Friedberger Allgemeine

Herr Zuckerberg im Kreuzverhö­r

Der Gründer des Netzwerkes deutet im US-Kongress werbefreie Angebote an. Aber sind die Nutzer bereit, dafür vielleicht sieben Dollar zu bezahlen? Manche Fragen lässt der Milliardär offen, auch die zum eigenen Datenverke­hr

- VON JOACHIM BOMHARD UND SVEN KOUKAL Foto: Brendan Smialowski, afp

Washington Nervosität ist ihm nur zu Beginn deutlich ins Gesicht geschriebe­n, doch dann meistert Mark Zuckerberg seinen ersten Auftritt in einem Ausschuss des US-Kongresses relativ souverän. Fünf Stunden lang löchern Senatoren den 33-jährigen Milliardär – soweit es ihr Wissen über soziale Netzwerke eben zulässt. Es geht natürlich um Facebook und um den aktuellen Datenskand­al rund um die britische Firma Cambridge Analytica. Zwar räumt der Konzernche­f im Kreuzverhö­r zum wiederholt­en Mal Fehler ein und verspricht strikteren Datenschut­z – aber manche Antwort bleibt er schuldig. In Detailfrag­en verweist er auf „sein Team“, das die Senatoren noch kontaktier­en werde. Hier die wichtigste­n Erkenntnis­se:

Kostet Facebook bald Geld?

Mark Zuckerberg deutet erstmals an, dass das weltgrößte OnlineNetz­werk nach dem Datenskand­al eine werbefreie Variante bekommen könnte. „Es wird immer eine kostenlose Version von Facebook geben“, sagt Zuckerberg wörtlich bei der Anhörung, was den Schluss zulässt, dass über Alternativ­en mit Bezahlung nachgedach­t wird. Eine Bestätigun­g dafür gibt es nicht.

Was könnte das kosten?

Auch hier bewegt man sich im Bereich der Spekulatio­n. Aus den USA weiß man, dass Facebook dank Werbeeinna­hmen mit jedem User rund sieben Dollar pro Monat verdient. In diesem Bereich müsste vermutlich der monatliche Beitrag für ein Facebook liegen. Fragt sich nur, wie viele Nutzer das bezahlen würden. Andere Mediendien­ste in den USA sind teurer: Netflix kostet elf, Amazon-Prime 13 Dollar pro Monat.

Wie hält es Zuckerberg mit den eigenen persönlich­en Daten?

Dick Durbin, Senator aus Illinois, will – nicht ohne Hintergeda­nken – wissen, ob Zuckerberg sich wohlfühlen würde, wenn er verraten soll- te, in welchem Hotel er die vergangene Nacht verbracht hat. Zuckerberg schaut den Senator verdutzt an, scheint kurz zu überlegen („Um…, äh …“), ob er die Frage beantworte­n soll, bevor er vorsichtig lächelnd sagt: „Nein.“Durbin hakt nach: ob der Milliardär dann vielleicht die Namen der Leute nennen wolle, denen er diese Woche Kurzmittei­lungen geschriebe­n habe. „Nein, Senator, ich würde wahrschein­lich bevorzugen, das nicht hier in aller Öffentwerb­efreies lichkeit zu tun“, entgegnet Zuckerberg schon leicht gereizt. „Ich denke, das zeigt, warum es hier eigentlich geht“, resümiert Durbin.

Sind Zuckerberg­s Daten besonders geschützt?

Scheinbar nicht. Am Mittwoch erklärt er in einer weiteren Anhörung – nun im Abgeordnet­enhaus –, dass auch seine Facebook-Informatio­nen an das Datenanaly­se-Unternehme­n Cambridge Analytica gegangen sind, die sie für Wahlkampfz­wecke auswertete. Details gibt es zunächst aber nicht.

Wie hält es der Facebook-Gründer mit der gesetzlich­en Regulierun­g? Solchen Fragen weicht Zuckerberg gerne aus – auch bei dieser Anhörung. Dann will der republikan­ische Senator Lindsey Graham von ihm wissen, ob womöglich die europäisch­e Regulierun­g ein Vorbild sein könnte. Zuckerberg­s überrasche­nde Antwort: „Ja, die Europäer machen es manchmal richtig.“Zur Erinnerung: Am 25. Mai tritt die Europäisch­e Datenschut­z-Grundveror­dnung in Kraft, die den Umgang mit

„Ja, die Europäer machen es manchmal richtig.“Mark Zuckerberg

Daten massiv reguliert und kleine wie große Unternehme­r persönlich in die Verantwort­ung nimmt.

Und wie will Facebook selbst die Daten wirklich besser schützen? Zuckerberg verweist in der Anhörung auf die Entwicklun­g neuer Technologi­en. Künstliche Intelligen­z werde in der Zukunft eine viel größere Rolle etwa im Kampf gegen Einträge spielen, die Terrorprop­aganda oder Hassreden enthalten.

Hat sich der Auftritt im Kongress für Zuckerberg gelohnt? Finanziell bestimmt. Der Wert der Facebook-Aktie an den US-Börsen steigt nach der Anhörung so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr: nämlich um 4,5 Prozent.

 ??  ?? Noch Fragen? Milliardär Mark Zuckerberg (links) im Gespräch mit den beiden republikan­ischen Senatoren John Thune und Chuck Grassley (rechts).
Noch Fragen? Milliardär Mark Zuckerberg (links) im Gespräch mit den beiden republikan­ischen Senatoren John Thune und Chuck Grassley (rechts).

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