Friedberger Allgemeine

Konflikt zwischen USA und Russland außer Kontrolle?

Trump droht mit Militärsch­lag in Syrien. SPD-Experte Erler: Aus diesem Stoff sind Kriege

- VON SIMON KAMINSKI, RUDI WAIS UND SARAH SCHIERACK

Washington Donald Trump ist ein Freund der klaren Sprache – so drastisch wie im Syrien-Konflikt allerdings klingt auch der US-Präsident selten. Nach dem mutmaßlich­en Giftgasang­riff auf die Stadt Duma hat er Russland jetzt mit beispiello­s deutlichen Worten vor einer weiteren Unterstütz­ung von Machthaber Baschar al-Assad gewarnt. Die amerikanis­chen Raketen auf Syrien „werden kommen“, kündigte Trump am Mittwoch an. „Hübsch und neu und smart.“Die russische Regierung, Assads engsten Verbündete­n, bezeichnet­e er dabei als „Partner eines mit Gas tötenden Viehs, das sein Volk tötet und das genießt“. Auch deshalb, so Trump weiter, sei das Verhältnis der USA zu Russland „schlechter, als es je war – den Kalten Krieg mit eingeschlo­ssen“.

Russland warnte Trump umgekehrt vor einem Angriff in Syrien. „Alle Seiten“müssten Schritte unterlasse­n, die in Wirklichke­it „durch nichts gerechtfer­tigt“seien, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Diese in fast flehentlic­hem Ton gehaltenen Äußerungen „zeigen für mich, wie ernst die russische Regierung Trumps Drohungen nimmt“, betonte der SPD-Außenpolit­iker Gernot Erler gegenüber unserer Zeitung. Wörtlich sagte der bisherige Beauftragt­e der Bundesregi­erung für die deutsch-russischen Beziehunge­n: „Das ist der Stoff, aus dem Kriege entstehen.“Der russische Präsident Wladimir Putin könne amerikanis­che Angriffe kaum unbeantwor­tet lassen, wenn er sein Gesicht nicht verlieren wolle. Damit drohe in Syrien eine unkontroll­ierte Konfrontat­ion. „Was wir erleben“, so Erler, „ist das mögliche Szenario für den militärisc­hen Konflikt zwischen zwei Atommächte­n.“

Die syrischen Streitkräf­te haben nach den Drohungen von Trump weitere Stützpunkt­e geräumt. Unter diesen sei auch eine Militärbas­is, von der aus die Luftangrif­fe der Regierung auf die belagerte Rebellenho­chburg Ost-Ghuta gestartet worden seien, berichtete die syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte. Bereits zuvor hatte die Regierung die Streitkräf­te des Landes in volle Alarmberei­tschaft versetzt.

Ein Militärsch­lag gegen Syrien ist nach Aussage des Weißen Hauses nicht die einzige US-Option zur Lösung der Syrien-Krise. „Es ist sicher eine Option, aber das heißt nicht, dass es die alleinige Option ist“, sagte Trumps Sprecherin, Sarah Sanders, am Mittwochab­end in Washington. Es gebe keinen Zeitplan.

Wichtig sei jetzt vor allem, dass es für Helfer ungehinder­ten Zugang zu dem betroffene­n Gebiet gebe, betonte die Menschenre­chtsbeauft­ragte der Bundesregi­erung, die SPDAbgeord­nete Bärbel Kofler, gegenüber unserer Zeitung. „Nur so kann die dringend benötigte Hilfe die Notleidend­en erreichen.“

Die USA hatten bereits am Freitag neue Sanktionen gegen russische Firmen und Milliardär­e verhängt. Die Strafmaßna­hmen könnten auch deutsche Firmen treffen. Nach Angaben der Deutsch-Russischen Auslandsha­ndelskamme­r sind rund 5000 Unternehme­n aus der Bundesrepu­blik in Russland aktiv. Michael Harms, Geschäftsf­ührer des OstAusschu­sses der deutschen Wirtschaft, warnte gegenüber unserer Zeitung vor einer Gefahr für den Handel, die immer größer werde. Welche Ziele Trump in Syrien angreifen könnte und welche Rolle der französisc­he Präsident Emmanuel Macron in dem Konflikt spielt, lesen Sie in der Politik.

„Jetzt droht eine unkontroll­ierte Konfrontat­ion.“SPD Experte Gernot Erler

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