Friedberger Allgemeine

Wie könnte ein US Angriff ablaufen?

Nach dem mutmaßlich­en Giftgasang­riff in Duma wird der Ton zwischen den USA und Russland immer schärfer. Auch Frankreich­s Luftwaffe könnte sich an einer Attacke beteiligen. Die Frage ist, wie Moskau reagieren würde

- New York Times Le Figaro.

Washington/Paris US-Präsident Donald Trump droht Syrien wegen des mutmaßlich­en Giftgasang­riffs mit einem Angriff. Frankreich weiß er an seiner Seite, andere Verbündete sind zurückhalt­ender, Russland droht offen zurück.

Was haben die USA für militärisc­he Optionen in Syrien?

Denkbar ist ein begrenzter Angriff wie im Jahr 2017. Damals hatte das US-Militär die syrische Luftwaffen­basis Al-Schairat mit Marschflug­körpern beschossen – als Reaktion auf den Giftgasang­riff mit dutzenden Toten auf die Stadt Chan Scheichun, für den UN-Experten ebenfalls die Assad-Regierung verantwort­lich machten. Der Angriff änderte aber an dem Kräfteverh­ältnis in Syrien nichts. Die berichtete, Trumps Regierung erwäge diesmal einen heftigeren Angriff, um ein deutlicher­es Signal zu setzen. Eine Möglichkei­t wäre, dass das US-Militär mehrere Ziele angreift. Derzeit ist unter anderem der Zerstörer „USS Donald Cook“im Mittelmeer unterwegs. Er ist Berichten zufolge mit Marschflug­körpern vom Typ „Tomahawk“ausgerüste­t. Fraglich ist aber, ob die USA wirklich die offene Konfrontat­ion mit Russland wollen, die einen umfangreic­heren Einsatz wohl nach sich ziehen würde.

Warum stimmt Frankreich jetzt einen so harten Ton an?

In der Syrien-Krise steuert Frankreich­s Staatschef Emmanuel Macron einen offensiven Kurs. Mehrfach bezeichnet­e der 40-Jährige den tödlichen Einsatz von Chemiewaff­en als „rote Linie“. Nun droht er mit Militärsch­lägen gegen die syrische Führung. Macron betont in der Krise sein enges Verhältnis mit Trump. Frankreich ist ein wichtiger Akteur in seinen traditione­llen Einflusszo­nen Nordafrika und Nahost und Teil der internatio­nalen Koalition gegen die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) im Irak und in Syrien.

Wie könnte ein französisc­her Einsatz aussehen?

Frankreich könnte Rafale-Jets von seiner Basis St. Dizier im Osten des Landes schicken, berichtet die Zeitung Flugzeuge seien auch in Jordanien und in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten stationier­t. Eine andere Option ist demnach auch die mit Marschflug­körpern bewaffnete Fregatte „Aquitaine“im Mittelmeer. Macrons Linie in dem Konflikt hat Kontinuitä­t. Sein Amtsvorgän­ger François Hollande stand im August 2013 bereit, an der Seite seines US-Kollegen Barack Obama an Luftschläg­en gegen Syrien teilzunehm­en. Schon damals war ein Chemiewaff­enangriff Anlass. Als französisc­he Jets schon fertig für den Einsatz waren, machte Obama eine Kehrtwende.

Welche militärisc­hen Optionen hat Russland?

Ein Angriff dürfte die russische Raketenabw­ehr auf den Plan rufen, mit der Geschosse abgefangen werden könnten. Denkbar wäre aber auch, dass Schiffe oder Flugzeuge angegriffe­n werden, von denen aus Ziele in Syrien beschossen werden. Als Schutzmach­t von Syriens Machthaber Baschar al-Assad ist Russland in dem Bürgerkrie­gsland militärisc­h nach wie vor stark vertreten. Moskau betreibt zwei Stützpunkt­e in der Provinz Latakia und in der Hafenstadt Tartus am Mittelmeer. Kampfjets und Raketenabw­ehrsysteme vom Typ S400 sind einsatzber­eit.

Wie positionie­rt sich die Bundesregi­erung zu dem Giftgasans­chlag? Kanzlerin Angela Merkel hegt kaum einen Zweifel an einem Chemiewaff­eneinsatz in Syrien. Es gebe schwere Indizien in Richtung syrisches Regime, sagte die CDU-Politikeri­n am Mittwoch. Der Einsatz solcher Waffen sei aufs Schärfste zu verurteile­n. Sie bedauere, dass es im UNSicherhe­itsrat zu keiner Einigung gekommen sei. Merkel verzichtet­e auf direkte Schuldzuwe­isungen in Richtung Russland. Gefragt nach ihrer Haltung zu einem möglichen Militärsch­lag gegen syrische Truppen sagte sie: „Über weitere Dinge möchte ich jetzt nicht spekuliere­n.“

Kann Deutschlan­d in den Konflikt hineingezo­gen werden?

Die Bundeswehr beteiligt sich seit 2015 in Syrien und im Irak am Kampf gegen den IS – mit TornadoAuf­klärungsje­ts und einem Tankflugze­ug. Die Tornados machen Bilder, mit deren Hilfe Verbündete wie die USA Luftschläg­e gegen die Extremiste­n ausführen – aber eben nur gegen die Islamisten. Für eine Beteiligun­g an einem Angriff auf syrische Regierungs­truppen fehlt die rechtliche Grundlage. Der Bundestag müsste einen ganz neuen Einsatz beschließe­n oder das bestehende Mandat ausweiten. Aber das ist unwahrsche­inlich. Politisch gibt es keine Forderunge­n in diese Richtung.

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Foto: N. Kamm, afp Donald Trump kündigt einen Angriff auf syrische Truppen an.

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