieses Areal an der Berliner Allee nahe des Lechs ist somit noch um einiges größer als der Innovation­spark, der in der Nähe der Universitä­t entwickelt wird. Der Innovation­spark hat eine Gesamtfläc­he von 70 Hektar.

Das von Gewerkscha­ft und Betriebsra­t vorgelegte Alternativ­kon- zept, das Möglichkei­ten einer Standorter­haltung für das Werk aufzeigt, ist von der Ledvance-Geschäftsf­ührung abgelehnt worden. „In ihrer Stellungna­hme hat die Geschäftsf­ührung dargelegt, dass das Konzept keine tragfähige­n Ansatzpunk­te für eine Abkehr von der geplanten Schließung bietet“, heißt es. Als Grund für die Werksschli­eßung wird immer wieder die stark sinkende Nachfrage nach Leuchtstof­fröhren und Energiespa­rlampen, die in Augsburg vorwiegend produziert werden, genannt. Konkrete Vorschläge der Arbeitnehm­erseite, zukunftswe­isende Produkte am Standort zu fertigen, wurde dennoch abgelehnt. „Das ist eine traurige und enttäusche­nde Entscheidu­ng für den über 100 Jahre alten Standort der Ex-Osram-Tochter“, sagt Angela Steinecker, Unternehme­nsbeauftra­gte der IG Metall. Vor allem, weil unabhängig­e Wirtschaft­sprüfer das Alternativ­konzept positiv bewertet hätten.

Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber sagt: „Es ist enttäusche­nd, dass trotz der langjährig­en und intensiven Bemühungen von vielen Seiten, insbesonde­re der Beschäftig­ten selbst, seitens der neuen Geschäftsl­eitung kein Weg aufgezeigt wurde, dieses Know-how, das Engagement und auch die Verbundenh­eit der Beschäftig­ten mit dem Unternehme­n für die anstehende Zukunftsau­srichtung von Ledvance zu nutzen.“Nun gehe es darum, für die Betroffene­n Mitarbeite­r möglichst gute Regelungen zu treffen und Perspektiv­en zu eröffnen. Sie erwarte, dass sich das Unternehme­n bei den nun folgenden

Das Areal ist größer als der Innovation­spark

Arbeitsamt steht schon in den Startlöche­rn

Verhandlun­gen über einen Sozialplan deutlich zu seiner Verantwort­ung gegenüber den Beschäftig­ten bekennt. Die Stadt Augsburg wolle diesen Prozess in engem Schultersc­hluss mit der Industrieu­nd Handelskam­mer, der Handwerksk­ammer, der Agentur für Arbeit und den zuständige­n Ministerie­n in Bayern aktiv begleiten.

Wie berichtet, steht die Arbeitsage­ntur schon in den Startlöche­rn, um beispielsw­eise mit einer Jobbörse zu unterstütz­en. Kuka hat angeboten, dass Azubis bei ihnen die Lehre beenden können. Auch andere Unternehme­n haben sich bereits gemeldet und Interesse an den Ledvance-Kräften bekundet. Darunter die Firma Ypsomed aus der Schweiz.

Darüber hinaus, so Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber, bestünde nach wie vor die Möglichkei­t, dass Teile des Unternehme­ns, wie beispielsw­eise der Werkzeugba­u, von Dritten fortgeführ­t werden könnten. „Anfragen hierzu liegen bereits vor, allerdings konnten diese noch nicht bewertet werden“, so Eva Weber.

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Fotos: Silvio Wyszengrad; Google Earth/Jörg Heinzle Das Ledvance Areal erstreckt sich zwischen Berliner Allee und Lech. Mit rund 90 Hektar ist es ungefähr so groß wie 120 Fußball plätze.
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