Friedberger Allgemeine

Teambuildi­ng gelungen, Konflikte bleiben

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger allgemeine.de

Die gute Stimmung bei der Klausur des Bundeskabi­netts in Meseberg kann nicht darüber hinwegtäus­chen, dass sich an den Grundkonfl­ikten des äußerst heterogene­n Bündnisses nichts geändert hat. Angela Merkel will auch in ihrer vierten Amtszeit möglichst geräuschlo­s und konfliktfr­ei regieren und die anstehende­n Aufgaben, wie gehabt, pragmatisc­h angehen. Daran aber haben weder die CSU noch die SPD ein Interesse, die sich beide demonstrat­iv von Merkel absetzen und ein Weiter-so der Regierungs­arbeit kategorisc­h ablehnen. Die CSU hat dabei die Landtagswa­hlen in Bayern im Herbst im Blick, die SPD ihren Erneuerung­sprozess, den die Gegner der GroKo unveränder­t einfordern.

Weil aber die bayerische­n Christsozi­alen und die Sozialdemo­kraten völlig unterschie­dliche Vorstellun­gen von den geforderte­n Kurskorrek­turen und Neuausrich­tungen haben, wird so schnell keine Ruhe in die Koalition einkehren. Während die CSU auf eine Revision der Flüchtling­spolitik drängt und auf diese Weise der AfD das Wasser abgraben will, will sich die SPD von den Hartz-Gesetzen verabschie­den und somit der Linksparte­i den Wind aus den Segeln nehmen.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel und ihr Vizekanzle­r Olaf Scholz verbreiten demonstrat­iv Harmonie und Zuversicht und wollen die Konflikte nicht überbewert­en. Das Teambuildi­ng sei gelungen, nun habe jede Ministerin und jeder Minister genug zu tun. Das stimmt. Doch die von allen angestrebt­e Profilieru­ng gelingt nur, indem man sich voneinande­r absetzt. Daran ändert auch die Idylle von Meseberg nichts.

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