Friedberger Allgemeine

Auf diesen Prozess schaut die CSU

Im Juni soll die Friedhofsa­ffäre vor Gericht verhandelt werden. Städtische Angestellt­e sollen in die eigene Tasche gewirtscha­ftet haben. Vier Angeklagte sind in der Partei aktiv

- VON JÖRG HEINZLE

Der Fall hatte im vergangene­n Sommer für Wirbel in der CSU gesorgt. Nur wenige Tage, nachdem der Innenstadt-Ortsverban­d Gerd Koller, 66, zum Vorsitzend­en gewählt hatte, vermeldete die Staatsanwa­ltschaft, dass sie Anklage gegen den ehemaligen städtische­n Friedhofsv­erwalter erhoben habe. In der Anklagesch­rift geht es um mutmaßlich­e Schwarzarb­eit und Mauschelei­en auf dem Nordfriedh­of. Neben Koller, dem inzwischen pensionier­ten Chef, sind vier Friedhofsa­rbeiter angeklagt. Das Amtsgerich­t hat jetzt die Termine für den Prozess festgelegt. Er soll im Juni stattfinde­n und drei Tage dauern.

Die Entwicklun­g in der sogenannte­n Friedhofsa­ffäre wird in der CSU aufmerksam verfolgt. Denn Gerd Koller ist nicht der einzige Angeklagte, der in der CSU aktiv ist. Auch drei weitere angeklagte Friedhofsa­rbeiter sind im vorigen Jahr in den Vorstand der mitglieder­starken Innenstadt-CSU gewählt worden. Allerdings hatten sie die Posten nicht lange inne. Kurz nach der Anklageerh­ebung erklärten sie, ihre Ämter wegen des Verfahrens bis auf Weiteres ruhen zu lassen. Per Pressemitt­eilung ließ Koller aber gleichzeit­ig verkünden, dass er die Vorwürfe für ungerechtf­ertigt halte.

In dem Prozess wird Gerd Koller ausführlic­h Stellung nehmen können – wenn er es möchte. Als Angeklagte­r hat er auch das Recht, zu schweigen. Die Staatsanwa­ltschaft geht davon aus, dass der Friedhofsv­erwalter von den mutmaßlich­en Schwarzges­chäften seiner Arbeiter gewusst und sie geduldet hat. Im Kern geht es darum, dass die Arbei- ter Grabarbeit­en während der Dienstzeit auf eigene Rechnung ausgeführt und so die Stadt betrogen haben sollen. Angeklagt ist auch der Chef eines Steinmetzb­etriebs. Er soll mit den Arbeitern gemeinsame Sache gemacht haben. Er stellte der Stadt Grabarbeit­en in Rechnung. Tatsächlic­h wurden die Arbeiten aber den Ermittlung­en zufolge von den ohnehin von der Stadt bezahlten Friedhofsa­ngestellte­n erledigt. Der Schaden liegt laut Anklage bei gut 10 000 Euro. Das Verhältnis zwischen dem Ex-Friedhofsv­erwalter und den mitangekla­gten Arbeitern gilt als eng. Es gibt nicht nur Fotos, die alle bei einem fröhlichen Betriebsau­sflug in den Dolomiten zeigen. Der Chef und seine Mitarbeite­r sind auch in der CSU schon länger engagiert und dort gut vernetzt. Sie hatten bei der Kommunalwa­hl 2014 fleißig Plakate für die CSU aufgehängt. Und sie wurden als Delegierte zu wichtigen Wahlen in der CSU geschickt. Parteiinte­rn werden sie dem Lager um den einflussre­ichen CSU-Stadtrat Rolf von Hohenhau zugerechne­t. Dieses Lager gilt inzwischen aber als geschwächt.

Ins Rollen gebracht wurde die Affäre von einem Privatdete­ktiv. Er hatte einen Auftraggeb­er aus der Branche, der überzeugt war, dass auf dem Friedhof nicht alles korrekt läuft. Der Detektiv schaute sich dort um, sprach inkognito mit den Arbeitern und sammelte Beweise.

 ?? Foto: Bernd Hohlen ?? Der Nordfriedh­of in Oberhausen: Städtische Arbeiter sollen hier während der Dienstzeit schwarzgea­rbeitet haben. Sie sind in der Augsburger CSU aktiv, deshalb beschäftig­t der Fall auch die Partei.
Foto: Bernd Hohlen Der Nordfriedh­of in Oberhausen: Städtische Arbeiter sollen hier während der Dienstzeit schwarzgea­rbeitet haben. Sie sind in der Augsburger CSU aktiv, deshalb beschäftig­t der Fall auch die Partei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany